Stainz
Eine 200-Jahre-Geburtstagsparty auf dem Bahnhofplatz
In Stainz herrschte am Wochenende ganz großer Bahnhof. Gefeiert wurde nicht nur das Jubiläum zu 130 Jahre Stainzer Lokalbah, besser bekannt als Flascherlzug, sondern auch der 70. Geburtstag von Bürgermeister Walter Eichmann.
STAINZ. Die Abfahrt des Flascherlzugs am Freitagnachmittag verströmte noch so etwas wie Normalität. Aber bereits in Preding wurde die Besonderheit der Passage offenbar: Die Marktmusikkapelle brachte den Fahrgästen ein Ständchen. Noch deutlicher wurde es in der Haltestelle Kraubath, als eine Abordnung der Marktmusik Groß St. Florian eines drauflegte. Schließlich sorgte der Musikverein Stainz auf dem Bahnhofplatz für die offizielle Eröffnung des Festaktes.
Zwei runde Geburtstage
Es galt 130 Jahre Stainzer Bahn und 70 Jahre Walter Eichmann zu feiern. „Es ist wohl ein besonderer Anlass“, nannte der Bürgermeister seine bald 20-jährige Amtszeit als weitere runde Zahl.
In seiner Begrüßung hieß er alle Gäste allen voran Landesrat Werner Amon, LAbg. Maria Skazel, Wirtschaftskammer-Regionalstellenobmann Manfred Kainz, die Bürgermeister Josef Niggas aus Lannach, Adolf Meixner aus Preding, Stephan Oswald aus St. Stefan ob Stainz, Alois Resch aus Groß St. Florian sowie die Vorstandsmitglieder Karl Bohnstingl, Ernst Kahr, Erich Brandstätter, Franz Hopfgartner, die Ehrenringträger Josef Mörth, Egon Haring, Wilhelm Leitl, Anton Ruhri, Karl Harzl, Fritz Hubmann und Josef Hegedüs. Außerdem dabei waren die Gemeindebediensteten, Vertreter der elf Wehren und der Schulen, die Zugwirte Gabriele, Harald Florian-Schaar, das Stainzer Trio, alle Zugmusikanten und die eigenen Familienangehörigen.
Rückblick auf 130 Jahre Stainzer Bahn
Zunächst wurde in der Geschichte der jubilierenden Stainzer Bahn geblättert. „Es ging um eine Verbindung nach Graz“, sprach Lokführer Konsulent Helmut Poglitsch über eine lange Planungs- und eine kurze Bauzeit zur Eröffnung im Jahr 1892. Als ständiges Auf und Ab bezeichnete er die Geschichte der Stainzer Bahn, die erst durch die Fahrten zum Wunderdoktor Johann Reinbacher in den 1920-er-Jahren einen kräftigen Anschub erfuhr. Heute seien – nach der schwierigen Corona-Phase - jährlich rund 26.000 Passagiere Gäste der Bahn, die als wertvolles Kulturgut zu sehen und zu behandeln sei.
„1951 wurde der Personen-, 1981 der gesamte Bahnverkehr eingestellt“, bezog sich Franz Zettl, Obmann des Vereins Freunde der Stainzer Bahn, auf die jüngere Vergangenheit und den Ankauf der Strecke durch die Marktgemeinde Stainz im Jahr 1990. Aber bereits 1971 etablierte sich der Flascherlzug. Für deutsche Eisenbahnfreunde wurde eine Fahrt organisiert.
Das positive Echo führte in der Stainzer Gilde zum Gedanken, die Bahn als Vergnügungszug weiterzuführen. Seitdem dampft der Flascherlzug zwischen Stainz und Preding und ist als Tourismusattraktion nicht mehr wegzudenken. Die Verantwortlichen bei der Erhaltung der Bahn sei das Ziel des Vereins.
Grußworte und Gratulationen
Danach rückte Walter Eichmann in den Mittelpunkt des Interesses. „Ich bin öfter hier in Stainz“, verwies LAbg. und Gemeindebundobfrau Maria Skazel auf den Umstand, dass der Bürgermeister ein halbes Leben lang mit dem Zug verbunden ist. Für die Gemeinde bedeute das eine herausfordernde Aufgabe, bei der das Land nach Möglichkeit gerne einspringe.
