"Betonwüste"
Versiegelte Fläche um 20 Prozent größer als angenommen
Am Freitag veröffentlichte die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) neue Berechnungen zum heimischen Bodenverbrauch. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Versiegelung in Österreich dramatischer ist als bisher angenommen und bereits 2.964 Quadratkilometer beträgt. Die Umweltschutzorganisation WWF und die NEOS fordern ein sofortiges Handeln der Bundesregierung.
ÖSTERREICH. Wie die ÖROK in ihrem Bericht darlegt, betrug die gesamte Flächeninanspruchnahme im Jahr 2022 in Österreich 5.648 km Quadratkilometer. Das entspreche 6,7 Prozent der Landesfläche und 17,3 Prozent des Dauersiedlungsraums. Die in Anspruch genommene Fläche setze sich zu 30,4 Prozent aus Verkehrsflächen, 49,5 Prozent aus Siedlungsflächen innerhalb der Baulandwidmung, 11,7 Prozent aus Siedlungsflächen außerhalb der Baulandwidmung, 5,8 Prozent aus Freizeit- und Erholungsflächen sowie 2,6 Prozent aus Ver- und Entsorgungsflächen zusammen.
Bisher war man davon ausgegangen, dass die versiegelte Fläche hierzulande "nur" rund 2.417 Quadratkilometer beträgt, das neue Monitoring der ÖROK, für das eine neue Bemessungsmethode verwendet wurde, zeigt jedoch, dass die Versiegelung um über 20 Prozent größer ist als bisher angenommen: Rund 52 Prozent (2.964 Quadratkilometer) der in Anspruch genommenen Fläche sind in Österreich versiegelt und somit zu 100 Prozent mit einer wasser- und luftundurchlässigen Schicht abgedeckt.
WWF fordert rasches und umfassendes Gegensteuern
Die Umweltschutzorganisation WWF reagierte am Freitag in einer Aussendung auf die neuen Ergebnisse der ÖROK. "Die neuen Zahlen zeigen, dass die Situation noch dramatischer ist, als bisher vermutet. Daher muss die Politik rasch und umfassend gegensteuern", erklärte WWF-Bodenschutzsprecher Simon Pories. Die Organisation verwies zudem darauf, dass es sich bei den 2.964 Quadratkilometern in etwa um die zusammengenommene Fläche von Vorarlberg und Wien handle.
Poriers betonte, dass es nun als ersten und wichtigsten Schritt eine verbindliche Oberfläche für den Flächenfraß bedürfe. "Zudem müssen die Bundesländer ihre Raumordnungsgesetze ökologisieren - verbunden mit Projekten zur Renaturierung und Entsiegelung sowie dem Abbau aller umweltschädlichen Subventionen", so der Bodenschutzsprecher. Mit jedem Tag, den Bund, Länder und Gemeinden ungenutzt verstreichen lassen würden, werde das Problem dringlicher.
"Österreich wird zur Betonwüste"
Auch die NEOS nahmen die neusten Zahlen der ÖROK zum Anlass, um deutliche Kritik an der Bundesregierung zu üben: "Anstatt den ungezügelten Flächenfraß endlich einzudämmen, unternimmt die Regierung einfach nichts und schaut Däumchen drehend zu, wie Österreich zu einer Betonwüste wird. Der Wille von ÖVP und Grünen, dem zügellosen Flächenfraß Herr zu werden, ist so tot wie der Boden, der täglich verbraucht wird", so NEOS-Klima- und Umweltsprecher Michael Bernhard.
Er bezeichnete es als "eine Schande", wie gleichgültig die Regierung mit "der größten Umweltsünde, die wir sofort lösen könnten", umgehe. Schließlich könne man den Bodenverbrauch "etwa durch ein Bundesrahmengesetz für Raumordnung, eine transparente, überregionale Infrastrukturplanung mit verbindlichen Zielwerten oder zuletzt empfindliche Sanktionen für jene Bundesländer, die diese Zielwerte überschreiten" ausbremsen.
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