Kein Platz zum Warten
Bei vielen Wiener Öffi-Stationen fehlen Bankerl
Nicht bei allen Öffi-Stationen in Wien gibt es Bankerl. Aber warum? Die BezirksZeitung geht der Frage nach.
WIEN. Wer kennt das nicht: Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel runter und es hat schweißtreibende 36 Grad. Dennoch muss man noch eine halbe Stunde lang auf den Bus warten, ein schattenspendendes Wartehäuschen oder ein Bankerl zum Sitzen sucht man vergeblich.
Insbesondere für ältere Menschen kann das durchaus sehr verheerend sein: "Nach dem Einkaufen, mit einer schweren Tasche, würde ich mich gerne hinsetzen und ausruhen. Gerade hier in Kaiserebersdorf sind viele Haltestellen aber völlig nackt", erklärt etwa die Pensionistin und Simmeringerin Gertrude Thomas. Bei einer Recherche bestätigt sich die Aussage.
Aufholbedarf in vielen Bezirken
So fährt im 11. Bezirk etwa die Buslinie 71B vom Zentralfriedhof bis zum Bahnhof Kaiserebersdorf. 18 Stationen liegen auf der Route, neun davon verfügen über kein Bankerl und kein Wartehäuschen, so etwa die Roschégasse, Baudißgasse und die Bertl-Hayde-Gasse.
Aber auch in anderen Bezirken gibt es Aufholbedarf: Im 3. Bezirk haben die Menschen bei der Buslinie 4A am Modenapark, in der Neulinggasse und in der Geusaugasse keine Möglichkeit sich auszuruhen. Auch beim 77A wäre eine Verbesserung notwendig, nämlich in der Apostelgasse, in der Lechnerstraße und beim 80A in Neu Marx.
Was bei einem Lokalaugenschein besonders auffällt, ist, dass Busstationen schlechter ausgestattet sind als Straßenbahnhaltestellen. In Margareten fährt etwa die Buslinie 13A von der Alser Straße/Skodagasse bis zum Hauptbahnhof. 18 Stationen liegen auf der Route. Bankerl fehlen etwa bei den Stationen Ziegelofengasse oder Margaretenplatz/Schönbrunner Straße.
Auch am Friedrich-Engels-Platz im 20. Bezirk kann man sich nicht hinsetzen. "Wenn ich auf den 11A oder 11B warte, kann ich mich nicht hinsetzen und das, obwohl die Wartezeit oft sehr lang ist", sagt der Pensionist Herbert P. In Hietzing zeichnet sich ein ähnliches Bild bei der Bushaltestelle Glawatschweg der Linie 56A.
Randbezirke stärker betroffen
Insgesamt gibt es in Wien 4.300 Bus- sowie 1.100 Bim-Haltestellen. Je näher man sich dem Rande Wiens befindet, desto dünner wird es mit der Ausstattung der Haltestellen. Was die Sitzbankerl betrifft, zeichnet sich ein ernüchterndes Bild ab: Nur 650 Stationen sind mit einer Sitzmöglichkeit ausgestattet. "Ob eine Sitzbank aufgestellt wird, ist von den örtlichen Gegebenheiten sowie dem Bedarf abhängig", erklärt eine Sprecherin der Wiener Linien.
So muss beispielsweise eine Durchgangsbreite am Gehsteig eingehalten werden und der Boden geeignet sein. Auch Fenster dürfen sich nicht hinter dem Bankerl befinden. Ebenso darf nicht die Möglichkeit bestehen, diese als Übersteigshilfe, etwa bei Zäunen, zu missbrauchen.
Häuschen brauchen Werbung
Hinter einem Bankerl steckt also ein langer Prüfungsprozess. Bei Wartehäusern gestaltet es sich etwas unkomplizierter, das zeigt sich auch an ihrer Anzahl: 2.100 von ihnen gibt es in ganz Wien. Diese liegen aber nicht in der Verantwortung der Wiener Linien, sondern der Außenwerber-Firma Gewista. Ob Öffi-Nutzer ein Dach über dem Kopf haben, ist allen voran abhängig von den Werbeflächen, die am Häuschen angebracht werden. Die braucht es zur Finanzierung, wie ein Sprecher von Gewista erklärt.
Sowohl die Wiener Linien als auch die Firma Gewista konnten auf Anfrage der BezirksZeitung nicht sagen, bei welchen Haltestellen künftig nachgerüstet wird. Es bleibt wohl keine andere Option, als auf Veränderung zu warten – und das oftmals ohne Bankerl und Wartehäuschen.
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