Erschöpfungstag
Österreich hat Ressourcen für 2023 bereits verbraucht
Am Donnerstag, den 6. April, hat Österreich seine natürlichen Ressourcen für das Jahr 2023 – also all jene, die sich über ein Jahr hinweg regenerieren können – bereits verbraucht. Damit liegt Österreich im Ressourcenverbrauch deutlich über dem weltweiten Durchschnitt. Alles, was nun noch kommt, speist sich aus Reserven und wird damit auf Kosten künftiger Generationen verbraucht.
ÖSTERREICH. Mit dem heutigen Tag und damit nach nur gut drei Monaten hat Österreich sein "Ressourcen-Budget" für das Jahr 2023 bereits verbraucht. Der sogenannte "Overshoot Day" (dt. Erschöpfungstag) markiert jenen Tag, an dem alle Ressourcen, die der Planet innerhalb eines Jahres regenerieren kann, verbraucht sind. "Sobald die verbraucht sind, leben wir auf Kosten zukünftiger Generationen", betont Anna Leitner, Sprecherin bei GLOBAL 2000, am Donnerstag in einer Aussendung. Würden alle so leben wie wir, dann bräuchten wir beinahe vier Planeten um den globalen Ressourcenbedarf zu decken, so die Umweltschützerin.
Erschöpfungstag immer früher
Weltweit bewegt sich der Erschöpfungstag von Jahr zu Jahr näher an den Jahresbeginn. Auch in Österreich ist das der Fall, wie sich anhand der letzten Jahre veranschaulichen lässt. 2020 fiel der "Overshoot Day" auf den 8. April. 2021 war es dann der 7. April – letztes Jahr und heuer war bzw. ist das "Ressourcen-Budget" bereits am 6. April aufgebraucht.
Österreich beim Ressourcenverbrauch im oberen Feld
Den jährlichen "Overshoot Day" eines jeden Landes berechnen Expertinnen und Experten des "Global Footprint Networks" in einem komplexen Verfahren. Dabei wird die Biokapazität, also alle natürlichen Ressourcen, die die Erde in dem Jahr schafft, durch den menschlichen Ressourcenverbrauch dividiert und anschließend mit 365 multipliziert.
Österreich liegt mit dem 6. April dabei im vordersten Feld. Zum Vergleich: In Deutschland und Frankreich wird der Tag erst am 4. bzw. 5. Mai erreicht. An der Spitze des Ressourcenverbrauchs stehen das Emirat Katar (10. Februar) und Luxemburg (14. Februar). Der "Earth Overshoot Day", also der Welterschöpfungstag, wird vermutlich Ende Juli liegen – 2022 fiel er auf den 28. Juli.
"Der Überlastungstag zeigt auch die absurde Ungleichheit. Denn weltweit überlasten 56 der reichsten Industrieländer – einschließlich ganz Europa – die Erde. Dorthin fließt der Hauptteil der Profite des linearen Wirtschaftssystems. Die Kosten wie Ausbeutung, Ressourcenverschwendung und Müllberge tragen aber hauptsächlich Länder des globalen Südens", kritisiert Lisa Panhuber, Sprecherin von Greenpeace, gegenüber der Austria Presse Agentur (APA).
Lebenswerter Planet für künftige Generationen
Um einen lebenswerten Planeten für kommende Generationen zu sichern, gilt es den "Overshoot Day" möglichst weit nach hinten zu verschieben – optimal wäre es natürlich, wenn es gar keinen Erschöpfungstag gäbe und sich die Ressourcen stattdessen regenerieren könnten.
Global 2000 appelliert hier an die Politik: "Als Einzelperson kann man sein Leben natürlich so nachhaltig wie möglich gestalten, aber bei vielen Dingen sind einem die Hände gebunden", erklärt Leitner. Die Umweltschutzorganisation fordert daher eine Veränderung bei den gesetzlichen Rahmenbedingungen für Konzerne und damit eine Verpflichtung zu einem schonenden Umgang mit Klima und Ressourcen.
Greenpeace: Empfehlungen des Klimarats umsetzen
"Kein Industriebetrieb, kein Gasthaus oder Bauernhof kann erfolgreich sein, wenn er schon Anfang April sein gesamtes Jahresbudget ausgegeben hat. Aber genau das macht Österreich und lebt damit auf Kosten unserer Zukunft", so indes Lisa Panhuber von Greenpeace.
"Statt immer nur über Kosten und Hürden für Klimaschutz zu reden, müssen Politikerinnen und Politiker, Unternehmerinnen und Unternehmer und Medien endlich anfangen, die Notwendigkeit und die Chancen in den Mittelpunkt zu stellen. Die Bundesregierung muss jetzt damit anfangen - zum Beispiel, indem sie die 93 Empfehlungen des Klimarats umsetzt", hieß es vonseiten der Umweltschutzorganisation weiter.
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