Nazi-Liederbuch: Beschuldiger im Interview mit den Bezirksblättern
Der Wiener Neustädter Helmut W. gibt Illustrationen für Germania-Liederbuch zu, stellt aber klar: Bilder haben keinen Bezug zu Liedgut.
WIENER NEUSTADT. Neue Entwicklungen in der NS-Liederbuch-Affäre rund um die Burschenschaft „Germania“: Die Bundesregierung hat sich darauf verständigt, dass die Burschenschaft Germania aufgelöst werden soll.
SPÖ-Mitglied "malte" für Germania
Der Illustrator des Buches soll ein SPÖ Mitglied sein und wurde am Dienstag aus der SPÖ ausgeschlossen. Die Bezirksblätter sprachen telefonisch mit dem Ausgeschlossenen, einem 70jährigen, ehemaligen Beamten. Er wolle sich derzeit dazu nicht mehr äußern, da ja auch andere davon betroffen sind und verwies auf das einzige Gespräch, das er kurz zuvor, wie folgt, dem ORF gegeben habe.
„Es ist richtig, dass ich die Bilder für das Buch gestaltet habe. Diese Bilder haben aber keinen Bezug zu der umstrittenen Strophe. Auf den Bildern sind z. B. Studenten mit Bierkrügen oder beim Jubeln zu sehen. Wir haben diese dumme Strophe irgendwann entdeckt und sofort geschwärzt. Das war so etwa vor 20 Jahren. Ich bin seit 1962 Mitglied der Burschenschaft und das Lied wurde auch nie gesungen“.
Wegen des Liederbuches bestehe der Verdacht, dass gegen das Verbotsgesetz verstoßen worden ist. Daher wurde von der Regierung ein Auflösungsverfahren gegen die „Germania“ eingeleitet.
Bundeskanzler Kurz und Innenminister Kickl beziehen Stellung
Innenminister Herbert Kickl (FPÖ): „Wenn dabei festgestellt werden sollte, dass der Verein strafrechtliche Aktivitäten, gegen das Verbotsgesetz gesetzt hat, steht am Ende die Auflösung des Vereins“.
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP): „Ich halte es für richtig, diesen Weg zu gehen, es gibt nicht nur die Verantwortung von Einzelpersonen, sondern gerade auch eine Verantwortung von Vereinen“.
„Gerade, wenn es um den Umgang mit dem Antisemitismus und schweren Vorwürfen geht, darf es im Land keine Zweifel geben, da braucht es ein ganz klares Hinsehen und da muss auch jeder Winkel ausgeleuchtet werden und konsequent vorgegangen werden“, so LH Mikl-Leitner.
SPÖ-Landesvorsitzender Franz Schnabl: „Wir distanzieren uns klar von nationalsozialistischem Gedankengut und ich muss feststellen, dass wir im Unterschied zur FPÖ eine klare Haltung vertreten. Solche Menschen haben in der Sozialdemokratie nichts verloren. Wir haben erst Dienstag von dem Fall in der Landesparteisitzung erfahren.“
Zu einer allfälligen Auflösung äußerte sich der Obmann der „Germania“: „Wir sind uns keiner Schuld bewusst, werden uns aber fügen, sollte tatsächlich ein Fehler passiert sein.“
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