Arbeit in der Region - Anno dazumal
Papierfabrik - Holzschleife Schwanberg
Wenn man von Bad Schwanberg kommend, entlang der Schwarzen Sulm, in Richtung Garanas fährt, kommt man unweigerlich am Fabriksgebäude der ehemaligen Holzschleife Schwanberg vorbei.
BAD SCHWANBERG. Dieses Gebäude ist, ebenso wie das von mir beleuchtete Werksdirektionsgebäude in Kalkgrub, sehr geschichtsträchtig und von großer Bedeutung als Arbeitplatz für viele Menschen rund um Schwanberg in den Anfängen des 19. Jahrhundert gewesen.
Dazu die Vorgeschichte
Die derzeitige Anlage (Kleinwasserkraftwerk Weingerl) war früher zur Erzeugung des Ausgangsstoffes von Papier zuständig und gehörte zur Papiermanufaktur Guggenbach. Guggenbach ist ein Ortsteil von Übelbach in Bezirk Graz-Umgebung. Namensgebend für das im Jahre 1853 von Adolf Ruhmann gegründete Unternehmen war die Papierfabrik in Guggenbach in der Steiermark.
Das Unternehmen zählte zuletzt insgesamt zwölf Betriebe, beschäftigte rund 1600 Mitarbeiter und es wurden rund 60 % des für die in Österreich gedruckten Zeitungen und Zeitschriften benötigten Papiers erzeugt. Einer der Standorte war in Schwanberg, wo im Drei-Schichtbetrieb zuletzt etwa 20 Leute aus der Umgebung ihrer Arbeit nachgingen, welcher heute noch unter dem Namen „Die olde Hulzschleifn“ bekannt ist.
Stillstand in den Kriegsjahren
In den Kriegsjahren stand die Anlage teilweise still und gehörte unter anderem zur Firma Leykam. Erster Eintrag im Wasserbuch „Wehrneubau, Protok. 3/77“ von 17.08.1869 Die erste Wassernutzung erfolgte mit einem Wasserrad. Im Jahr 1912 (Untergang der Titanic), wurde in 2 Francis Turbinen, ein Druckrohr und diverse Maßnahen investiert (beide Turbinensätze gibt es noch). Mit beiden Francis Turbinen wurde jeweils ein Schleifstein angetrieben, mit welchen Holz (vorwiegend Fichte) zu einem Brei geschliffen wurde.
Frage der Auslastung
Jedoch stellte sich heraus, dass die Wasserführung schwankt und damit die Auslastung nicht gleichmäßig möglich ist. Zudem stieg der Bedarf an Papier. In der Zwischenkriegszeit wurde in eine Dampfmaschine investiert, um die beiden Schleifsteine bei schlechter Wasserführung zusätzlich anzutreiben. Mitte der 1950er Jahre wurde der Betrieb elektrifiziert. So ist die Dampfmaschine durch einen 420 PS, rund 310 kW starkem Elektromotor ersetzt worden, welcher mit einem dritten Schleifstein verbunden wurde.
Zudem trieb dieser, über Transmissionen (Riementrieb) die beiden anderen Schleifsteine der Turbinen bei schlechter Wasserführung (mit) an. Am Standort waren somit rund 600 kW an theoretischer Leistung verfügbar. Im Laufe der Zeit wurde die Produktion und Instandhaltung immer weniger rentabel. Der Betrieb schlitterte in den Konkurs. Worauf die Anlage ca. 1 Jahr still stand.
Revitalisierung in Etappen
1973 kam die große Wende, da erwarb Ing. Karl Weingerl den desolaten Betrieb.
Es folgte die erste Revitalisierung:
Nämlich der Umbau zu einem Kraftwerk. Bestehende Komponenten wurden genutzt, adaptiert und umgebaut, sodass die Energie nun zum 420 PS Motor geleitet wurde. Der Motor wurde nun als Generator benutzt. Somit war es wohl eines der ersten Kleinwasserkraftwerke im Bezirk, welches Strom ins öffentliche Netz lieferte. Dementsprechend schwierig waren die ersten Schritte und die Anerkennung der damaligen Netzbetreiber.
Aufstiegshilfe für Fische
2004 gab es einen Neubau der Wehr mit einer Fischwanderhilfe, wohl eine der ersten ihrer Art an der Schwarzen Sulm, welche Fischen ermöglicht das Wehr zu umschwimmen. Das Kleinkraftwerk liefert den täglichen Energiebedarf für 430 E-Autos und dies 100% CO2 neutral. Fazit: Die alte Holzschleife wandelte sich vom Verbraucher zum Erzeuger von sauberer Energie. Dieser Gebäudekomplex hat sozusagen Glück gehabt er wurde nicht dem Verfall preisgegeben.
Weingerl ist mittlerweile in Pension, die Geschicke des Kleinkraftwerks werden nun von Herrn Martin Michelitsch gelenkt. An dieser Stelle vielen Dank für seine Unterstützung bei meinen Recherchen über diese geschichtsträchtige Anlage. Werte Leserinnen und Leser, habe den Beitrag natürlich auch einige Bilder angefügt. Ich wünsche noch viel Spaß beim Durchschauen.
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