"Salzalarm"
Baumschutz Ottakring fordert Sofortmassnamen
Im Februar 2021 wurde nach einer Anzeige bei einer Bodenprobe im Liebhartstal ein Natriumchloridwert von 150.000 Milligramm Chlorid pro Liter in Schmelzwasser oder Schneeresten festgestellt ( Artikel Zukunft Stadtbaum 17.1.2022)
Ende 2021 wurden weitere Verstöße gegen die Winterdienstverordnung in der Kastanienbaumallee Johann Staud Strasse an die MA 42 gemeldet – nun wurden die Ergebnisse veröffentlicht. Es wurden im Abschnitt Johann Staudstraße 55-73 drei Proben nach der Winterdienstverordnung 2003 gezogen. Das Ergebnis:
• 1.080 mg/l Chlorid
• 3.000 mg/l Chlorid
• 95,2 % Natriumchlorid
Zur Erklärung: 150 Gramm Chlorid entsprechen ungefähr 247 Gramm Kochsalz. Das ist wie wenn man ein Viertel Kilo Kochsalz ( ca 250 Gramm) in einen Liter Wasser einrührt. Für einen Menschen wäre eine so hoch konzentrierte Lösung schon ziemlich tödlich, selbst wenn man nur einen kleinen Teil dieser Salzlösung trinkt. Wenn nun also eine feste Probe 95,2 Prozent NaCl enthält, also de facto aus fast reinem Kochsalz besteht, und man bereits ab einer Konzentration von 1% NaCl von einem Verstoß gegen die Winterdienstverordnung ausgeht, so ist das skandalös.
Es lag damit in allen Fällen ein erneuter Verstoß gegen die Winterdienstverordnung 2003 vor – die zuständige Winterdienstfirma bzw die Eigentümer müssen mit einer Verwaltungsstrafe bis zu € 700 rechnen.
Nun zeigen bereits Jungbäume (Scharlachkastanie/Rotblühenden Kastanie, eigentlich Miniermottenresistent und in den Jahren 2016-2020 gesetzt, erste Blattverfärbungen – dh Blattrandnekrosen deren Ursachen vielfältig sein können. Sie reichen von hohen Schadstoffdosen aus der Umwelt ( Salz!), Trockenheit bis zum Moniermottenbefall.
Jahrelange Übersalzung führt zu einer Beeinträchtigung des Blattzustandes. Es ist bereits jetzt offensichtlich in welchem Zustand der Baumbestand am im Grüngürtel des UNESCO Biosphärenparks Wienerwaldes am Wilhelminenberg ist, eine Photosynthese ist bei vielen Kastanienbäumen nicht mehr möglich – die Funktion als Frischluftschneise geschwächt
Beachtlich ist die Steigung der Anzahl der Vor Ort Kontrollen in Wien
2015/2016: 84
2016/2017: 101
2017/2018: 109
2018/2019: 61
2019/2020: 14
2020/2021: 161
Die Anzahl der Probenentnahmen stieg von 46 (2015/2016) auf 110 ( 2020/2021).
Die Forderungen der Wiener Baumschutz-Initiativen aus dem Jahr 2021 unterstützen wir weiterhin
- Sofortmaßnahmen noch vor dem Winter 2022/2023 für bereits bestehende Mängel/Beeinträchtigungen aufgrund übermäßiger Salzstreuung
- Umgehendes Aktivwerden der Behörde bei Meldungen zu Verstößen gegen die Winterdienst-VO (sowohl bei privaten Dienstleistern als auch bei der Stadt Wien)
- Beendigung der monatelangen Behördenwillkür und Tatsachenverschleierung
- Transparente, stichprobenartige Kontrollen der Winterdienst-Verordnung durch die zuständige Behörde (MA42)
- Veröffentlichung der Kontroll-Ergebnisse und der Beprobungen nach Bezirken auf der Webseite der Stadt Wien
- Erhöhung des Strafausmaßes bei Verstößen auf zumindest 7000 bis 9000 Euro
- Im Frühjahr müssen die Bäume nach der Salzbelastung ausgewaschen werden
Es ist wichtig, dass nicht im kommenden Winter wieder ähnliche Verstöße passieren, die dann letztlich zum Absterben der durch die Miniermotte schon vorgeschädigten Bäume führen, und die Gemeinde Wien um tausende Euro Neupflanzungen von (übrigens besonders salzempfindlichen) Jungbäumen vornehmen muss.
Baumschutz ist auch Klimaschutz – dieses Bewusstsein braucht es endlich bei Bezirks-und Stadtpolitikern!
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