René Benko
Signa-Insolvenz ist größte Pleite in Österreichs Geschichte

Die Insolvenz der Signa Holding ist die größte Pleite der österreichischen Geschichte.  | Foto:  FABRIZIO BENSCH / REUTERS / picturedesk.com
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Nachdem die Signa Holding rund um den Tiroler Investor René Benko am Mittwoch einen Insolvenzantrag beim Handelsgericht Wien angemeldet hat, wurde bekannt, dass sich die Gesamtverbindlichkeiten des Unternehmens auf rund fünf Milliarden Euro belaufen. Damit handelt es sich um die bisher größte Pleite in der österreichischen Wirtschaftsgeschichte. Betroffen sind von der Insolvenz 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger. Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung wurde für 19. Dezember angesetzt.

ÖSTERREICH. Bei den bisher größten Pleiten in Österreich handelte es sich um Alpine Bau (3,2 Milliarden Euro) und Konsum (1,9 Milliarden Euro). Mit Verbindlichkeiten von fünf Milliarden Euro übertrifft die Pleite der Signa Holding diese Werte deutlich. Im Inland gehören der Signa-Gruppe milliardenschwere Gebäudebestände wie dem Kaufhaus Tyrol in Innsbruck, Immobilien in der Wiener Innenstadt, das Bank Austria Kunstforum Wien und die vom Jugenstil-Architekten Otto Wagner entworfene Österreichische Postsparkasse.

Die Signa Holding GmbH ist im Kaufhaus Tyrol untergebracht. | Foto: zeitungsfoto.at
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Die Geschäfte Benkos und der Signa reichten jedoch auch weit ins Ausland: So gehört dem Unternehmen auch das Gebäude der Deutschen Börse in Eschborn, das Hotel Bauer Palazzo in Venedig, eine Hälftebeteiligung am Chrysler Building in New York City, am Nobelkaufhaus Selfridges in London und dem Warenhaus Globus in der Schweiz. Bei ersten Bauprojekten wie dem Elbtower in Hamburg mussten die Arbeiten zuletzt bereits eingestellt werden, nachdem die Signa nach Angaben der Baufirma nicht rechtzeitig zahlen konnte. Unklar ist auch, wie es mit der Großbaustelle Lamarr in der Wiener Mariahilfer Straße weitergeht. 

42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger

Die Signa Holding nannte am Mittwoch steigende Zinsen und Baukosten sowie sinkende Immobilienbewertungen und Rückgänge im Handelsgeschäft als Gründe für den Insolvenzantrag am Wiener Handelsgericht. "Trotz erheblicher Bemühungen in den letzten Wochen konnte die erforderliche Liquidität für eine außergerichtliche Restrukturierung nicht in ausreichendem Maße sichergestellt werden", hieß es in einer Aussendung. 

Ziel sei nun eine "geordnete Fortführung des operativen Geschäftsbetriebs und eine Restrukturierung". Wie der Alpenländische Kreditorenverband (AKV) bekannt gab, biete die Gesellschaft den Gläubigern eine 30-prozentige Sanierungsplanquote an, die innerhalb von zwei Jahren zahlbar sein soll. Laut vorliegender Unterlagen verfügt die Holding über Aktiva mit einem Buchwert von rund 2,78 Milliarden Euro, wobei als sogenannter Aktiva-Liquidationswert nur rund 314 Millionen Euro angesetzt worden seien, wie es weiters heißt. Betroffen sind von der Insolvenz 42 Dienstnehmer und 273 Gläubiger. Zum Masseverwalter wurde Christof Stapf bestellt. Michael Neuhauser ist sein Stellvertreter. Die erste Gläubigerversammlung und Berichtstagsatzung wurde für 19. Dezember angesetzt.

