Parkpickerl
Unbehagen in der Donaustadt vor Parkpickerl-Start
Ab 1. März gilt das flächendeckende Parkpickerl auch in der Donaustadt. Je näher der Termin rückt, umso größer werden die Sorgen. Die ÖVP fordert eine Alternative, die Bezirksvorstehung versucht zu beruhigen.
WIEN/DONAUSTADT. Die Verunsicherung in der Parkpickerl-Thematik ist nach wie vor groß. Das ist derzeit auch in der Donaustadt zu spüren, wo sich einige besorgte Bürgerinnen und Bürger an die BezirksZeitung gewandt haben. Der einheitliche Kanon: Kommt das Parkpickerl in der jetzt geplanten Version, droht ein Chaos.
Günther Triembacher wohnt in der Donaustadt und engagiert sich seit Jahren in Pensionistenheimen in Floridsdorf. Er macht dort unentgeltlich Musik- und Tanznachmittage für die Bewohner. Zur Ausübung dieser Tätigkeit muss er mit dem Auto anreisen, schließlich muss er seine Anlage und Instrumente transportieren. Ihn stelle das Parkpickerl nun vor große Herausforderungen, wie er gegenüber der BezirksZeitung betont. In zwei Stunden sei es schlicht nicht machbar, alles aufzubauen, die Anlage abzustimmen, zu spielen und wieder abzubauen. Wie das Parkpickerl derzeit konzipiert ist, müsste er es nach jeweils zwei Stunden umparken.
Ein älterer Herr mit Krebsleiden hat ein Grundstück mit Sommerhäuschen in der Donaustadt gekauft, um in den wärmeren Monaten an der frischen Luft entspannen zu können. Als Zweitwohnsitz bekommt er keine Anwohnerparkgenehmigung, da es sich dort nicht um einen Kleingartenverein handelt. Er fragt: "Wie können sich meine Frau und ich in Zukunft unsere Sommerzeit im Garten leisten, wenn wir von neun bis 22 Uhr alle zwei Stunden 4.40 Euro zahlen müssen?"
Aus der Bezirksvorstehung in der Donaustadt kommt durchaus Verständnis dafür, dass die Einführung des Parkpickerls Einschnitte in das Leben vieler Menschen bedeutet. Allerdings sei die Einführung der flächendeckenden Parkraumbewirtschaftung aufgrund des Stellplatzdrucks notwendig geworden. "Zweifelsohne braucht es da auch Umstellungen im individuellen Verhalten. Es hat aber bislang in 18 Bezirken gut funktioniert, weshalb wir zuversichtlich sind, dass es auch in der Donaustadt funktionieren wird", heißt es aus der Bezirksvertretung.
Thomas Huger, ein VP-Bezirksrat wohnt in der Donaustadt und arbeitet in Floridsdorf, weshalb das Parkpickerl für ihn zu einem großen Problem wird. Für das Parkpickerl in der aktuell geplanten Version zeigt er wenig Verständnis: "So gibt es für viele Menschen nur eine finanzielle Zusatzbelastung, für das Klima beispielsweise ergibt sich so aber kein positiver Effekt." Viele Betroffene müssten so nämlich auf Parkhäuser ausweichen, eine teure Alternative, aber alle zwei Stunden das Auto umstellen, das sei einfach nicht möglich. Zudem sei es für Pendlerinnen und Pendler häufig mit einem erheblichen zeitlichen Mehraufwand verbunden, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zwischen der Donaustadt und Floridsdorf zu pendeln, betont Huger.
Rufe nach einer Alternativlösung
Die öffentlichen Querverbindungen würden hier schlichtweg fehlen oder seien nicht zumutbar. "Alle die solche Vorschläge postulieren, sollen selbst herkommen und sich die Fläche der beiden Bezirke anschauen", zeigt sich der VP-Bezirksrat angriffslustig. So müsse unbedingt eine Alternativlösung her. Etwa durch die Möglichkeit, einen zweiten Bezirk für das Pickerl angeben zu können. Doch von Seiten der Bezirksvertretung sei keine Gesprächsbereitschaft vorhanden, klagt Huger.
"Das stimmt nicht", entgegnet Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ). Er habe sich gegenüber allen Bürgern immer gesprächsbereit gezeigt. Dazu würden auch alle Bezirksräte zählen. Allerdings beinhalte Gesprächsbereitschaft bei den Oppositionsparteien oft, dass sie wollen, dass ihre Standpunkte übernommen werden. Dazu sieht Nevrivy aber keine Notwendigkeit.
Auch von Menschen, die einen Garagenplatz gemietet haben, kommen besorgte Nachrichten. Sie müssten für ihre Mobilität nun doppelt zahlen, so die Befürchtungen. Zudem könnten sich so mehr Menschen gegen einen Garagenplatz entscheiden, wodurch wiederum eine zusätzliche Belastung für die vorhandenen Parkplätze entstehen würde.
Die Debatte ist der Bezirksvorstehung schon bekannt. Hier gelte aber grundsätzlich die Devise, dass das Parkpickerl kein Muss sei: "Wer ohnedies einen Garagenplatz hat, wird vermutlich darauf nicht angewiesen sein." Und die Stellplatzsituation soll schon wenige Wochen nach Einführung der Parkraumbewirtschaftung evaluiert werden, um frei gewordene Stellplätze auch für Begrünung, Fahrradwege und Gehsteigverbreitungen nutzen zu können, wo es möglich ist.
Sorgen über einen Wettbewerbsnachteil
Die Nationalratsabgeordnete Gudrun Kugler (ÖVP) sieht die Thematik hingegen kritisch: "Weniger Autos, mehr öffentlicher Verkehr – das sind wünschenswerte Ziele. Aber die Stadt hat sich ohne Bürgerbeteiligung für ein Parkpickerl entschieden, das viele Probleme mit sich bringt und nach Abzocke riecht."
So würden viele Menschen nun vor großen Herausforderungen stehen. Dünn besiedelte Einfamilienhaus-Gebiete am Stadtrand sollten wie die Donauinsel ausgenommen werden, mit einer Kurzparkzone am Vormittag um Dauerparker zu verhindern, fordert Kugler.
Unbedingt nötig seien außerdem Begleitmaßnahmen wie der Ausbau der Park&Ride-Anlagen an der Bezirksgrenze für Pendler, eine deutliche Intervallerhöhung des öffentlichen Verkehrs sowie mehr Querverbindungen zwischen Floridsdorf und der Donaustadt.
Bezirksvorsteher Nevrivy sieht in solchen Aussagen aber schlichtweg Parteipolitik: „Die ÖVP hat in anderen Bezirken das Parkpickerl mitgetragen, da war von Abzocke auch keine Rede.“
Ein Wirt aus Essling wiederum fürchtet, um sein berufliches Überleben, sobald das Parkpickerl in Kraft tritt. Er verzeichnete bereits Kündigungen von Mitarbeitern aufgrund des Parkpickerls. Außerdem fürchtet er um seine Kundschaft, die vielleicht dann doch anderswo essen geht, wo sie kein Parkpickerl zu bezahlen hat. Beispielsweise auf der anderen Seite der nahen Grenzen zu Niederösterreich. Dadurch würde ihm ein Wettbewerbsnachteil entstehen.
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