Dann ganz der Person Walter Eichmann zugewandt: „Ich danke für die Arbeit im Bezirk“, strich Maria Skazel das Engagement in der Leader-Gruppe Schilcherland, dem Gemeindebund und bald zwanzig Jahren als Bürgermeister hervor. Für rund 350 Hausbesuche bei Gratulationen nimmt sich Eichmann jährlich Zeit, um nah bei den Bürgerinnen und Bürgern zu sein.
Auch die 2015 umgesetzte Gemeindestrukturreform sei nicht einfach gewesen. Inzwichen bildet Stainz mit 8.700 Bewohnerinnen und Bewohnern und 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den zweitgrößten Ort im Bezirk.
Gemeinsam mit dem Zug Geburtstag zu feiern bezeichnete LR Werner Amon als schönes Zeichen. „Der Zug kommt in den Förderlisten des Landes öfters vor“, gestand der Landesrat dem Jubilar zu, ein streitbarer Bürgermeister zu sein, der aber auch einstecken kann.
„Es ist eine endlose Liste“, führte er aus den zwanzig Jahren Amtszeit Vorhaben wie Feuerwehr, Kanal, Bahn, Schulen und Hauptplatz als Beispiele an. Wie das Zugpersonal und Maria Skazel davor stellte auch er sich beim Geburtstagskind mit einem Präsent ein: Ein Holzstich aus der Zeit um seinen Vorgänger als Bürgermeister Erzherzog Johann aus 1890.
Laudatio durch den Vizebürgermeister
In seiner Laudatio bediente sich Karl Bohnstingl bei der Schilderung des Lebensweges des Narrativs Fußball. „Der Anpfiff erfolgte am 7. Juli 1952“, sprach der Vizebürgermeister von der Geburt in Murau und der baldigen Übersiedelung nach Teipl. Nach der Grundschule absolvierte Walter Eichmann das BORG Deutschlandsberg, um sich in der Folge als Lehrer auszubilden. Die ersten Lehrerstationen: Hauptschule St. Peter/O., Volksschule Wettmannstätten und Hauptschule Stainz. 1988 wurde er zum Leiter der VS Stainz ernannt. Privat wurde Ehefrau Inge „erstürmt“ und 1974 zum Altar geführt: Die Kinder Michael, Katja, Thomas, Jörg und Theresa gingen aus dieser Ehe hervor.
Einstieg in die Politik
Die Funktion des Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates ab 1987 kann als so etwas wie der Startschuss für eine politische Laufbahn gedeutet werden. Erster Schritt war die Position des ÖAAB-Obmannes Stainz, es folgten die Leader-Gruppe Schilcherland und der Tourismusverband Stainz-Reinischkogel.
Von 1990 bis 1992 und von 2000 bis 2003 war Walter Eichmann Gemeinderat, im selben Jahr erfolgte die Wahl zum Stainzer Bürgermeister. „Du bist seit 19 Jahren Bürgermeister“, nannte er Rüsthausbauten, das Postverteilerzentrum, den Umbau Hauptplatz, den Neuaufbau der „Hofer Mühle“, die Sanierung des Rathauses, den Neubau des Sportplatzes, die Wasserversorgung, den Um- und Neubau von Kindergärten und Krabbelstuben, die Ortschronik und die Partnerschaft mit Schenna als die herausragendsten Vorhaben.
„Wir danken dir und wünschen dir für die Zukunft Glück und Erfolg“, überreichte er als Präsent eine Armbanduhr mit Stainzer Wappen.
Flascherlzugpolka und Landeshymne
Einen persönlichen Wunsch von Walter Eichmann erfüllte die Musikgruppe "Stainzer Trio" mit Gregor Mörth, Heide und Karl Engelbogen: Mit viel Gefühl und dem notwendigen Dampf gaben die Musiker die Flascherlzugpolka zum Besten. Die passende Abrundung des Stücks? Der Pfiff der im Hintergrund abgestellten Dampflok.
Mit der Landeshymne der Marktmusikkapelle, die den Jubilar an seinem Geburtstag musikalisch geweckt hatte, wurde der Festakt – um im Idiom von Karl Bonstingl zu bleiben – abgepfiffen. Die Verlängerung fand in der Erlebnisgastronomie Die Meierei statt.
Nicht zu Ende war auch das Programm zum 130-Jahr-Jubiläum: Sowohl am Samstag als auch am Sonntag dampfte die vollständig gewartete Dampflok, zudem war im Bahnhofgelände Stainz der gesamte Fuhrpark an historischen Fahrzeugen zu bewundern.
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