Weniger Bewerbungsgespräche
Langzeitarbeitslose und Ältere benachteiligt
Menschen über 50 Jahre und Langzeitarbeitslose bekommen seltener Einladungen zu Vorstellungsgesprächen. Diese Ungleichbehandlung gegenüber Jüngeren und kürzlich arbeitslos Gewordenen zeigt eine Studie des SORA-Institut im Auftrag des Arbeitsmarktservice (AMS).
ÖSTERREICH. Die Erhebung zeigte, dass bei zwölf Prozent der Bewerbungen eine Ungleichbehandlung aufgrund des Alters statt fand und bei sieben Prozent wegen Langzeitarbeitslosigkeit diskriminiert wurde. Traf beides zu, verstärkte sich der Effekt.
Unternehmen müssen offener werden
Untersucht wurden 800 Bewerbungen auf 400 offene Stellen in Wien, Niederösterreich und dem Burgenland. Dabei bewarben sich zwei fiktive Personen mit gleicher Qualifikation. Die einzigen Unterschiede waren das Alter oder die Dauer der Arbeitslosigkeit. Durchgeführt wurden die Bewerbungen im Juli und August diesen Jahres in den Branchen Lebensmitteleinzelhandel und Elektroinstallationsunternehmen. Diese Branchen wurden ausgewählt, weil sie besonders von Rekrutierungsschwierigkeiten betroffen sind.
Als Reaktion auf die Studienergebnisse folgte eine Werbekampagne des AMS, die Unternehmen aufruft, sich für Ältere und Langzeitarbeitslose zu öffnen. AMS-Vorstand Johannes Kopf betonte die Bedeutung einer Reflektion der eigenen Rekrutierungsprozesse und merkte an, dass Ungleichbehandlungen möglicherweise auch unbewusst auftreten könnten.
1,14 Mio. Beschäftigte über 50
Diverse Bereiche erfahren in Österreich derzeit einen Fachkräftemangel. Das liegt einerseits an den geburtenstarken Jahrgängen 1955 bis 1970, die nun in Pension gehen und andererseits am geringen Zustrom junger Arbeitskräfte. Seit 1990 hat sich die Zahl der unselbstständig Beschäftigten über 50 verdreifacht und machen heute 1,14 Mio. aus. Die Analyse der Arbeitslosenstatistik zeigt, dass die Arbeitslosigkeitsdauer mit zunehmendem Alter tendenziell steigt.
Die Werbekampagne des AMS, um diesem Trend entgegenzuwirken, soll in den kommenden Wochen im Radio, Fernsehen, Zeitung und online gezeigt werden. Ziel sei eine Offenheit der unternehmen bei der Personalsuche. Die Botschaft: "Aufmachen statt Zumachen". Außerdem sollen Vorurteile gegenüber Langzeitarbeitslosen und älteren Arbeitskräften abgebaut werden.
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