Personalkürzungen
Wo in Österreich die meisten Stellen abgebaut wurden
Die Wirtschaftsflaute in Österreich hält an und zahlreiche Betriebe mussten sich in der jüngeren Vergangenheit von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern trennen. Das gewerkschaftsnahe Momentum Institut hat nun den Jobabbau von knapp 10.000 Stellen in einer Österreich-Karte veranschaulicht.
ÖSTERREICH. Aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage verkündeten Betriebe in den vergangenen zwei Jahren immer wieder, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzubauen. In einer am Donnerstag publizierten Österreich-Karte versammelte das Momentum Institut die Medienberichte über den heimischen Personalabbau seit Anfang 2023. Anhand der Karte lasse sich der Wegfall von knapp 10.000 Stellen nachvollziehen, über die heimische Medien im Zeitraum zwischen 1. Januar 2023 bis 24. September 2024 berichteten. Davon fallen 5.059 auf 2023 und 4.479 auf das bisherige Jahr 2024, erklärt das Institut anlässlich der Publikation.
Dunkelziffer in der Gastronomie
Nach Branche gegliedert fand mehr als die Hälfte des medial beachteten Stellenabbaus in der Industrie statt (57 Prozent). Dahinter folgten der Handel (17 Prozent) sowie Information und Consulting (14 Prozent). "In den Medienberichten unterrepräsentiert sind Branchen, in denen der Jobabbau typischerweise keinen großen Wirbel auslöst – etwa die Gastronomie, wenn ein Gasthaus mit fünf oder zehn Mitarbeiter:innen schließt", erklärt Barbara Schuster, Ökonomin am Momentum Institut.
Mit Blick auf die Bundesländer fanden sich in Oberösterreich mit 2.651 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus elf Betrieben mit Abstand die meisten Meldungen zum Stellenabbau. Dahinter folgte Wien mit 1.719 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus neun Betrieben und die Steiermark mit 1.690 Mitarbeiter:innen aus vier Betrieben.
Große Insolvenzen in Industrie und Handel
Außerdem zeigt die Karte insolvente Unternehmen ab 130 Beschäftigten im selben Zeitraum. Von Großinsolvenzen betroffen waren 8.233 Beschäftigte, davon 70 Prozent im Vorjahr und 30 Prozent heuer. Mit je sieben Insolvenzen machen der Handel (5.285 Mitarbeiter:innen) sowie die Industrie (2.021 Mitarbeiter:innen) den Löwenanteil aus.
Bei der größten Insolvenz des Möbelhauses Kika/Leiner mit Firmensitz in St. Pölten waren 3.296 Mitarbeiter:innen betroffen, verstreut über ganz Österreich. Dahinter folgen der Wiener Handels-Diskonter PEPCO Austria mit 600 Betroffenen, der GemNova Bildungspool (Innsbruck, Freizeitpädagogik) mit 582 Kündigungen sowie die beiden niederösterreichischen Unternehmen Forstinger (552 Mitarbeiter:innen, Handel) und Brucha (504 Mitarbeiter:innen, Industrie).
Momentum fordert staatliches Konjunkturpaket
Angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Lage empfiehlt das Momentum Institut europaweite Konjunkturpakete und mehr staatliche Investitionen. Zudem müsse die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinsen rascher senken. Auch die künftige Bundesregierung könne ihren Beitrag in Österreich leisten, heißt es vonseiten des Instituts: Der Staat sollte selbst wieder leistbare Wohnungen beauftragen und bestehenden Wohnraum sanieren (z. B. Wärmedämmung). Das kurbelt die Bauwirtschaft und die bauabhängige Industrie an. Der Ausbau der Stromnetze, Photovoltaik-Anlagen und Batteriespeicher kann die Energiekosten mittelfristig senken, gerade für die energieabhängige Industrie.
"Senkungen der Steuern auf Unternehmensgewinne oder der Lohnnebenkosten hingegen werden die Insolvenzwelle nicht aufhalten. Das bringt weder neue Aufträge, noch steigert es die Kauflaune der Menschen in Österreich. Der Staat muss es jetzt selbst in die Hand nehmen. Österreich sowie seine europäischen Nachbarn müssen die Wirtschaft in Gang bringen", so Schuster abschließend.
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