4,7 Milliarden Euro für neue Züge
ÖBB reagieren auf Beschwerdeflut
Die Beschwerden von ÖBB-Reisenden wegen Verspätungen, veralteten Garnituren oder fehlenden Waggons haben in den Sommermonaten stark zugenommen. Personalengpässe haben sogar für die zeitweise Einstellung wichtiger Pendler-Routen gesorgt. Die ÖBB wehren sich gegen den Vorwurf, dass das System versagt, kündigten gleichzeitig aber neue und bessere Züge an.
ÖSTERREICH. Alleine im Juli war fast jeder vierte Fernzug verspätete, noch schlimmer war es im Unwetter-Monat August. Noch nicht einberechnet in die Verspätungsstatistik sind die ausgefallenen Züge. Genaue Zahlen dazu veröffentlich die ÖBB erst gar nicht. Viele Kundinnen und Kunden klagen auch über versäumte Anschlusszüge, manche Reisende mussten dadurch sogar auf Bahnhöfen übernachten. Wie viele Menschen das genau betroffen hat, dazu nennt die ÖBB ebenfalls keine Zahlen.
Gewerkschaft ortet Personalnot
Für den Chef der Eisenbahnergewerkschaft vida, Gerhard Tauchner, gibt es mehrere Ursachen für diese Probleme. Es fehle vor allem an Zügen und an Personal, wie er im "Ö1-Mittagsjournal" am Freitag darlegte: "Akut bräuchten wir im Bereich der Werkstätten ca. 200 bis 300 Mitarbeiter". Im Lokfahrdienst ist die Situation noch prekärer. Dort fehlen laut Tauchner 500 bis 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
ÖBB verweist auf Milliardenpaket
Anders sieht das ÖBB-Vorständin Sabine Stock. Sie dementiert vehement, dass das Unternehmen ein Personalproblem habe und verweist gleichzeitig auf eine Personaloffensive sowie ein milliardenschweres Investitionspaket in neue Züge. Mit 4,7 Mrd. Euro nur für neue Züge sei es "das größte Investitionprogramm unserer Geschichte", so Stock gegenüber "Ö1". "Es kommen jetzt jedes Jahr neue Züge, die ersten schon 2024", betonte die ÖBB-Vorständin.
Anwalt prüft Klage
Das immer wieder Waggons ausfallen, ist für den Wiener Rechtsanwalt Florian Höllwarth Grund, eine Klage gegen die ÖBB zu prüfen. "Es ist durchaus drüber nachzudenken, ob das auch ein zivilrechtlicher Betrug sein könnte", weil man könne nicht von jemanden eine Zahlung abverlangen, aber die entsprechende Leistung nicht erbringen, so Höllwarth.
Der Anwalt ortet außerdem ein Versagen der Aufsichtsbehörden. Diese müssten konsequenter auf die Durchsetzung der Fahrgastrechte pochen, etwa wenn Reisende wegen Verspätungen stundenlang und ohne Verpflegung auf Bahnhöfen warten müssen. ÖBB-Vorständin Stock verspricht Betroffenen, die festsitzen, jedenfalls Kulanz "bei der Erstattung aller Hotelkosten".
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