Andreas Babler im Porträt
Vom Schichtarbeiter zum SPÖ-Spitzenkandidaten

Andreas Babler führt die SPÖ als Parteiobmann und Spitzenkandidat in den Nationalratswahlkampf. | Foto: SPÖ
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Andreas Babler ist einer der beliebtesten Bürgermeister Österreichs. In seiner Heimatgemeinde Traiskirchen genießt er fast schon Kultstatus. Der 51-Jährige gilt als hemdsärmelig, authentisch und nahbar, lange galt er auch als "linker Parteirebell". Nun führt der gebürtige Niederösterreicher die SPÖ als Parteiobmann und Spitzenkandidat in den Nationalratswahlkampf. Sein politisches Programm fußt auf sozialdemokratischen Kernthemen. Er sei angetreten, um die Bedingungen für die Vielen im Land zu verbessern. Und sollte er die Wahl gewinnen, strebe er eine Reformkanzlerschaft an, betonte der einstige Schichtarbeiter in den vergangenen Monaten beständig. Konzepte hat Babler jedenfalls genügend in der Tasche, dafür sorgt ein von ihm einberufener Rat aus Expertinnen und Experten – Bruno Kreisky lässt grüßen.

ÖSTERREICH. Seit gut einem Jahr ist Andreas Babler Bundesparteiobmann der SPÖ. Es war kein einfacher Start für den Traiskirchner Bürgermeister. Ein peinlicher Auszählungsfehler machte die rote Kampfabstimmung in Linz zur historischen Lachnummer und die internen Querelen innerhalb der Partei verstummten nur zwischenzeitlich – wohl auch einer gewissen Schockstarre im Burgenland geschuldet. Das Wir-Gefühl, das Babler im parteiinternen Wahlkampf erzeugen konnte, wurde jedenfalls bald wieder von Querschüssen torpediert und die Aufbruchstimmung seiner "roten Bewegung" ließ sich nicht auf die große Bühne übertragen.

In den Umfragen kommt die SPÖ seit Bablers Amtsantritt jedenfalls nicht so richtig vom Fleck und pendelt zwischen 20 und 24 Prozent. Dabei beweist der Sprössling einer Semperit-Arbeiterfamilie in seiner Heimatstadt Traiskirchen seine Qualitäten als Menschenfänger. Seit nunmehr zehn Jahren ist Babler Bürgermeister der niederösterreichischen Stadtgemeinde, in der sich auch Österreichs größtes Asyl-Erstaufnahmezentrum befindet. Trotz seines liberalen Flüchtlingskurses führte er die SPÖ bei den letzten Gemeinderatswahlen dort zu außergewöhnlich starken 71,5 Prozent. Die FPÖ habe in Traiskirchen deshalb keine Chance, weil er für alle Menschen gleichermaßen da sei – egal ob Asylsuchender oder Einheimischer –, erklärte der Stadtchef einmal sinngemäß den Erfolg in seiner Heimatgemeinde.

Wofür die Babler-SPÖ steht

Babler galt bereits vor seiner Kür zum SPÖ-Chef als "linker Parteirebell". Oft kritisierte er die eigene Fraktion für fehlende Kante und warf den roten Spitzen vor, Posten statt Idealen nachzueifern. Die politische Konkurrenz nahm Bablers Ruf dankend an und schob dem 51-Jährigen schnell das Etikett des Marxisten und linken Fantasten zu. "Wenn es als links bezeichnet wird, dass man gegen Armut und für mehr Gerechtigkeit im Steuersystem auftritt, kann ich gut damit leben", entgegnete Babler dem einmal in einem ORF-Interview. Er stehe für Politik, die die Bedingungen für 98 Prozent der Menschen in dem Land verbessert.

Unter Babler erlangte die SPÖ wieder deutlichere sozialdemokratische Konturen: Der 51-Jährige steht für ein politisches System, das Solidarität einfordert und Humanismus predigt. Er trommelt für Vermögensbesteuerung und Arbeitszeitverkürzung, fordert u. a. eine Kindergrundsicherung, mehr sozialen Wohnbau oder eine Termingarantie beim Facharzt.

