Interview mit Brigitte Hoffmann-List
Mag. Brigitte Hoffmann-List forscht in Stadlau bis ins Mittelalter zurück.

- hochgeladen von Christine Neumeyer
1) Liebe Brigitte, du lebst schon lange in Niederösterreich, aber aufgewachsen bist du in Stadlau. Viele deiner Bücher spielen in Stadlau. Was verbindet dich mit diesem Wiener Stadtteil?
Ich bin in Stadlau aufgewachse: damals für uns Kinder der schönste Ort der Welt. Kleine, nette Geschäfte, freundliche Leute, ein schöner Markt am Genochplatz, ein Bahnhof, der mich immer faszinierte, Endstation der Linie 16 – mit der Straßenbahn konnte man, ohne umzusteigen, bis in den ersten Bezirk fahren. Man konnte zu Fuß zur Alten Donau, die im Sommer so wie im Winter sehr begehrt war. Mit 15 bin ich weggezogen, bin aber immer wieder auf Besuch zurückgekommen, und habe dann auch gesehen, wie sehr sich manches verändert hat. Besonders getroffen hat mich das Verschwinden des Genochmarktes, ein schöner Treffpunkt für alle Stadlauer.
2) Du hast Germanistik und Ur-Frühgeschichte studiert. In deinen Büchern arbeitest du dein Wissen gerne ein, man erfährt interessante Details aus der Vergangenheit, und dennoch schreibst du meist aus der Perspektive eines Kindes oder jungen Menschen. Das ist eine interessante Mischung. Wie kam es dazu oder was steckt dahinter?
Eines Tages bin ich auf die Idee gekommen, Geschichten, die in Stadlau spielen, zu schreiben. Ich wollte das alte Stadlau, so wie ich es erlebt hatte, irgendwie „bannen“. Als ich 11 Jahre alt war, brachte mir mein Vater (er war Bibliothekar) ein Büchlein, das hieß „Laura erlebt die Prärie“. Das war meine erste Begegnung mit der amerikanischen Schriftstellerin Laura Ingalls Wilder. Ich war vom ersten Augenblick an fasziniert. Sie schreibt alles, was sich abspielt, aus der Sicht eines Kindes. Und, als ich dann dranging, mein Stadlauer Büchlein zu schreiben, habe ich mir gedacht: So mache ich es auch. Ich habe alle ihre Bücher gelesen, die sogen. „Little House-Stories“, die dann auch alle verfilmt worden sind. Auch an ihren Titel habe ich mich „drangehängt“: „Little House on the Prärie“ – bei mir heißt es: „Kleines Haus in Stadlau“.
Vor ein paar Jahren bin ich dann nach Amerika gereist. Ich wollte unbedingt wissen, wie das „Little House“ und seine Umgebung ausgesehen haben. Im Museum lernte ich eine nette Dame kennen, die wiederum den Redakteur der Zeitung Independence Chronicles kannte. Ich wurde natürlich bestaunt wie ein blaues Wunder: da kam jemand eigens aus Austria, um das „Little House“ zu sehen. So ist dann ein schöner Artikel in der amerikanischen Zeitung entstanden (Artikel anbei).
3) Du bist seit Kurzem Mitglied bei den Mörderischen Schwestern, das Netzwerk für Krimi-Frauen. Dort findet man eine Seite mit Informationen zu deiner Arbeit als Schriftstellerin (siehe link). Ansonsten stehst du eher distanziert zum Internet. Möchtest du uns dazu etwas sagen?
Dem Internet stehe ich distanziert gegenüber, weil ich gar keines habe. Da habe ich den Anschluss verpasst. Ich dachte immer, das brauche ich ja gar nicht mehr – aber das stimmt leider nicht. Zwei Mal versuchte ich, einen Kurs für Erwachsene zu machen. Leider war ich oft die einzige wirkliche Anfängerin, und so gab ich bald frustriert auf. Doch ich habe jetzt meinen dritten Versuch gestartet. Da gibt es einen sehr netten Nachbarn (pensionierter HTL-Lehrer), der Privatunterricht für die „Hängengebliebenen“ wie mich, anbietet.
4) Dein Buch Mord im Kloster wirkt wie ein kleines Stadlauer Schmuckstück. Mit vielen bunten mittelalterlichen Abbildungen. Wie bist du zu diesen prachtvollen Bildern gekommen?
Immer schon habe ich mich für das Mittelalter interessiert und irgendwann habe ich in einem Buch über die Babenberger gelesen, dass Friedrich II (Der Streitbare) seine Schwester Konstanzia in Stadlau verheiratete (daher kommt die Konstanziagasse). Das Turnier fand dort statt, wo sich das Gasthaus Kainz befand, Ecke Langobarden/Stadlauer-Straße. Man kann da noch so eine leichte Ausbuchtung sehen. Stadlau im Mittelalter! Da war schon auch viel Recherchieren notwendig.
Die schönen Miniaturen habe ich aus der Nationalbibliothek. Die waren sehr freundlich dort, ich musste nur eine ganz kleine Schutzgebühr bezahlen. Gefunden habe ich sie in einem Kunstkatalog. Ein Teil der Abbildungen befindet sich in München, und ein Teil hier in Wien (zu meiner großen Freude).
5) Möchtest du uns zum Abschluss eine Botschaft oder einen Rat für die Leserinnen und Leser mitgeben?
Es ist sehr wichtig, ein Kind zu bleiben. Das ist der Boden, auf dem wir stehen. Mein Vorbild Laura Ingalls Wilder sagte: „Enjoy the simple things of life. Live close to nature“. Aus der Natur empfangen wir eine große Kraft. Sie gleicht das aus, was gelegentlich Menschen anderen Menschen antun.
Vielen Dank für deine Zeit, liebe Brigitte.
Redakteurin Christine Neumeyer, Stadlauerin, Mörderische Schwester, für Mein Bezirk.at.





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