Skigebiete müssen sparen
Weniger Kunstschnee, weniger Betriebstage

Liftanlagen und Schneekanonen: Ohne Strom wäre der Betrieb eines Skigebietes nicht möglich. Jetzt werden Energiesparpotenziale ausgelotet. | Foto: Steiermark Tourismus | Tom Lamm
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  • Liftanlagen und Schneekanonen: Ohne Strom wäre der Betrieb eines Skigebietes nicht möglich. Jetzt werden Energiesparpotenziale ausgelotet.
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Die hohen Energiepreise schlagen auch bei den steirischen Skigebieten voll durch. Die Mehrkosten können nicht auf den Gast abgewälzt werden, Energie einsparen ist angesagt. Aber wie?

STEIERMARK. Die Skiliftbetreiber sind nicht zu beneiden. Zuerst zwei Corona-Winter, die ein wirtschaftliches Kalkulieren und jede Planung völlig über den Haufen warfen, jetzt droht ein Winter mit exorbitant hohen Energiepreisen. So rüsten sich unsere Skigebiete, um halbwegs durch den Winter zu kommen:

Fabrice Girardoni ist Spartensprecher der steirischen Seilbahnen und Geschäftsführer der Stuhleck-Bergbahnen, Österreichs größtes Tagesskigebiet. "Energie einzusparen ist für die Seilbahnenbetreiber kein neues Thema und wird seit vielen Jahren sehr akribisch betrieben. Allein in den vergangenen zehn Jahren konnten wir rund 20 Prozent des jährlichen Energieverbrauchs einsparen", so Girardoni. Einerseits durch die technische Weiterentwicklung bei den Beschneiungs- und bei den Beförderungsanlagen, andererseits wurde das Schneehöhenmanagement sukzessive optimiert. "Möglichst nur so viel Kunstschnee zu produzieren, wie ich auch tatsächlich brauche", das ist die nachhaltige Devise der Liftbetreiber.

Fabrice Girardoni, hier im Depot des Mürzzuschlager Wintersportmuseums, ist Spartensprecher der steirischen Seilbahnen. | Foto: Ekatarina Paller
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"Wir dürfen in dieser Debatte nie die Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden aus den Augen verlieren. Perfekte Skipisten stehen bei jeder Gästebefragung ganz oben, diese Qualität wird von uns verlangt, das müssen wir liefern", erklärt Fabrice Giradroni.

Und ohne künstliche Beschneiung gibt es kein Skifahren mehr. Giradroni: "Es mag früher so gewesen sein, dass Schneekanonen als ,nice to have' gegolten haben. Jetzt aber sind sie für jeden Seilbahnbetreiber ein unverzichtbares Produktionsmittel – so wie für einen Tischler die Hobelmaschine."

Am Stuhleck selbst passt man das Schneemanagement an die technische Weiterentwicklung an. "Dazu setzen wir heuer erstmals unseren erarbeiteten Masterplan mit Oberflächenanalyse um. Was dies effektiv an Einsparung gebracht hat, wissen wir erst nach der Skisaison", so Girardoni.

Eine Task-Force für die Planai

Die Planai Bergbahnen setzen seit vielen Jahren neue Standards, sei es in der Seilbahntechnologie oder bei der Pistenpräparierung. Planai-Geschäftsführer Georg Bliem: "Wir haben bereits in den vergangenen zehn Jahren rund 20 Prozent der Energiemenge durch intelligentes Schneemanagement eingespart. Jetzt sind wir noch mehr gefordert und haben eigens eine Task-Force eingesetzt, damit wir weitere Maßnahmen setzen können." 41 Einsparungspunkte wurden aufgelistet, die jetzt evaluiert und abgearbeitet werden müssen.
Dazu zählen etwa keine Beschneiung bei gleichzeitigem Betrieb von Seilbahnen, um die Stromspitzen abzuschwächen. Oder keine Beschneiung bei Temperaturen im Grenzbereich.