In einem Versuch, den Geist sozialdemokratischer Glanzzeiten heraufzubeschwören, begab sich Babler vergangenes Jahr auch auf die Spuren Kreiskys und rief einen Expert:innenrat ein. Dieser entwickelt seither zahlreiche inhaltliche Konzepte von Gesundheit über Klimaschutz bis hin zu Industriepolitik – auch einen neuen Asyl und Migrations-Masterplan ließ Babler ausarbeiten.

Wofür Babler (u. a.) steht:

Vom Schichtarbeiter zum SPÖ-Spitzenkandidaten

Andreas Babler wurde am 25. Februar 1973 in Mödling geboren. Als Sohn einer Arbeiterfamilie wuchs er im Traiskirchner Stadtteil Möllersdorf auf. In der Schule war er eigenen Angaben zufolge "schlecht" – Nachsatz: "Aber es war immer ein Spaß". Später besuchte Babler die HTL in Mödling und begann zwischenzeitlich eine Lehre als Maschinenschlosser. Er arbeitete folglich im Maschinenbau, war Schichtarbeiter in einer Mineralwasserfabrik, Zeitsoldat und Gemeindebediensteter. Auf dem zweiten Bildungsweg studierte Babler politische Kommunikation an der Donau-Universität in Krems.

Politisch sozialisiert hat sich der nunmehr 51-Jährige in der Sozialistischen Jugend (SJ). Dort machte er schnell Karriere – wurde zunächst SJ-Landessekretär in Niederösterreich, dann Bundessekretär und in weiterer Folge Vizepräsident der sozialistischen Weltjugendinternationale (IUSY). Seit 1995 ist Babler Mitglied des Gemeinderats von Traiskirchen, 2007 wurde er Stadtrat und im April 2014 schließlich Bürgermeister. Überregional erlangte er im Zuge der Flüchtlingswelle 2015/2016 Bekanntheit. Die Wiener Stadtzeitung "Falter" betitelte ihn damals als "Genosse Rampensau", weil er sich lautstark und medienwirksam für einen humanen und solidarischen Umgang mit geflüchteten Menschen einsetzte.

Bei der niederösterreichischen Landtagswahl 2023 erreichte er vom letzten Landeslistenplatz aus 21.000 Vorzugsstimmen, die zweitmeisten auf der SPÖ-Liste hinter dem damaligen Spitzenkandidaten und Landesparteichef Franz Schnabl und die viertmeisten insgesamt. Nach der Wahl zog Babler in den Bundesrat ein – sein Gehalt als Bundesrat spendet er seither an soziale Einrichtungen. Am 6. Juni 2023 – drei Tage nach der offiziellen Abstimmung am SPÖ-Parteitag in Linz – wurde Babler als SPÖ-Bundesparteivorsitzender bestätigt.

Bablers große Lieben: FC St. Pauli und Karin Blum

Privat tritt Babler meist in legerer Kleidung auf, oft sieht man ihn in einem Hoodie oder einer Jacke seines Lieblingsvereins, dem Hamburger Kultfußballclub FC St. Pauli. Selbst hat er in seiner Jugend Fußball und Basketball gespielt. Verheiratet ist Babler mit Karin Blum. Die gebürtige Vorarlbergerin war die erste rote ÖH-Vorsitzende in Innsbruck sowie die jüngste SPÖ-Gemeinderätin. Den Heiratsantrag hat übrigens sie ihm gemacht – auf der Prager Karlsbrücke, wie Babler vergangenes Jahr in der Ö3-Sendung "Frühstück bei mir" erzählte: "Mein ganzes Leben ist sehr dominiert von starken feministischen Frauen und ich dachte mir, warum muss das Rollenbild immer so sein, wo der Mann immer um ihre Hand anhält? Ich habe es mir sogar gewünscht und war voll happy. Sie ist nicht nur meine engste politische Wegbegleiterin, sondern auch meine große Liebe." Gemeinsam hat das Paar zwei Töchter. Oft mit dabei ist auch der Familienhund Ika. Auf Twitter, wo Babler äußerst umtriebig ist und gerne auch einmal private Einblicke teilt, hat er eine riesige Fangemeinde.

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