Großteil in Wien
Kündigungswelle und Aus für Lieferando-Kollektivvertrag

Für Lieferando-Boten gibt es schlechte Nachrichten. Sie waren bis dato zumeist mit gültigem Dienstvertrag unterwegs. Dieser wird ihnen jetzt entzogen. | Foto: Johannes Reiterits/MeinBezirk
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  • Für Lieferando-Boten gibt es schlechte Nachrichten. Sie waren bis dato zumeist mit gültigem Dienstvertrag unterwegs. Dieser wird ihnen jetzt entzogen.
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Bis dato radelte der Löwenanteil der sogenannten "Rider" von Lieferando mit Kollektivvertrag durch die Gassen, anders als bei der Konkurrenz. Doch damit soll jetzt Schluss sein. Gleichzeitig droht ein Kahlschlag – 600 Fahrerinnen und Fahrer sollen entlassen werden.

Aktualisiert am 18. März, 19.05 Uhr

WIEN. Die Lieferbranche ist ein hartes Pflaster, das werden wohl die meisten der sogenannten "Rider" bestätigen. Egal ob in blauer, rosafarbener oder orangener Montur durch die Straßen flitzend – die Gewerkschaft wird nicht müde zu betonen, dass es sich um ein absolutes Niedriglohnsegment handelt. Darauf machte man in den vergangenen Jahren – nicht nur, aber vor allem – in Wien bei Arbeitskämpfen aufmerksam.

Die allermeisten "Rider" sind als Freiberufler unterwegs. Doch eine größere Ausnahme gab es bis dato, was das Unternehmen stets stolz betonte: Lieferando. Die Fahrradkuriere waren bis heute in einem aktiven Dienstverhältnis für das Unternehmen unterwegs. Alleine in Wien radelten – Stand März 2024 – 500 Mitarbeiter für den Konzern. Doch damit soll jetzt Schluss sein, wie "Der Standard" als Erstes berichtet. Denn auch bei Lieferando stellt man bald um.

Kündigungswelle

Auf MeinBezirk-Nachfrage bestätigt Lieferando-Sprecherin Katrin Wala die weitreichende Änderung bei den Personalangelegenheiten. Man habe sich dazu entschlossen, "das Logistikmodell von Lieferando Österreich an den österreichischen Branchenstandard anzugleichen. Künftig werden wir daher mit freien Dienstnehmerinnen und Dienstnehmer zusammenarbeiten." Ein Ende der Fixanstellung samt Dienstvertrag also.

Besonders im Jahr 2024 gingen die Fahrrad-Kuriere für ihre Lohnforderungen auf die Straße. Immerhin: Bei Lieferando hatten sie meist einen gültigen Dienstvertrag. (Archiv) | Foto: Vida
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Dies geschehe "auf Basis einer sorgfältigen Evaluierung unseres Geschäftsmodells". Der Prozess soll "im Laufe der nächsten Wochen" vollzogen werden, so Wala. Österreichweit bestehe die Lieferflotte aus 850 Fahrerinnen und Fahrer. Laut Wala wird man sich jetzt von einem enormen Teil dieser trennen: "Mit der Beendigung unseres Angestellten-Modells werden wir, unter Ausschöpfung aller Möglichkeiten, rund 600 Fahrerinnen und Fahrer entlassen müssen. Betroffen sind außerdem weitere rund 65 Mitarbeiter:innen an unseren Standorten in Wien und den Bundesländern."

Markt wäre schuld

Noch ein letztes Mal betont man, dass man bis dato in das Modell der Festanstellung investiert habe. So gab es auch eine Lohnerhöhung von 7,8 Prozent bei den jüngsten Kollektivvertragsverhandlungen für Lieferando-Boten. Die Reißleine würde jetzt jedoch gezogen, da es keine einheitlichen Regeln in Österreich gibt, so Wala: "Wir haben hier stets auf eine Vereinbarung mit Augenmaß plädiert, an deren Beginn jedoch faire Wettbewerbsbedingungen durch vergleichbare Beschäftigungsmodelle aller Marktteilnehmenden stehen hätten müssen."

Jetzt sind nicht nur die Foodora-"Rider" (rosa) als Freiberufler unterwegs, sondern auch ihre Kollegen von Lieferando. (Archiv) | Foto: EVA MANHART / APA / picturedesk.com
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Ein Rückzug vom österreichischen Markt sei dies jedoch "ganz und gar nicht. Diese Veränderung steht im Einklang mit unserem Ziel, ein Logistiknetzwerk zu schaffen, das durch seine Flexibilität und Skalierbarkeit nachhaltig am österreichischen Markt bestehen kann und dabei den Anforderungen und Bedürfnissen von Fahrerinnen und Fahrern, Partnerinnen und Partnern sowie Kundinnen und Kunden gleichermaßen entspricht."

"Fahrrad-Boten sind geliefert"

Am Dienstagabend meldet sich dann auch die Gewerkschaft Vida zu dem Vorhaben zu Wort. Man spricht gar von österreichweit 1.000 Fahrrad-Botinnen und -Boten, welche jetzt "geliefert" seien. Zwar gesteht dem orangenen Lieferkonzern zu, dass man sich jahrelang "als Musterschüler" präsentiert habe, auch wenn der durchschnittliche Bruttolohn eines 40-Stunden-"Riders" nur 1.850 Euro pro Monat betragen hätte.

Markus Petritsch von Vida sieht eine neue Verschärfung für zukünftige Dienstehmerinnen und -nehmer in der Branche zurollen. (Archiv) | Foto: vida Kärnten
  • Markus Petritsch von Vida sieht eine neue Verschärfung für zukünftige Dienstehmerinnen und -nehmer in der Branche zurollen. (Archiv)
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Doch würden nun ganz andere Zeiten bevorstehen. "Mit diesem unsozialen Vorgehen der Vorgängerregierung wird die Zahl der Scheinselbstständigen und freien Dienstnehmerinnen und -nehmer drastisch steigen“, warnt Markus Petritsch, Vorsitzender des Vida-Fachbereichs Straße. Für die Lieferando-Beschäftigten, die jetzt ihren Arbeitsplatz verlieren, könne man zumindest einen Sozialplan erstellen.

Doch die freien "Rider" oder Selbständigen, die nach ihnen kommen, haben künftig keine soziale Absicherung, mahnt man. Die Schuld sieht man vor allem bei der Politik, da ist man sich zumindest mit Lieferando einig: "Die Politik hat den Schutz der Plattformarbeiterinnen und -mitarbeiter auf die lange Bank geschoben", so Petritsch.

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