Da spielt die Musi!
Das Flügelhorn spielte stets die erste Geige...
Der Orden gibt es viele. Aber wenn man eine Auszeichnung für 70 Jahre aktive Tätigkeit in der Blasmusik bekommt, dann ist das schon eine ganz besondere Angelegenheit. Karl Weiß aus Pölfing-Brunn – er wird am 1. September 90 Jahre alt – wurde diese Ehre zuteil. Sein Blasmusikinstrument war Zeit seines Lebens das Flügelhorn.
(jf). „Es kann nicht hoch genug geschätzt werden, wenn sich ein Musiker so lange Zeit nicht nur zur eigenen sondern auch zur Freude anderer in einem Klangkörper einbringt“, würdigt Bezirksobmann Christian Lind die Verdienste von Karl Weiß, der kürzlich das Ehrenzeichen in Gold für 70-jährige aktive Tätigkeit in der Steirischen Blasmusik verliehen bekommen hat. „Auch seine Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit ist hervorzuheben. Das ist heute nicht immer selbstverständlich.“
Karl Weiß kam schon als Kind mit der Musik in Berührung. Mit sechs Jahren brachte ihm Vater Johann das Spielen auf der Ziehharmonika bei Als zehnjähriger Bub war er bereits als Fanfarenbläser in einem Spielmannszug tätig. Mit elf hat er das Geigenspiel begonnen. „Mein Lehrer im ersten Jahr war Karl Godina, dann habe ich bei Gabi Kaiser – sie war Organistin in Wies – weiter gelernt.“ Damals hat Weiß auch in der Kirche von Wies gespielt, wenn Streichmusik gefragt war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg hat Karl Weiß schließlich zu seinem Hauptinstrument, dem goldenen Flügelhorn, gefunden. „Es ist das führende Melodieinstrument in der Blasmusik“, so Lind. In der Folge musizierte Weiß im Trachtenmusikverein St. Ulrich im Greith, in der Bergkapelle Steyeregg (damals eine Feuerwehrkapelle), 27 Jahre in der Werkskapelle Pölfing-Bergla, sieben Jahre lang in der Berg- und Hüttenkapelle St. Martin im Sulmtal und von 1984 bis 2007 in der Marktmusikkapelle Pölfing-Brunn.
In den 50er-Jahren machte Karl Weiß auch Tanzmusik. Die Kapelle Reißer spielte am Wochenende oft im Kloepferkeller in Eibiswald auf. Zur Besetzung mit Akkordeon, Trompete, Saxophon und Schlagzeug gesellte sich sogar eine Hawaiigitarre. „Ein sehr schönes, aber für die damalige Zeit ein bei uns recht seltenes Instrument“.
Nach einem so erfüllten Leben als Blasmusiker fällt einem natürlich die eine oder andere Anekdote ein. So erinnert sich Karl Weiß daran, dass ein Kapellmeister einst die Order erteilte, die Marschbücher im Probenraum aufzubewahren. Als es einmal galt, beim Begräbnis eines verstorbenen Bergmannes zu spielen, hatte der Kapellmeister jedoch vergessen, die Marschbücher mitzubringen. „Er schaffte es im letzten Augenblick, sie zu holen“, so Weiß. Bei einer anderen Beerdigung wurde nach dem Totenmahl in einem Gasthaus zur sehr vorgerückter Stunde statt Trauer- auf einmal Tanzmusik gespielt...
Unpässlichkeit hat es bei Weiß einfach nie gegeben. „In all den Jahren war er bei sämtlichen Proben und Auftritten ein höchst verlässlicher und gewissenhafter Musiker“, bestätigt Bezirksobmann Lind, der auch Mitglied der Marktmusikkapelle Pölfing-Brunn ist. Nur einmal hat er bei einer Probe gefehlt, aber das ist eine andere Geschichte. Meist ist es nämlich üblich, nach einer Probe noch ein wenig zusammen zu sitzen. So geschehen auch einmal Anfang der 90-er Jahre. „Der Karl war schon weg, da wurde der Termin für die nächste Zusammenkunft von Freitag auf Mittwoch vorverlegt.“ Man hat es aber verabsäumt, den Kollegen darüber zu informieren. Als Weiß sich Freitag zur Probe bei der Volksschule einfand, stand er mit seinem Flügelhorn alleine da...
Karl Weiß war aber auch ein gefragter Aushilfsmusiker. „Bis nach Stainz haben sie ihn geholt“, weiß Ehefrau Helene. Sie hatte in all den Jahren für die zahlreichen Verpflichtungen ihres Mannes vollstes Verständnis. „Ich habe genug Arbeit gehabt, da wir auch eine kleine Landwirtschaft hatten.“ Und dann waren da ja auch noch die vielen Blumen. Helene Weiß avancierte beim Landesblumenschmuckbewerb mehrmals zur Preisträgerin. Von den fünf Kindern ist nur Sohn Karli in die musikalischen Fußstapfen des Vaters getreten. „Er spielt bei der Musikkapelle Pistorf das Flügelhorn.“
Zu den Lieblingsstücken von Karl Weiß gehören der Rainer Marsch, der Tiroler Adler und Aller Ehren ist Österreich voll. Seit 2007 ist der Flügelhornist aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr aktiv. „Er ist jedoch der Markmusikkapelle Pölfing-Brunn durch den Besuch ihrer Veranstaltungen nach wie vor verbunden und erfreut sich höchster Wertschätzung“, würdigt Lind, der seit 1996 als Bezirksobmann fungiert und damit 23 Musikkapellen vorsteht. „Nachwuchs ist vorhanden, der Jugendanteil liegt bei über 50 Prozent!“
Fotos: Josef Fürbass
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