"All-in-Verträge sind Etikettenschwindel"

- Stefan Wimmer ist Bezirksstellenleiter der Arbeiterkammer in Braunau.
- Foto: AK
- hochgeladen von Petra Höllbacher
7908 Rechtsberatungen hat die AK in Braunau 2013 durchgeführt.
BEZIRK (höll). Die Zahl der Arbeitslosen im Bezirk Braunau steigt – im Jahr 2013 auf durchschnittlich 6,4 Prozent. Zudem haben 15 Unternehmen im Bezirk im Vorjahr Insolvenz angemeldet. Davon waren 166 Beschäftigte betroffen. "Wenn Firmen insolvent sind, helfen wir den Arbeitnehmern so schnell wie möglich an ihr Geld zu kommen", berichtet Stefan Wimmer, AK-Bezirksstellenleiter in Braunau. Im Jahr 2013 hat die AK in Braunau 7908 Rechtsberatungen durchgeführt und insgesamt 4,6 Millionen Euro an arbeits- und sozialrechtlichen Ansprüchen für die Arbeitnehmer herausgeholt. "In den Gerichtsverfahren ging es vor allem um offene Löhne und Gehälter, aber auch um Sonderzahlungen und Überstundenentgelte. Doch manchmal stellt selbst ein Urteil nicht sicher, dass gezahlt wird – in einigen Fällen mussten wir ein Exekutionsverfahren einleiten", weiß Wimmer.
Dauerproblemfeld bleibt die Leiharbeit: "Einige dieser Unternehmen verletzten das Arbeitsrecht systematisch mit dauerhafter Unterentlohnung und falscher Einstufung", berichtet AK-Präsident Johann Kalliauer. "Wenn sich nur einer von zehn Mitarbeitern dagegen wehrt, hat die Leiharbeitsfirma immer noch gewonnen", ergänzt Wimmer.
Ebenfalls oft ein Problem ist die Arbeitszeit: "Im Handel ist es üblich, dass man eine Viertelstunde vor Beginn der Öffnungszeit zu arbeiten beginnt und eine Viertelstunde nach Schließung da bleibt – oft wird das aber nicht bezaht. Das ist Unrecht", erklärt Wimmer. Gleiches gilt für sogenannte "All-in-Verträge": "Diese Verträge breiten sich aus wie eine Seuche und meist sind sie Etikettenschwindel. Oft deckt die Überbezahlung nämlich nicht alles ab. Deshalb: Unbedingt die geleisteten Stunden mitschreiben", appeliert Kalliauer. In einem Fall in Braunau wurde eine Mitarbeiterin in einem Discounter mit fünf Euro überbezahlt: "Im Vertrag stand: Damit seien alle weiteren Ansprüche abgegolten. Dem ist aber nicht so", versichert Wimmer.
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