Trans*, transgender
Hormonelle Behandlungen bei Trans*Geschlechtlichkeit
Die Voraussetzung für die Behandlung mit gegengeschlechtlichen Hormonen ist in Österreich eine mehrere Monate dauernde begleitende Psychotherapie und ein fachärztliches, psychiatrisches Gutachten, dass Trans*Geschlechtlichkeit vorliegt.
Bei Trans*Frauen wird zu Beginn der Behandlung oft das Antiandrogen Androcur oder Zoladex verschrieben, um u.a. die männliche Behaarung zu reduzieren. Allerdings lehnen einige Behandler*innen diese Antiandrogene ab, weil sie zu depressiven Verstimmungen führen können und verschreiben stattdessen Östrogene, die in Tabletten- oder Pflasterform eingenommen werden können. Diese Östrogene bewirken, dass der Körper femininer wird. Es kommt meist zu:
- einer anderen Verteilung des Fettgewebes
- vermindertem Bartwuchs
- Brustwachstum
- und einer Veränderung der Brustwarzen.
Inwieweit es zu einer Feminisierung des Körpers kommt ist aber von Person zu Person verschieden und auch von der genetischen Disposition und vom Alter der jeweiligen Trans*Frau abhängig. Kommt es nicht zum gewünschten Brustwachstum, so besteht die Möglichkeit der chirurgischen Brustvergrößerung, die bei Trans*Frauen von den Krankenkassen übernommen wird, wenn ein fachärztliches Gutachten erstellt wird.
Jüngere Trans*Frauen, die sich eigene Kinder wünschen, sollten vor der Einname von Hormonen überlegen, ob sie ihr Sperma in einer Samenbank einfrieren lassen möchten, sollten sie später in einer lesbischen Partnerschaft leben. Es bestünde dann nämlich die Möglichkeit einer künstlichen Befruchtung der Partnerin.
Bei Trans*Männern zeigen sich mit der Einnahme von Testosteron meist schnell sichtbare körperliche Veränderungen wie:
- ein irreversibler Stimmbruch
- eine Zunahme der Muskulatur
- vermehrte Körperbehaarung
- Bartwuchs
- mitunter auch Geheimratsecken und Verlust des Haupthaares (in zunehmendem Alter auch Glatzenbildung).
Manche Trans*Männer möchten ihre Gebärmutter und ihre Eierstöcke behalten, um eventuell später selber Kinder gebären zu können.
Die sexuelle Orientierung eines Menschen kann sich durch die hormonellen Behandlungen erweitern. D.h. nicht, dass sich die sexuelle Orientierung völlig verändert, aber wenn eine Trans*Person bisher Frauen liebte, erotisch nur Frauen begehrte und sexuell auf Frauen stand, dann kann es vorkommen, dass sie nun auch auf cis Männer oder trans* oder nonbinär lebende Menschen steht. Dabei bleibt zwar die ursprüngliche sexuelle Orientierung in der Regel bestehen, sie kann sich aber erweitern.
Eine Hormontherapie kann zudem dazu führen, dass sich die Sensibilität der Genitalien verändert. Die sensitiven Areale und erogenen Zonen können sich verschieben, Orgasmen können länger werden oder sich verkürzen.
Die Auswirkungen der Hormontherapie können sich im Laufe eines transidenten Lebens mehrfach verändern, weshalb hier eine gute Kommunikation mit den behandelnden Ärzt*innen, Berater*innen und Psychotherapeut*innen wichtig ist.
Bei Trans*Kindern setzen viele Expert*innen heute pubertätsblockierende Medikamente ein, um der Pubertät eine Pause zu verschaffen. Dies gibt den Kindern und ihren Familien Raum und Zeit, um später selbstbestimmt und mit informiertem Konsens eine bewusste Entscheidung für oder gegen hormonelle Behandlungen treffen zu können. Trans*Menschen erleben die Pubertät häufig als eine schwere psychische Belastung, weil ihr Körper sich immer mehr von ihrem Wunschgeschlecht entfernt. Die psychischen Vorteile der pubertätsblockierenden Medikamente überwiegen die körperlichen Nebenwirkungen, die solche Medikamente haben, in der Regel bei Weitem und sind das höhere Gut bzw. das geringere Übel.
Eine Hormontherapie beeinflusst auch die sexuelle Entwicklung und hilft vielen Trans*Menschen, ihren Körper zu akzeptieren. Die bessere Selbstakzeptanz und Selbstannahme helfen den jungen Trans*Menschen, selbstbewusster und selbstbestimmter ihre Sexualität zu leben, Safer-Sex zu praktizieren, auf ihre körperliche, sexuelle und psychische Gesundheit zu achten und tragfähige Beziehungen sowie Partner*innenschaften aufzubauen.
Autor: Florian Friedrich
Psychotherapeut in Ausbildung unter Supervision
(Logotherapie und Existenzanalyse)
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