Psychologinnen warnen
Cannabiskonsum kann schwere Psychosen auslösen
Der Verfassungsgerichtshof (VfGh) berät aktuell über das Cannabisverbot im im Suchtmittelgesetz. Expertinnen warnen, dass der Cannabiskonsum schwere Psychosen auslösen kann, auf dessen Behandlung das Gesundheitssystem nicht vorbereitet ist.
ÖSTERREICH. Eine Legalisierung steht schon länger im Raum. Psychologinnen warnen vor dem beobachtbaren Anstieg psychotischer Episoden als Folge einer Zunahme der THC-Konzentration und dem Cannabiskonsum. Das ist zwar selten die Ursache von Schizophrenie, kann aber durchaus ein Auslöser sein.
Cannabiskonsum als Auslöser psychotischer Episoden
Adelheid Kastner, Vorstand der Klinik für Psychiatrie mit Forensischem Schwerpunkt, führt die Vielzahl an Schizophrenie-Erkrankungen auf den steigenden Konsum sowie Konzentration von THC zurück.
"Wir haben keinen einzigen mehr, der aus dem Stand weg – wie früher – schizophren geworden ist. Wir haben nur mehr Leute, die mit dem Cannabis-Konsum angefangen haben", so Kastner. Der Konsum könne zwar keine Schizophrenie entstehen lassen, sie aber durchaus auslösen:
"Das Gefährliche ist, dass manche Menschen mit einer gewissen genetischen Ausstattung diesen Cannabis-Konsum extrem schlecht vertragen und daraufhin Psychosen entwickeln."
30 bis 40 Prozent aller Jugendlichen hat laut Drogenbericht des Sozialministeriums schon mindestens ein Mal Cannabis konsumiert. Es ist die am dritthäufigsten genutzte Droge, gleich nach Nikotin und Alkohol. Gerade Jugendliche leiden besonders an den Folgen psychotischer Episoden in ihrem weiteren Leben. Kastner ist klar gegen eine Legalisierung und gibt zu bedenken:
"Das sind halt Menschen, die sich mit 15, 16 Jahren aus dem Leben herausschießen. Die sind dann irgendwann mit 20 in der Invaliditätspension und sind eigentlich nicht mehr integrierbar."
Legalisierung würde staatliche Regulation erlauben
Die Sozialarbeiterin Bettina Hölblinger von der Sucht- und Drogenberatung der Stadt Wien kann sich zumindest eine Entkriminalisierung vorstellen. Konsumentinnen und Konsumenten könnten dadurch schneller in Behandlung kommen, wodurch die Erfolgsaussichten steigen würden. Im Falle einer kontrollierten Ausgabe könne der Staat sogar Einfluss auf die Zusammensetzung der Inhaltsstoffe nehmen. Kastner sieht vor allem den steigenden THC-Gehalt als problematisch an, wobei eine Regulation durch den Staat förderlich sein könnte. Hölblinger teilt diese Meinung:
"Gerade in Bezug auf besonders THC-haltige Substanzen, die im Verdacht stehen psychotische Zustandsbilder auszulösen, wäre das eine Möglichkeit zum Beispiel den THC-Gehalt zu regulieren."
"Das ist russisches Roulette"
Kastner bezweifelt, dass ein Eingreifen des Staates in den THC-Gehalt Wirkung zeigen würde. Denn wer sich berauschen wolle, werde das auch in Zukunft tun. Von Cannabis als Behandlungsmittel im Patientenkreis unter ärztlicher Aufsicht hätte sie hingegen keine Einwände. "Nicht als Genussmittel bei Jungen, die keine Ahnung haben von ihrem individuellen Erkrankungsrisiko, was Psychosen betrifft: Das ist russisches Roulette", so Kastner.
Gesundheitssystem nicht vorbereitet
Die Leiterin der Drogenambulanz des AKH Wien Gabriele Fischer hat ähnliche Beobachtungen wie Kastner gemacht. Sie betont, dass wie bei allen Suchtmittel die Intensität und Häufigkeit des Konsums entscheidend ist. Da oft bewusst höhere THC-Konzentrationen herangezüchtet werden, können vermehrt durch Cannabis ausgelöste Psychosen beobachtet werden.
Besonders die Rahmenbedingungen haben Einfluss darauf, ob auf den Konsum eine psychotische Episode folgt. Depressionen und Angstzustände können ebenso in Folge des Konsums auftreten. Personen mit genetischen Prädispositionen, in akuten Belastungssituationen und Adoleszente sind besonders gefährdet.
Bevor man eine Legalisierung in die Wege leitet, müsse man die Rahmenbedingungen zur Freigabe abklären, so Fischer. Außerdem besteht schon jetzt ein Mangel an Fachpersonal, das gebraucht wird bei der Behandlung psychiatrischer Erkrankungen, vor allem bei Kindern und Jugendlichen. Darüber hinaus fehle es an Anlaufstellen bei Auffälligkeiten und zur Prävention. Für Fischer müsse also noch einiges getan werden, bevor eine Legalisierung und deren Folgen für das Gesundheitssystem tragbar wären:
"Hier bedarf es einer entsprechenden Umsetzung, die wir an sich seit 10 Jahren fordern. Dass vermehrt Ausbildungsstellen, vermehrt Möglichkeiten bestehen in einer verkürzten Ausbildung, dass diese Fachärzte und Fachärztinnen zur Verfügung stehen."
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