Umweltbombe bedroht Wasser

- hochgeladen von Bianca Werfring
680.000 Tonnen Aluminiumschlacke gefährden das Grundwasser rund um Wr. Neustadt
Im Westen Wiener Neustadts tickt eine Umweltbombe. Seit Jahrzehnten lagern hier rund 680.000 Tonnen Aluminium-Schlacke aus Russland und bedrohen das Grundwasser.
WIENER NEUSTADT. Anfang Oktober brach in Ungarn ein Deponiebecken für Rotschlamm.Tonnenweise ätzende Mischung aus Eisenoxid, Kobalt, Titan und Natronlauge wälzte sich durch Teile unseres Nachbarlandes.
Doch diese Umweltkatastrophe ist in Anbetracht der Umweltbombe am Rande Wiener Neustadts deutlich weniger gefährlich. Seit den 70er Jahren lagern am Rande von Wiener Neustadt etwa 700.000 t Aluminiumschlacke, zusätzlich 300.000 t Bauschutt und andere Abfälle, in einer ehemaligen Schottergrube.
Gefährlich
Das Problem dabei: Die Anlage ist undicht. Niederschlagswasser durchspült die giftigen Ablagerungen ebenso, wie das Grundwasser. In Verbindung mit Wasser ist Aluminiumschlacke hoch reaktiv und brandgefährlich. Hitze, beißende Ausgasungen und eine explosive Freisetzung von Schadstoffen sind die Folge. Eine Schlammwelle wie in Ungarn ist unmöglich. Viel gefährlicher ist die Tatsache, dass die toxischeren Schadstoffe hier aber in das Grundwasser ausgewaschen werden und das bei kontinuierlich steigendem Durchschnittspegel. Nach bisher geheim gehaltenen Untersuchungen (!) der Bundesaltlastensanierungs GmbH emittiert die Aluschlackendeponie dadurch jährlich unvorstellbare 20t Ammonium, 39t Nitrate, 77t Chloride und jede Menge an Fluorid und Schwermetallen.
Die Giftstoffe aus der Aluminiumschlackendeponie werden direkt in die Mitterndorfer Senke - das größte Grundwasserreservoir Europas – gespült. Indirekt wird damit auch die Trinkwasserversorgung der Millionenstadt Wien gefährdet, denn die Brunnen der dritten Wasserleitung liegen in der Mitterndorfer Senke. Auch die Brunnen von Wiener Neustadt und vielen anderen Wasserwerken befinden sich im oder nahe dem Abstrombereich. Derzeit ist alles in Ordnung, aber das kann sich ändern, denn es gibt keine Garantie dafür, dass die geohydrologische Situation stabil bleibt.
Sorgen um das Trinkwasser machen sich die burgenländischen Nachbarbezirke Eisenstadt und Mattersburg. „Diese unglaublichen Altlasten aus den 1970er Jahren bedrohen bei steigendem Grundwasserspiegel auch das Trinkwasser in den Bezirken Mattersburg und Eisenstadt“, erklärt SPÖ-Klubobmann Christian Illedits und plädiert gemeinsam mit LA Robert Hergovich für eine rasche Sanierung der Deponie.
Denn lediglich durch eine Räumung und die Behandlung bzw. ordnungsgemäße Deponierung, kann die drohende Umweltgefahr entschärft werden.
„Es ist keine Gefahr in Verzug, aber eine potenzielle Gefährdung gegeben. Die Stadt hat höchstes Interesse an einer Sanierung. Es handelt sich um eine Altlast, die seit Jahrzehnten vor sich hinruht und entsorgt werden sollte“, betonte auch der Wiener Neustädter Umweltstadtrat Wolfgang Mayerhofer.
Die Sanierung ist Sache des Bundes, die Kosten würden wohl mindestens 200 Mio. Euro betragen.
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