Fachpersonal fehlt
Suizide in Haftanstalten haben sich 2023 verdoppelt
Bis 2022 verzeichneten die heimischen Justizanstalten einen Rückgang der Suizide, im vergangenen Jahr hat sich die Anzahl allerdings wieder verdoppelt. Wie das Justizministerium bekannt gab, handelte es sich dabei fast ausschließlich um Menschen, die entweder suchtkrank oder psychisch krank gewesen seien. Experten fordern nun mehr Fachpersonal für die psychosoziale Versorgung.
ÖSTERREICH. Abgesehen von einem Ausreißer – das Pandemiejahr 2021, als 15 Suizide in den heimischen Justizanstalten verzeichnet worden waren – sank die Anzahl der Fälle in den letzten Jahren kontinuierlich herab, wobei 2022 mit sechs Suiziden der bisherige Tiefpunkt erreicht wurde. Im Vorjahr hat sich die Zahl der Suizide in den Justizanstalten nun aber wieder auf zwölf Fälle verdoppelt.
Österreichweite Krisentelefone & Notrufnummern
Bei psychischen oder suizidalen Krisen sowie im akuten Notfall ist es wichtig, rasch Krisentelefonnummern und Notrufnummern bei der Hand zu haben. Hier findest du eine österreichweite Übersicht.
Anlaufstellen
Polizei: 133Rettung: 144
Telefonseelsorge Österreich: 142
Rat auf Draht: 147 - Telefonhilfe, Notruf und psychologische Beratung für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern und Bezugspersonen
Kindernotruf 0800 567 567 - 24-Stunden Telefonberatung in akuten Krisen sowie Konfliktsituationen
Männerinfo: 08000 400 777 - Telefonische Krisenberatung rund um die Uhr aus ganz Österreich; bei Bedarf auch gedolmetschte Beratung; anonym vertraulich, kostenlos
Männernotruf: 0800 246 247 - bietet Männern in Krisen- und Gewaltsituationen österreichweit rund um die Uhr eine erste Ansprechstelle
Frauenhelpline 0800 222 555 - Rund um die Uhr, anonym und kostenlos. Informationen, Hilfestellungen, Entlastung und Stärkung – auch in Akutsituationen
ö3 Rotes Kreuz Kummernummer: 116 123 - aus allen Netzen zum Nulltarif erreichbar, absolut anonym; täglich von 16 bis 24 Uhr. Die Ö3-Kummernummer ist eine Erstanlaufstelle für alle Menschen in persönlichen Notlagen
Zahl der psychisch Kranken in Haft deutlich angestiegen
Als Grund für den erneuten sprunghaften Anstieg machen Expertinnen und Experten die unzureichenden Therapie- und Betreuungsmöglichkeiten in den Haftanstalten sowie fehlendes Fachpersonal verantwortlich. So kritisiert der Psychiater Patrick Frontier im "Ö1 Morgenjournal" am Mittwoch, dass sich die Zahl der psychisch kranken Menschen in Haft in den vergangenen 15 Jahren beinahe verdreifacht habe. Es werden demnach "mehr Menschen eingewiesen, als aus der Maßnahme wieder entlassen werden". Das Justizministerium bestätigte gegenüber Ö1, dass fast alle Menschen, die sich 2023 in Haft das Leben genommen haben, entweder suchtkrank oder psychisch krank gewesen seien.
Mehr Einweisungen, aber kein Anstieg des Fachpersonals
Zuletzt seien die Einweisungshürden für den Maßnahmenvollzug angehoben worden, nicht aber das psychologische, ergotherapeutische und psychosoziale Fachpersonal. Wie Frontier festhält, hätte die Anzahl der Fachkräfte zumindest mit dem Anstieg der psychisch kranken Häftlinge in den letzten 15 Jahren mithalten müssen.
Auch die Volksanwaltschaft schließt sich der Kritik des Psychiaters an. Volksanwältin Gabi Schwarz (ÖVP) erklärte in diesem Zusammenhang, dass es Justizanstalten gebe, "wo nicht dafür gesorgt ist, dass permanent Zugriffsmöglichkeit auf eine psychiatrische oder psychosoziale Versorgung besteht". Ihr zufolge müssten diese Anstalten Kooperationen mit umliegenden Krankenhäusern abschließen, um die Möglichkeit zu haben, in Akutfällen oder auch im Normalbetrieb Zugriff darauf zu haben.
Justizministerium Alma Zadić habe Reformen vor allem in Maßnahmenvollzug angekündigt, Verhandlungen mit dem türkisen Koalitionspartner seien aktuell noch im Gange.
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