Georg Bliem ist Planai-Geschäftsführer: "Wenn wir fünf Prozent einsparen, das ist das schon sensationell." | Foto: Schneeberger
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Weniger Tempo, weniger Strom

Georg Bliem weiter: "Auch über die Bestückung der Gondelbahnen denken wir nach. Wieviel an Einsparung bringt es, wenn wir statt 150 Gondeln nur 100 einhängen, natürlich auf den Bedarf ausgerichtet. Oder was bringt es, wenn wir statt 6 Meter pro Sekunde nur mit 4,5 Meter unterwegs sind?"

"Wenn wir es schaffen, im Winter fünf Prozent Energie einzusparen, dann ist das schon sensationell."
Georg Bliem von den Planai-Bergbahnen

Einsparungspotenzial sieht man auf der Planai auch bei Stadion- und Gondelbahnbeleuchtung. Ebenso überlegt man in der Früh zuerst nur mit den Hauptbahnen anzufahren und die restlichen Anlagen bedarfsgerecht dazuzuschalten. "Hier bringen bereits 15 Minuten messbare Ergebnisse." Georg Bliem aber relativiert: "Wenn wir es schaffen, im Winter fünf Prozent Energie einzusparen, dann ist das schon sensationell."

Alles wird evaluiert: Auch im Beförderungstempo der Liftanlagen liegt Einsaprungspotenzial. | Foto: Steiermark Tourismus / Gery Wolf
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Bereits optimiert ist das Schneemanagemant: Im Jahr 2013 wurde die gesamte Beschneiung und Präparierung adaptiert. Damit konnten die Planai Bahnen bereits im ersten Winter 300.000 Euro einsparen. Auch die Pistengeräte fahren immer mehr mit alternativem Treibstoff.

In der Planai ist bereits eine Fotovoltaikanlage auf der Bergstation der Zehner-Gondelbahn in Betrieb, weitere Anlagen sollen folgen. "Bis zum Jahr 2028 soll es möglich, dass wir rund 15 Prozent des erforderlichen Stroms selbst produzieren", so Bliem.

Stromkosten haben sich verachtfacht

Daniel Berchthaller ist Geschäftsführer der Reiteralm Bergbahnen im Ennstal. Energiesparen ist faktisch ein Muss: "Die Stromkosten haben sich in der laufenden Saison im Vergleich zum Vorjahr sogar verachtfacht."

Daniel Berchthaller ist Geschäftsführer der Reiteralm-Bergbahnen – dem größten steirischen Skigebiet in Privatbesitz. | Foto: Schneeberger
  • Daniel Berchthaller ist Geschäftsführer der Reiteralm-Bergbahnen – dem größten steirischen Skigebiet in Privatbesitz.
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Berchthaller weiter: „Was mich stört ist, dass in der aktuellen Debatte die Skigebiete oftmals als Energiefresser dargestellt werden. Tatsache ist, dass sich in den vergangenen zehn Jahren bereits extrem viel getan hat."

Die Branche hat da schon 15 bis 20 Prozent etwa durch ständig weiterentwickelte Technologien wie der Schneehöhenmessung an Energie eingespart. Diese kommt auf der Reiteralm beispielsweise in sieben von neun Pistengeräten zum Einsatz: "Damit kann der Pistengerätfahrer exakt erkennen, wieviel Schnee bereits vorhanden ist", so der Bergbahnen-Chef. Auch die Beschneiung durch Lanzen ist weit effizienter, als dies noch vor einigen Jahren war.

Vorausschauend hat man auf der Reiteralm viel in die Pistensanierung im Sommer gesetzt: die Dellen, die sehr viel Schnee gefressen haben, wurden über den Sommer begradigt.

Auch beim Nachtskilauf oder beim Nachtrodeln gibt es Einsparpotenziale. | Foto: Steiermark Tourismus / Tom Lamm
  • Auch beim Nachtskilauf oder beim Nachtrodeln gibt es Einsparpotenziale.
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So wie in Schladming auf der Planai wird man auch auf der Reiteralm über das Beförderungstempo der Seilbahnen Energie einsparen: In den Stoßzeiten zwischen 9.30 bis 11 Uhr wird mit Vollgas gefahren, damit man die Gäste auf den Berg bringt, danach wird zurückgeschaltet.

