Vom Armenhaus zum Top-Stadtheim
60 Jahre Traude Dierdorf Stadtheim
Nahe dem Stadtzentrum von Wiener Neustadt befindet sich mit dem Stadtheim eine überaus wichtige Einrichtung der Stadt.
WIENER NEUSTADT. (von Karl Kreska). Früher wurden Menschen, die sich selbst nicht oder nicht mehr versorgen konnten, wenn irgendwie möglich, im Familienkreis betreut. Ab der 2. Hälfte des 16. Jahrhunderts wurde an der Westseite des Domplatzes das sogenannte Bürgerspital errichtet. Dabei handelt es sich um eine Institution, in der Kranke, Alte, Wöchnerinnen oder versorgungsbedürftige Kinder aufgenommen wurden.
Der eigentliche Vorläufer des Stadtheims, das Armenhaus, wurde dann aber in der Ungargasse, dort, wo sich heute die Hauptplatzgarage befindet, errichtet. Die Einrichtung war besser als im Bürgerspital, kann aber mit einem heutigen Altersheim nicht verglichen werden. Die Bodenhöhe der Zimmer war mit dem daran vorbeiführenden Gehweg in der Ungargasse auf gleicher Höhe wie dieser. Wenn man am Gebäude vorbeiging, konnte es passieren, dass man vorbeilaufenden Ratten ausweichen musste.
Nach dem 1. Weltkrieg wurde das Armenhaus offiziell zum „Bezirksaltersheim“ umgetauft, in dem 184 Betten zur Verfügung standen.
Nach dem 2. Weltkrieg wälzte man Pläne für einen Neubau, da das alte Haus nicht den modernen Anforderungen entsprach. So wurde in den Jahren 1952 – 57 ein modernes Stadtheim an der Ecke Lazarettgasse Hussargasse, geplant. 1961 erfolgte dann die Grundsteinlegung. Bei der Eröffnung am 20./21. November 1964 kamen rund 7.000 Besucher, um das moderne Gebäude zu besichtigen. In dem von Baudirektor DI Herwig Gartner geplanten Bau, mit wunderschönem Garten, befanden sich ausschließlich sonnenseitige Ein- und Zweibettzimmer für rund 130 Bewohnerinnen und Bewohner.
Am 12. Dezember 1975 erfolgte dann die Eröffnung eines Zubaus, mit weiteren 115 zusätzlichen Betten, davon 18 für Pflegebedürftige.
Am 11. Februar 1995, dem letzten Tag der damals erstmals veranstalteten „Sozialwoche“, begrüßte die damalige 1. Vize- und spätere Bürgermeisterin Traude Dierdorf neben den Bewohnerinnen und Bewohnern zahlreiche Ehrengäste zur Eröffnung der neuen Pflegestation, in der sich weitere Ein- und Zweibettzimmer, Therapieräume, der umgebaute Speisesaal und eine moderne Großküche befinden.
"Haus der Barmherzigkeit" - "Traude Dierdorf Stadtheim"
Nach dem Verkauf des Stadtheims durch die Gemeinde an das „Haus der Barmherzigkeit“ wurde das alte Haus sukzessive abgetragen und ab 2017 durch einen Neubau, der einem kleinen, modernen Dorf gleicht, errichtet.
Schon 2014 wurde das Stadtheim in "Traude Dierdorf Stadtheim" umgetauft, um der Bürgermeisterin und Sozialpolitikerin ein Denkmal zu setzen.
Im Dezember 2024 waren es 60 Jahre, dass das Stadtheim nun besteht. Anlässlich dieses Jubiläums veranstaltete die Gemeinde vergangene Woche eine große Feier im Speisesaal, bei der unter anderem auch die Familie der Namensgeberin, Otto Dierdorf, Elke Schmid-Dierdorf und Sebastian Schmid anwesend war. Natürlich wurde dabei auf die Vergangenheit zurückgeblickt und eine der seit 22 Jahren im Haus lebenden Bewohnerinnen, Helga Stelzer, erzählte Anekdoten aus dieser Zeit, die großen Anklang fanden.
„Die liebevolle und professionelle Betreuung unserer Seniorinnen und Senioren bis ins hohe Alter ist mir ein Herzensanliegen“, so Bürgermeister Klaus Schneeberger. „Wir freuen uns, dass wir gemeinsam mit dem Land Niederösterreich und der Stadt Wiener Neustadt das Traude Dierdorf-Stadtheim in eine neue Ära führen konnten“, so Institutsdirektor Christoph Gisinger.
Der Vollbetrieb konnte 2022 nach erfolgter Fertigstellung in Betrieb genommen werden.
Die jüngste Geschichte
1955: Bezirksaltersheim in der Ungargasse und Beschluss für Neubau in der Lazarettgasse
1964: Eröffnung des neuen Stadtheims
1983: Stadtheimbrand
2014: Umbenennung in Traude Dierdorf Stadtheim
2016: Übernahme durch das Haus der Barmherzigkeit
2019: Grundsteinlegung des Neubaus
2021: Inbetriebnahme Bauteil 1
2022: Inbetriebnahme Bauteil 2 und Vollbetrieb
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