Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 13. Februar 2022 von Sabine Pesendorfer

Sabine Pesendorfer | Foto: Privat

BEZIRK GMUNDEN. „Selig, ihr Armen, denn euch gehört das Reich Gottes.“ Bin ich arm? Naja, aber ich bin mit Sicherheit nicht reich, denn zu großen Urlaubsreisen reicht es nicht, und eine Yacht besitze ich auch nicht…. „Selig, die ihr jetzt hungert, denn ihr werdet satt werden.“ Also Hunger, habe ich immer. Und wenn ich etwas Süßes sehe, dann will ich das essen, dafür gibt es immer noch Platz.... „Selig, die ihr jetzt weint, denn ihr werdet lachen.“ Ja, es ist zum Weinen in der Welt in der wir leben. Alles wird immer teurer und dann haben wir auch noch das Problem mit dem Impfen. Ich sehne mich auf die Zeit, wo man endlich wieder viel Reisen und Lachen kann…. „Selig seid ihr, wenn euch die Menschen hassen und aus ihrer Gemeinschaft ausschließen, wenn sie euch beschimpfen und euch in Verruf bringen um des Menschensohnes willen.“ Ja das ärgert mich, denn keine Frau darf in der Katholischen Kirche eine Diakonausbildung machen, geschweige denn das Amt eines Pfarrers. Das dürfen nach wie vor nur Männer. Da muss ich wohl Gott den Vorwurf machen, dass ich als Frau geboren wurde und nicht als Mann. Ich fühle mich ausgeschlossen.


Freut euch und jauchzt; denn siehe, euer Lohn im Himmel wird groß sein.“ Jetzt frage ich mich: „Gehöre ich nun zu den Seligen? Erwartet mich also ein großer Lohn im Himmel?“ Naja gut, ich habe vorher ein wenig übertrieben. Aber Jesus sagt da noch etwas: „Weh euch, ihr Reichen; denn ihr habt euren Trost schon empfangen. Weh euch, die ihr jetzt satt seid; denn ihr werdet hungern. Weh, die ihr jetzt lacht; denn ihr werdet klagen und weinen.“ Weltweit gesehen gehöre ich zu den fünf Prozent, die das große Glück haben in Reichtum und Wohlstand leben zu dürfen. Ich habe zu Essen, soviel, dass ich sogar oft etwas aus meinem Kühlschrank wegwerfen muss, weil es schlecht geworden ist. Außerdem habe ich so viele Sachen zum Anziehen, dass ich eine lange Zeit jeden Tag etwas anderes anziehen kann, ohne es gleich waschen zu müssen. Ich habe ein Dach über dem Kopf, habe ein WC im Haus und ein Bett. Ich kann die Heizung aufdrehen und problemlos meine Rechnungen bezahlen. Damit gehöre ich zu den wenigen Reichen auf dieser Erde.

Das macht jetzt Angst - oder?

Dieses Evangelium zeigt erstens: die Armen, die wirklich einen guten Grund haben zu weinen, weil sie Hunger haben nach Essen, nach Wissen oder weil sie unter Schmerzen leiden oder weil sie verfolgt werden oder weil andere ihnen das, was sie so dringend zum Leben brauchen, streitig machen. Das Evangelium zeigt zweitens: dass es Menschen gibt, die dafür verantwortlich sind, dass andere klein gehalten werden und sie keine Zukunftsperspektiven haben. Ja, das sind Menschen, die sich den Bauch deshalb voll schlagen können, weil sie für ihren Profit über Leichen gehen, die auch nicht im Geringsten an die Auswirkungen für andere denken, und die ihr Ansehen und ihre Macht mit allen nur erdenklichen Mitteln zu sichern suchen. Sie alle bringt das heutige Evangelium in den Blick. Selig bist du, wenn du arm, traurig oder hungrig bist. Gott ist es nicht egal, wie es dir oder mir geht! Gott sagt: „Warum glaubst du, dass die wahren Werte Reichtum, Macht, Selbstverwirklichung sind? Sie machen nicht wirklich satt? Denk daran: plötzlich kann es passieren, dass du etwas Schweres erleiden musst und dann findest du keinen Halt. Vergiss nicht, ich bin immer da! Ich verlass dich nicht!“
Und wie ist das bei mir? Lasse ich es zu, dass ich mich auf Gott einlasse? Vertraue ich ihm? Selig, wer Gott vertrauen kann und mit kindlichem Gemüt auf andere zugehen und lachen kann!

Die Predigt zum 6. So Lj C: Lk 6, 17.20-26 stammt von Sabine Pesendorfer. Sie ist Wortgottesleiterin und Begräbnisleiterin in Ohlsdorf.

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