Katholische Kirche im Salzkammergut
Sonntagspredigt für den 3. April 2022 von Martin Mitterwallner
SALZKAMMERGUT. Die Predigtgedanken zum 5. Sonntag in der Fastenzeit, 3. April 2022, "Perspektivenwechsel: Was lässt leben?", stammen von Martin Mitterwallner. Er ist Pastoralassistent in Laakirchen.
Zwischen Leben und Tod
Leben und Tod sind zwei Grunderfahrungen unseres Menschseins. Der Frühling, in dem alles wieder zu wachsen beginnt, länger und wärmer werdende Tage, die uns ins Freie locken, die ersten Frühlingsblüher, die die Natur wieder bunt machen, locken auch uns aus unserem Winterschlaf, machen uns lebendiger, unternehmungslustiger - wir spüren auch im übertragenen Sinne die Hoffnung, dass nach dürren, trockenen Zeiten im Leben wieder Neues wachsen und reifen kann.
Doch es gibt auch diese andere Erfahrung: dass unser Leben bedroht ist, dass ein uns nahestehender Mensch plötzlich mitten aus dem Leben gerissen wird, dass jemand wörtlich oder sprichwörtlich über Leichen geht, Grenzen überschreitet – was uns gerader der Krieg in der Ukraine sehr deutlich vor Augen führt …
Biblische Hoffnungsbilder
Leben und das Bedrohtsein dieses unseres Lebens kommen auch in der Lesung aus dem Buch Jesaja und im heutigen Evangelium zur Sprache – beide Male Mut machend:
im babylonischen Exil, in der Fremde, mitten in die Erfahrung des Untergangs, der Zerstörung der Heimat hinein spricht Gott durch Jesaja von einem Neuanfang, vom Wachsen, von neuen Wegen in der Wüste, von Wasser in der Dürre ... – Bilder, die den Blick nach vorne richten, auf eine hoffentlich bessere Zukunft, die im Entstehen ist.
Und im Evangelium hören wir, wie eine Frau beim Ehebruch ertappt wird. Ein schwerwiegendes Vergehen – es geht um Leben und Tod für diese Frau. Ganz allein steht sie im Mittelpunkt der Öffentlichkeit und der religiösen Obrigkeit. Jesus erkennt, dass sie zunächst einmal Schutz braucht und aus dem öffentlichen Rampenlicht herauskommen muss. Deshalb lässt er sich nicht zuerst auf ein Streitgespräch ein, sondern bückt sich und schreibt mit dem Finger auf den Boden. So lenkt er die Aufmerksamkeit von der Frau weg auf sich selbst. Auch wenn er gebückt ist, stellt er sich schützend vor diese Frau.
In einem zweiten Schritt konfrontiert er die Ankläger mit sich selbst, indem er ihren Blick auf ihre eigene Sündhaftigkeit lenkt. Denn wer um die eigenen Schwächen und Fehler weiß, wird großzügiger im Umgang mit anderen. Jesus wendet so nicht mehr den Maßstab der Gerechtigkeit, sondern den der Barmherzigkeit an. Das Recht urteilt nach objektiven Maßstäben. Die Barmherzigkeit bezieht immer die eigene Existenz in die Beurteilung anderer mit ein. Angesichts der eigenen Sündhaftigkeit wird es schon schwieriger, mit Steinen auf andere zu werfen. Das macht Jesus den Anklägern deutlich und sie gehen einer nach dem anderen in Stille weg.
Im dritten Schritt eröffnet Jesus der Frau dann einen Weg in eine neue Zukunft. Er wirft ihr nicht die Sünden der Vergangenheit vor, sondern vergibt ihr und gibt ihr so die Möglichkeit, ihr Leben zu ändern und neu anzufangen.
Hinsehen auf das, was wachsen will
Die beiden biblischen Texte sind mutmachende, aufrichtende Worte, sie eröffnen Perspektiven, neue Sichtweisen der Welt und der Menschen. Sie machen Hoffnung, dass sich von Gott her immer wieder Wege auftun, die uns aufatmen, aufleben lassen.
Die Fastenzeit und auch die aufblühende Natur laden uns dazu ein, immer neu da hinzusehen, wo etwas wächst und wachsen will in unserem Leben, bei den Menschen, mit denen wir zu tun haben, die uns begegnen. Wir sind eingeladen uns von dem abzuwenden, wo etwas falsch läuft, indem wir dorthin schauen und das fördern, wo Gutes wächst in unserem Leben und wo wir im Leben hineingestellt sind. Amen.
Zu den Bibelstellen: Jes 43,16-21 | Ps 126,1-6 | Phil 3,8-14 | Joh 8,1-11
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