Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigt für 20. Juni: "Der Sturm auf dem See"
SALZKAMMERGUT. Viele Menschen kennen die Geschichte aus der Bibel unter dem Titel „Der Sturm auf dem See“. Sie hat sich in unseren Köpfen eingeprägt, denn das heutige Evangelium ist sehr Bild-und Wortgewaltig. „ein Boot auf dem See“, „plötzlich erhob sich ein heftiger Wirbelsturm“ oder „er drohte dem See: Schweig, sei still“. Die Geschichte ruft auch starke Gefühle hervor. Es geht um einen Überlebenskampf, es geht um Angst, Furcht ums eigene Leben und auch um mangelndes Vertrauen. Wir kennen doch jeder das Gefühl, wenn wir jemanden nicht vertrauen wollen, auch das Gefühl wenn uns selbst nicht vertraut wird! Und es geht scheinbar auch um Gleichgültigkeit und Sorglosigkeit, denn der Hauptdarsteller schläft und kriegt eigentlich gar nicht so mit, was rundherum geschieht. Ja diese Geschichte hat es in sich und ruft in jedem der sie hört, verschiedenste Emotionen hervor, gerade wieder die, die man aus eigenen Erfahrungen schon mit Gefahr und Hilflosigkeit gemacht hat. Und solche, die wir in unserer aktuellen Lebenssituation gerade empfinden, vielleicht hervorgerufen durch eine unheilbare Krankheit oder durch existenzbedrohende Einflüsse. Auch bei einem Verlust eines geliebten Menschen kann unser „Lebensschiff“ vom Sinken bedroht sein und wir nicht mehr wissen, wie wir uns sprichwörtlich, über Wasser halten können!
Vertrauen in Gott und an sich selbst
Ich hab diese Bibelstelle schon oft in der Firmvorbereitung bei den Jugendlichen verwendet, manchmal sogar zum Firmthema ausgewählt. Geht es doch in dieser Geschichte zuerst auch um einen Aufbruch, an das „andere Ufer“. Und das passt gut für die jungen Firmlinge, die gerade mit 14, 15 Jahren Entscheidungen treffen müssen, wohin die Lebensreise gehen soll. Erlerne ich einen Beruf, gehe ich weiter in eine höhere Schule, … oft geht es auch schon um das kleine Pflänzchen Liebe und um die erste Beziehung. Und da läuft, dann nicht alles glatt, nicht immer alles nach Plan, da kann dann schon mal ein „heftiger Wirbelsturm“ die Gefühle durcheinanderwirbeln. Und so paradox es für manchen klingen mag, da hilft dann der Glaube. "Habt ihr noch keinen Glauben?", fragte Jesus seine Jünger. Für ihn ist Glaube Vertrauen! Vertrauen in Gott und vor allem auch an sich Selber. Beides im Leben zur Entfaltung zu bringen und wachsen zu lassen, ist ein wichtiger Teil der Persönlichkeitsbildung und wichtig für eine eigene Spiritualität. So werden Krisen im Leben leichter bewältigbar. So wird nach einer Niederlage das Leben wieder lebenswert! Da ist Einer, der ist da, der schläft nicht, sondern er geht mit dir, durch jede Krise hindurch und sagt dir: Du brauchst keine Angst mehr zu haben!
"Schläft Jesus noch in deinem Leben?"
„Er lag hinten in einem Boot auf einem Kissen und schlief", lesen wir im Evangelium. Ist es nicht meistens auch so in unserem Leben? Wir haben Jesus schlafen gelegt, irgendwo hinten in unserem Boot mit dem wir durch das Leben segeln. Wir nehmen das Steuer selber in die Hand, weil wir darauf getrimmt sind erfolgreich zu sein, Leistung zu bringen. Und auf einmal schwappen die Probleme und die Überforderung in das Boot und es zieht uns den Boden unter den Füssen weg. Mein Schiff droht zu sinken. Habe ich noch den Mut, jetzt Jesus aufzuwecken und ihn um Hilfe zu bitten? Habe ich noch das Vertrauen, dass er mir helfen kann? Oder laufe ich von Heiler zu Heiler oder von einem Guru zum anderen? Darum müssen wir uns diese Frage gefallen lassen: Habt ihr noch keinen Glauben? Spürt ihr nicht, dass ich auch während ich schlafe bei euch bin. Ich hab euch doch versprochen immer für euch da zu sein. „Warum habt ihr dann solche Angst?" Es gibt keinen Grund wenn du mir glaubst und vertraust!
Die Predigt stammt von Rudolf Schrödl, ehrenamtlicher Diakon in Traunkirchen, Notfallseelsorger im Kriseninterventionsteam Gmunden, Feuerwehrseelsorger
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