Wohnraummangel im Gailtal
Arnoldstein, Dellach und Hohenthurn kämpfen mit kreativen Ideen
Während Arnoldstein mit Neubauprojekten vorangeht, setzt Dellach auf die Wiederbelebung leer stehender Häuser. Hohenthurn punktet mit Lebensqualität, um Menschen in der Region zu halten.
Arnoldstein: Nachfrage
Die Nachfrage nach Wohnraum übersteigt das Angebot. Derzeit gibt es fünf Gemeindewohnungen, von denen jedoch vier noch renoviert werden. Zusätzlich bieten Genossenschaften wie „Meine Heimat“, Kärntner Friedenswerk und BUWOG etwa 30 Wohnungen an, die teilweise schon vergeben sind. Wiederum warten 88 Wohnungssuchende darauf, in Arnoldstein sesshaft zu werden. „Es sind nicht nur ortsansässige Familien, die aufgrund veränderter Lebenssituationen innerhalb der Gemeinde umziehen möchten“, so Monika Tschoffenig-Hebein vom Wohnungs und Sozialamt in Arnoldstein. Viele Berufspendler und Menschen mit Migrationshintergrund tragen ebenfalls zum steigenden Bedarf in der Grenzgemeinde bei.
Lösungen für die Zukunft
Ein Leuchtturmprojekt der Gemeinde ist das Reconstructingprojekt im Sebastian-Mayr-Weg. Hier entstehen drei moderne Gebäude mit insgesamt 50 Wohnungen, die zwei alte Gemeindebauten aus den 60er-Jahren ersetzen. Diese Neubauten erfüllen die modernen Ansprüche der Menschen. „Barrierefreiheit und Balkone stehen bei den Wohnungssuchenden hoch im Kurs“ergänzt Tschoffenig- Hebein. Doch nach Abschluss dieses Projekts sind vorerst keine weiteren Neubauten geplant – ein zweites Reconstructing könnte jedoch in naher Zukunft realisiert werden.
Dellach: Leerstand nutzen
In Dellach im Gailtal ist die Situation durchaus übersichtlicher, aber deswegen nicht weniger herausfordernd. „Die Gemeinde verfügt über keine freien Gemeindewohnungen, und auch eine Warteliste gibt es nicht“, erzählt Isabell Zwischenberger, Gemeindeamtsmitarbeiterin in Dellach an der Gail. Die meisten Interessenten stammen direkt aus der Region selbst und oft sind es Rückkehrer, die nach einigen Jahren wieder im Gailtal heimisch werden möchten.
Fokus auf Leerstände
Statt neue Bauprojekte zu starten, setzt Dellach auf die Reaktivierung privater Leerstände. Eigentümer der Immobilien werden aktiv dazu ermutigt, ihre Häuser und Wohnungen zu renovieren und wieder zu vermieten. Neubauprojekte oder eine stärkere Zusammenarbeit mit Wohnbaugenossenschaften sind derzeit nicht vorgesehen, auch weil der Trend bei den Genossenschaften eher in Richtung Verkauf älterer Objekte oder deren Umwandlung in betreutes Wohnen geht.
Hohenthurn: Leben
„Hohenthurn ist eine kleine Gemeinde mit engen Wohnungsmarkt. Die einzige Wohnanlage der Genossenschaft „Meine Heimat“ umfasst neun Einheiten und hier wird selten etwas frei“, so Marion Gallob von der Gemeinde Hophenthurn. Kürzlich konnte eine Wohnung neu vergeben werden, doch das ist eher die Ausnahme.
Abwanderung im Fokus
Wie viele ländliche Gemeinden kämpft auch Hohenthurn mit der Abwanderung junger Menschen. Um diesem Trend entgegenzuwirken, setzt die Gemeinde auf hohe Lebensqualität: Ein breites Freizeitangebot, aktive Vereine und eine starke Dorfgemeinschaft sollen besonders junge Familien und Berufstätige halten. Neubauprojekte oder größere Investitionen in den Wohnbau sind derzeit nicht geplant. Stattdessen verweist die Gemeinde Wohnungssuchende auf umliegende Ortschaften.
Zukunft des Wohnens
Die Abwanderung junger Menschen ist ein unsichtbarer Gegner, der die Gemeinden langfristig vor große Herausforderungen stellt. Mit dem Wegzug junger Fachkräfte und Familien steigt das Durchschnittsalter der Bevölkerung. Gleichzeitig sinkt die Kaufkraft, was sich negativ auf lokale Geschäfte, Handwerksbetriebe und die Wirtschaft auswirkt. Schulen und Kindergärten in der Region könnten in Zukunft bedroht sein, wenn die Kinderzahlen weiter zurückgehen. Auch das kulturelle Leben leidet: Vereine und Freiwilligenorganisationen kämpfen zunehmend damit, neue Mitglieder zu gewinnen, da die junge Generation immer häufiger das Weite sucht. Unterschiedliche Wege, ein gemeinsames Ziel. Es gibt keinen universellen Lösungsansatz für den Wohnraummangel.
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