Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 10. November von Christa Recheis-Kienesberger
Die Predigt "Vom Besitzen und Loslassen" für den 10. November 2024 stammt von Christa Recheis-Kienesberger und beschäftigt sich mit Markus 12,38-44. Recheis-Kienesberger ist Religionslehrerin und Gottesdienstleiterin in der Pfarre Pinsdorf.
SALZKAMMERGUT. Besitzen – wer möchte das nicht? Ein bekannter Hit der Kultgruppe Abba heißt „Money, Money, Money“, ein Hit zum Mitsingen und Mitschwingen. So wie die ganze Welt mitschwingt mit dem Haben und Besitzen – Geld ist eine unserer Sicherheiten, das vielbeschworene Wirtschaftswachstum das Glaubensbekenntnis unserer Zeit. Doch haben wir schon einmal überlegt: Kann etwas wirklich immer weiter wachsen oder widerspricht dieses Credo vom Wirtschaftswachstum nicht eigentlich den Naturgesetzen?
Die Bibel erzählt uns heute wieder eine Geschichte, die unser Besitzdenken relativiert. Sie erzählt von einer Warnung Jesu vor der Hartherzigkeit und von einer armen Witwe, die nichts besitzt und dennoch gibt. Eine ganz andere Weise des Umgangs. Vielleicht liegt darin eine große Freiheit. Wer weiß?
Sich über Besitz definieren wie die Schriftgelehrten? Oder loslassen wie die Witwe?
Jesus stellt in dieser biblischen Geschichte das Verhalten der Schriftgelehrten dem Tun einer armen Witwe gegenüber. Die Frage drängt sich auf: ist uns das Imponiergehabe der Schriftgelehrten, ihr Opportunismus, ihre Geltungssucht nicht viel vertrauter als die Frau, die ihre letzten Münzen opfert? Möchte man die Frau nicht fragen: Geht’s noch? Denkst du denn gar nicht daran, dass du etwas zu essen brauchst, etwas anzuziehen? Da gibst du dein letztes Geld her, wer weiß, ob es überhaupt jemand bekommt, der er verdient.
Das sind die Maßstäbe der Menschen. Dieser Angst vor morgen stehen die Maßstäbe Gottes gegenüber. Alles fügt sich, Gott lässt uns nicht im Stich. Können wir das glauben? Können wir vertrauen wie die Witwe im Tempel, die das Wenige, das sie hat, loslässt, um vielleicht noch Ärmeren zu helfen?
Der Einladung Jesu vertrauen
Wie beängstigend ist der Gedanke, dass unser Besitz keine Sicherheiten bietet?
Beim ersten Nachdenken über die heutige Botschaft habe ich mir gedacht: Oh Gott, das ist ja geradezu eine Einladung zum Moralisieren: hier die geltungsbedürftigen Schriftgelehrten und da die Frau, die alles hergibt. Ich glaube ganz einfach nicht, dass Jesus moralisiert. Vielmehr lädt er uns ein, nicht festzuhalten, sondern vertrauensvoll loszulassen.
Ich lade Sie jetzt ein, dieses Loslassen einmal auszuprobieren: schließen sie Ihre Hände zur Faust und halten Sie fest, so fest Sie können und so lang Sie es schaffen – und dann entspannen Sie die Hände. So wie Ihre Hände jetzt wahrscheinlich erleichtert loslassen, kann es auch unsere Seele, wenn wir genug vertrauen. Einfach ein kleines Experiment, das wir immer wieder machen können, wenn wir etwas festhalten wollen. Ich wünsche uns allen viel Vertrauen, dass das Leben für sich selbst sorgen kann. Weil Gott uns nicht im Stich lässt.
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