Daniel Berchthaller: "Wir wollen an der Qualität für den Gast festhalten – daher ist eine Minimierung der Anzahl der angebotenen Pisten keine Option."

Sparstift in Mariazell

"Unsere Stromkosten sind um das Dreifache höher als in einem normalen Winter. Unmöglich diese zusätzlichen Kosten auf die Ski-Karte aufzuschlagen und somit an den Skigast weiterzugeben", erklärt Johann Kleinhofer, Geschäftsführer der Mariazeller Bürgeralpe. Gespart wird bei der energieintensiven Kunstschneeproduktion und bei den Betriebstagen. "Weniger Kunstschneeauflage und ein schmäleres Kunstschneeband, das sind Möglichkeiten, um bei der Schneeproduktion zu sparen", so Kleinhofer.

Der Mariazeller Bergbahnen-Chef Johann Kleinhofer: "Unsere Stromkosten sind ums Dreifache höher. Das können wir unmöglich auf die Tageskarte aufschlagen." | Foto: Michael Maili
  • Der Mariazeller Bergbahnen-Chef Johann Kleinhofer: "Unsere Stromkosten sind ums Dreifache höher. Das können wir unmöglich auf die Tageskarte aufschlagen."
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Zusätzlich setzt man auf der Bürgeralpe auf den verstärkten Einsatz von Schneelanzen statt Schneekanonen. "Während eine Schneekanone rund 24 KW Strom verbraucht, liegen wir bei den Lanzen bei 4 KW", so Kleinhofer. Nachteil: die Lanzen brauchen tiefere Temperaturen und sind nicht so leistungsfähig. 

In Mariazell besinnt man sich zudem auf "althergebrachtes" Wissen: "Wir denken über den Einsatz von Windfangnetzen nach, um den vorhandenen Naturschnee auf der Piste zu halten und um Verwehungen zu unterbinden", sagt Kleinhofer.

Auch bei den Betriebstagen wird reduziert. An Wochentagen, an denen weniger Gästefrequenz herrscht, sollen einzelne Lifte eingestellt bleiben. "Positiv stimmt mich, dass unsere Jufas-Hotels über den Winter bestens ausgelastet sind; Schulskikurse finden wieder statt und so hoffen wir doch auf einen halbwegs normalen Winter", sagt Kleinhofer.

In Mariazell setzt man stärker auf den Einsatz von Schneelanzen zur Kunstschneeproduktion. Sie verbrauchen weniger Energie als Schneekanonen. | Foto: Steiermark Tourismus / Harry Schiffer
  • In Mariazell setzt man stärker auf den Einsatz von Schneelanzen zur Kunstschneeproduktion. Sie verbrauchen weniger Energie als Schneekanonen.
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Nicht restlos begeistert zeigt er sich vom "goldenen Herbst". Zuletzt verregnete Wochenenden sorgten für weniger Gästeaufkommen auf der Bürgeralpe und somit für weniger Rücklagen, um den Winterbetrieb finanziell abzusichern. Es bleibt also weiterhin herausfordernd.

Geplant ist der Saisonstart auf der Bürgeralpe für den 8. Dezember – aber nicht auf Biegen und Brechen. "Wenn die klimatischen Bedingungen nicht passen, dann peilen wir Weihnachten an", so Kleinhofer.

Bianca De Silva ist seit heuer Geschäftsführerin auf der Veitscher Brunnalm: "Wir versuchen so gut wie möglich mit den Teuerungen klarzukommen und haben beschlossen, den Sonnkogellift nur an Wochenenden, Feiertagen und in den Ferien fahren zu lassen. An Attraktivität verliert das Skigebiet dadurch nicht, da immer noch 95 Prozent der Pisten befahrbar bleiben. Im Rahmen unserer Neueröffnung ist auch der Personalmangel eine große Herausforderung. Der Bau des neuen Gästezentrums verläuft aber planmäßig. Wir werden die Saison am 17. Dezember starten."

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