Kriminalität
So viel Geld entgeht Österreich durch Korruption

Jahr für Jahr entgehen dem Staat durch Korruption viele Milliarden Euro. | Foto: pixabay/moerschy
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Aktuell muss sich die EU mit einem Korruptionsskandal im Europaparlament auseinandersetzen. Auch Österreich wird laut Transparency International immer korrupter und der Schaden jedes Jahr größer. Jetzt gibt es genaue Berechnungen, wie groß die wirtschaftlichen Schäden sind.

ÖSTERREICH. Jedes Jahr entgehen dem Staat durch Korruption viele Milliarden Euro. Der durch Korruption entstandene volkswirtschaftliche Schaden könnte sich hierzulande für das Jahr 2021 auf über 15 Mrd. Euro belaufen haben, wie Friedrich Schneider, Professor an der Johannes Keppler Universität Linz, berechnet hat. Diese Zahl steigt jährlich. 

Im Jahr 2016 entging dem österreichischen Bruttoinlandsprodukt laut Schneider 12,0 Mrd. Euro, 2017 12,8 Mrd., 2018 11,9 Mrd., 2019 13,5 Mrd., 2020 14,4 Mrd. und 2021 15,2 Mrd. Dass man Korruption ganz abschaffen kann, ist wohl eine Utopie. Würde es jedoch gelingen, sie auf dem Niveau der Schweiz zu halten, so wäre der Schaden für die österreichische Wirtschaft um 6,2 Mrd. Euro geringer, sagte der Wissenschaftler gegenüber der APA.

Um Korruption zu bekämpfen, braucht es konkrete Maßnahmen, wie besseren Schutz für Whistleblower, eine strengere Bestrafung von korrupten Personen und Amtsverlust. | Foto: nicolasjoseschirado/Fotolia
  • Um Korruption zu bekämpfen, braucht es konkrete Maßnahmen, wie besseren Schutz für Whistleblower, eine strengere Bestrafung von korrupten Personen und Amtsverlust.
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Zum Vergleich: In Deutschland betrage der volkswirtschaftliche Schaden 2020 221,2 Mrd Euro und 2021 234,1 Milliarden Euro, so Schneider. Für die Gesamtheit der 27 EU-Staaten errechnet er einen Schaden von 938 Milliarden Euro im Jahr 2020 und 1.011,5 Milliarden Euro 2021.

Die durch Korruption entstandene Schäden machen sich beispielsweise bei Ausschreibungen bemerkbar: Wenn der Bestbieter nicht zum Zug kommt, entgehen dem Staat Steuereinnahmen beziehungsweise wird unnötig viel Geld der öffentlichen Hand ausgegeben. Andererseits verringere sich die Produktivität, da Firmen ausscheiden, die wegen Bestechungsaktivitäten ihrer Konkurrenten bei der Vergabe öffentlicher (oder auch privater) Aufträge nicht zum Zug kommen. Außerdem werde durch Korruption die Qualität staatlicher Institutionen verschlechtert. Alles negative Folgen für eine Volkswirtschaft, betonte Schneider. 

Österreich auf Platz 13 von 180

Eine genaue Messung der Korruption eines Landes ist freilich schwierig, da man sich dabei auf Befragungen verlassen muss, räumte Schneider ein. Österreich ist auf jeden Fall korrupter geworden, wie der internationale Korruptionsindex 2021 von Transparency International zeigt. Seit 2020 hat Österreich demnach zwei Punkte eingebüßt und findet sich mit 74 von 100 Punkten mit Kanada, Estland, Island und Irland auf Platz 13. 

Schneider spricht sich für konkrete Maßnahmen im Kampf gegen Korruption aus. So braucht es transparentere Vergaben durch Einführung eines öffentlichen Vergaberegisters, eine Sperre von öffentlichen Auftragsvergaben für drei bis fünf Jahre für verurteilte Unternehmen, die an Korruption beteiligt waren, besseren Schutz für Whistleblower, eine Veröffentlichungspflicht für Förderungen von über 10.000 Euro, eine strengere Bestrafung von korrupten Personen und Amtsverlust, ein mehrjähriges Verbot für politische Ämter zu kandidieren sowie die Aufstockung der Personalressourcen der Justizbehörden.

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