Favoriten
Flüchtlingswohnungen sorgen weiter für Ärger im Grätzl

- Neue Details gibt es zu einem Wohnhaus in Favoriten, das nur von Geflüchteten bewohnt wird.
- Foto: Karl Pufler/MeinBezirk
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Seit einem halben Jahr wohnen anerkannte Flüchtlinge in einer Wohnhausanlage in Favoriten. Das Wohnhaus ist Teil eines sozialen Pilotprojekts, doch Kritik gibt es seitens der FPÖ und den Nachbarn vor Ort. Wie steht es inzwischen um die Nachbarschaft?
WIEN/FAVORITEN. Neue Details gibt es zu einem Wohnhaus in Favoriten, das nur von Geflüchteten bewohnt wird. Das Gebäude mit hochwertiger und kostspieliger Ausstattung (Klimaanlage, Balkone, begrünte Terrassen) sorgte im Herbst mit der komfortablen Einrichtung und eingeschränkter Vermietung für Ärger bei den Wiener Freiheitlichen. Aber auch Anrainerinnen und Anrainer beklagten den Einzug der neuen Nachbarschaft. MeinBezirk berichtete:
Der Neubau befindet sich im Besitz der Firma Rainer Gruppe. Ursprünglich war das Bauunterfangen als sogenannte Multi-Use-Immobilie geplant, die Mietwohnungen für eine große, vielfältige Zielgruppe angedacht gewesen, heißt es auf der Website. Das Haus füllte sich allerdings nicht wie vom Bauherrn geplant. Aus dem Grund wurde es an die Diakonie, mit finanzieller Unterstützung des Fonds Soziales Wien (FSW), weitervermietet.
Hälfte der Wohnungen besetzt
Im Gebäude gibt es 110 Wohneinheiten und sechs Büros, die Diakonie vermietet die Wohnungen für Asylberechtigte gegen Bezahlung. Seit mehr als 30 Jahren ist die Organisation in der Integrationsunterstützung aktiv und hilft geflüchteten Menschen beim Weg in die Selbsterhaltung, unter anderem mit Integrationsstartwohnungen. Das Konzept ist demnach nichts Neues.

- Nach einem erfolgreichen Asylverfahren haben Flüchtlinge die Möglichkeit auf ein Zuhause in Favoriten. (Symbolfoto)
- Foto: BERNADETT SZABO / REUTERS / picturedesk.com
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Bis jetzt sind über 50 Wohnungen vermietet und beherbergen zum Großteil Familien, die aus Krisengebieten fliehen mussten, erzählt Diakonie-Sprecherin Roberta Rastl-Kircher gegenüber MeinBezirk. Es gibt außerdem schon einige weitere Vormerkungen für die anderen Wohneinheiten. Alle Bewohnerinnen und Bewohner verfügen über einen dauerhaften Schutzstatus und haben somit einen uneingeschränkten Zugang zum Arbeitsmarkt.
Genauso wie die österreichischen Staatsbürgerinnen und -bürger können die Flüchtlinge Sozialhilfe beantragen, um bei der Miete ihrer Wohnung unterstützt zu werden. Da es sich bei dem Neubau nicht per se um Soziales Wohnen handelt, müssen die Mieterinnen und Mieter selbst für den gesamten Mietpreis aufkommen.
Selbsterhaltung wird großgeschrieben
Für die Geflüchteten ist es demnach umso wichtiger, rasch eine profitable Arbeit zu finden, um sich den Lebenserhalt leisten zu können. Dafür haben die Flüchtlinge 18 Monate Zeit, denn so lange dürfen sie in diesen Wohnungen bleiben. Bevor es für die Menschen zur Arbeitsaufnahme geht, sind ein paar andere Schritte notwendig, zum Beispiel der Spracherwerb sowie die Anerkennung von Ausbildungen. Dies ist laut der sogenannten Integrationsvereinbarung festgelegt und von allen Mieterinnen und Mietern des Wohnbaus unterzeichnet.
Selbstständige, aber faire Integration stehe demnach im Vordergrund des Projekts, heißt es. Im Auswahlverfahren ("Clearing Prozess") werden Gespräche mit Geflüchteten geführt, um festzustellen, wer wirklich ein Anrecht auf das Wohnen im Zuge des Projekts hat.

- Stadtrat Peter Hacker unterstützt das Pilotprojekt in der Favoritenstraße 185. (Archiv)
- Foto: HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com
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Im Wohngebäude befinden sich neben einem Supermarkt auch einige Büros, die für kostenlose Beratungsgespräche mit den Flüchtlingen dienen, um diese bei der Arbeitssuche anzuleiten, Bewerbungsschreiben durchzugehen und bei bürokratischen Anliegen zu unterstützen. Die Eingliederung der Kinder in Schulen und Kindergärten sowie die Auswahl an Deutschkursen wird ebenfalls besprochen, erklärt die Diakonie.
Große Aufregung
Die FPÖ heißt das Unterfangen jedoch nicht gut, man sprach sich mehrmals gegen die "Luxus"-Unterbringung der Flüchtlinge in der Wohnhausanlage aus. "Von Luxus kann nicht wirklich die Rede sein, da Familien zum Teil mit vier, fünf Kindern auf 60 Quadratmetern leben", äußert sich Rastl-Kircher zu der Anlage. "Dennoch wird ein sicheres Umfeld geboten. Innerhalb dieses Wohnbaus haben Familien die Möglichkeit, sich ein selbstständiges Leben in Wien aufzubauen und sich ganz auf die Arbeitsuche konzentrieren."
Der Favoritner Bezirksrat Christian Schuh (FPÖ) sagt gegenüber MeinBezirk, dass man in diesem Bereich weitere Kriminalitätshotspots wie beim nahegelegenen Reumannplatz befürchtet, die Diakonie sieht die neue Wohnhausanlage nicht als Gefahr. Auch haben die Freiheitlichen Bedenken aufgrund der aktuellen Lage am Wiener Wohnungsmarkt für andere Bewohnende, die ebenfalls auf Sozialhilfe angewiesen sind. In einer Beantwortung auf eine FPÖ-Anfrage sagte Sozialstadtrat Peter Hacker (SPÖ), dass es in der Hauptstadt reichlich Angebot für Wohnungssuchende gibt, meint damit etwa Smartes Wohnen oder die städtische Hausverwaltung Wiener Wohnen.
Zuletzt berichtete etwa "Krone.at" (Paywall) über ein Müllproblem, angeblich verursacht durch die neuen Mieter des genannten Wohnbaus. Anrainerinnen und Anrainer aus einem benachbarten Gemeindebau beschweren sich laut dem Bericht über Müllberge in der Nähe. Auf Anfrage teilte die Diakonie mit, dass man an einer Lösung arbeite. Laut der Organisation gebe es jedoch positive Resonanz in der Nachbarschaft, wie beispielsweise Sachspenden für die geflüchteten Familien.
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