Besitzverhältnisse der Signa Holding | Foto: APA-Grafik / picturedesk.com
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Schulden bei Ex-Kanzler Sebastian Kurz

Wie am Mittwoch zudem bekannt wurde, hat die Signa Holding auch Schulden bei der Firma des ehemaligen Bundeskanzlers Sebastian Kurz (ÖVP). So stellte die SK Management dem Unternehmen nach einer erfolgreichen Investorensuche eine Rechnung in Höhe von 2,4 Millionen Euro aus. Bisher seien aber nur 750.000 Euro beglichen wurden, bestätigte ein Sprecher der Kurz-Firma gegenüber der APA. Weitere 1,65 Millionen Euro seien noch ausständig. Mit Alfred Gusenbauer steht zudem ein ehemaliger SPÖ-Kanzler auf der Signa-Gläubigerliste, wie "Der Standard" berichtete. Das Unternehmen ist demnach nicht nur bei Gusenbauer selbst, sondern auch bei dessen Firma Gusenbauer Projektentwicklung und Beteiligung verschuldet. 

Milliardenschulden bei österreichischen Banken

Die Signa steht jedoch nicht nur bei ehemaligen Kanzlern, sondern auch bei zahlreichen Banken in der Schuld. Alleine in Österreich sollen die Verbindlichkeiten bei den heimischen Banken rund 2,2 Milliarden Euro betragen, der größte Teil bei der Bank Austria und im Raiffeisen-Sektor. Bei der Raiffeisen Bank International (RBI) soll laut Informationen des Standards das Signa-Engagement bei rund 750 Millionen Euro liegen. Daneben dürften auch die Raiffeisen-Landesbank Niederösterreich Wien mit 280 Millionen Euro und die Raiffeisen Landesbank Oberösterreich mit 150 Millionen Euro bei der Signa engagiert sein. 

Die Signa Holding meldete am 29. November Insolvenz am Handelsgericht in Wien an.  | Foto:  ROLAND SCHLAGER / APA / picturedesk.com
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Die Schulden der Signa bei der Bank Austria dürften dem Bericht nach 600 Millionen Euro betragen, bei der Erste Group sollen 40 bis 50 Millionen Euro ausständig sein. Auch die Hypo Vorarlberg, die mehrheitlich im Eigentum des Landes Vorarlberg steht, soll mit 200 Millionen Euro ein größeres Volumen bei Signa ausständig haben. In Finanzkreisen wurden die kolportierten Zahlen gegenüber der APA als plausibel eingestuft.

"Keinen Einfluss auf die Finanzmarktstabilität"

Trotz der Signa-Pleite und den ausständigen Schulden scheint der Finanzsektor noch beruhigt zu sein. So erklärte der Vize-Gouverneur der Nationalbank (OeNB), Gottfried Haber, zuletzt im Rahmen einer Pressekonferenz, dass auch mögliche Insolvenzen innerhalb der Signa-Gruppe "keinen signifikanten Einfluss auf die Finanzmarktstabilität oder auf einzelne Institute" hätten. Als "verdaubar" bezeichnete auch OeNB-Gouverneur Robert Holzmann kürzlich das Exposure der österreichischen Banken bei der kriselnden Signa-Gruppe.

Benko-Imperium kommt ins Wanken

Bereits vor dem Insolvenzantrag der Signa Holding zogen über dem Finanzimperium des Investors René Benko dunkle Wolken auf. So war im Oktober der Online-Sportartikelhändler Signa Sports United zahlungsunfähig geworden, nachdem die Signa dem Unternehmen eine Finanzspritze über 150 Millionen Euro verweigert hatte. Der deutsche Sporthändler Sport-Scheck wurde an den britischen Konkurrenten Frasers verkauft, Anteile an der Luxus-Kaufhauskette Selfridges gingen an den thailändischen Miteigentümer Central Group.

Bereits am 10. Oktober hat René Benko seine Anteile an der Signa Holding verkauft. | Foto: Stephan Pick Best
  • Bereits am 10. Oktober hat René Benko seine Anteile an der Signa Holding verkauft.
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Vergangenen Freitag beantragte schließlich die deutsche Tochter Signa Real Estate Management Germany Insolvenz beim Amtsgericht Charlottenburg in Berlin. Und auch die Signa Prime soll versuchen, sich in Gesprächen mit Investoren "dringend benötigte liquide Mittel zu sichern", wie ein Insider bestätigte. Es sei aber offen, ob dies gelingen werde, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person am Mittwoch laut Reuters. Bei einem Fehlschlag drohe auch der Prime, wo Immobilienpakete der Signa Holding gebündelt sind, ein Insolvenzantrag. 

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