Kabarettist als Buchautor
Tiefe Einblicke in Klaus Eckels Kopfkino

- Klaus Eckel träumt unter anderem in seinem neuen Buch "In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen" von einer Butterbrot-Revolution.
- Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
- hochgeladen von Nicole Gretz-Blanckenstein
Kürzlich ist das neue Buch des Kabarettisten Klaus Eckel „In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ erschienen. Es ist ein Synapsenfeuerwerk, das zum Schmunzeln und Nachdenken anregt. MeinBezirk hat mit dem Autor gesprochen.
WIEN. Beim Interview mit Klaus Eckel wird schnell klar: "Wer langsam spricht, dem glaubt man nicht" ist nicht nur der Name eines seiner Kabarettprogramme, sondern auch sein persönliches Motto. Ein Schmäh jagt den anderen und das in einer Geschwindigkeit, dass unser Transkriptionsprogramm kläglich daran scheiterte, die Aufnahme des Interviews sinnvoll zu verschriftlichen.
Eckel plauderte mit MeinBezirk über sein neues Buch, warum er ein Plädoyer ans Butterbrot verfasst hat und wie es für seine Kinder sei, einen Kabarettisten als Papa zu haben.
Vor Kurzem ist dein neues Buch „In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ erschienen. Vom Kabinett über die Panikkammer bis hin zur Bibliothek gibt es in deinem Kopf ja viele Räume. Welchen davon hast du am liebsten?
KLAUS ECKEL: Ich gehe gerne durch alle Zimmer, aber niederlegen möchte ich mich im Salon der guten Hoffnung, denn: In Wahrheit gibt es zur Zuversicht keine brauchbare Alternative. Ich möchte immer mit zehn Deka Zuversicht einschlafen und mit 20 Deka Zuversicht aufwachen. Die Panikräume werden auch immer wieder besucht, aber sich ein Leben lang dort aufzuhalten, das wäre eine Verschwendung der eigenen Existenz.
Gerüchteküche und Kühlschrank-Demenz
Küche gibt es keine. Wolltest du keine Gerüchteküche?
Eine Gerüchteküche wäre natürlich großartig. Ach Gott, das habe ich echt vergessen! Nachdem ich jedoch kein leidenschaftlicher Koch bin, ist die Küche für mich kein so wichtiger Wohnort.

- Sein Motto lautet: "Man muss nicht alles denken, was man sagt".
- Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
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Dafür widmest du dich dem Kühlschrank, genauer gesagt der Kühlschrank-Demenz. Was hat es damit auf sich?
Die beschreibt den Menschen sehr gut. Viele kennen das: Man macht den Kühlschrank in der Hoffnung, dass etwas Gutes darin ist, auf. Doch auch nach dem 100. Mal bleibt die gleiche traurige Existenz der gleichen traurigen Produkte. Das ist so wie im Leben und manchmal auch bei Partnerschaften. Irgendwann sagt man: „Ja, das passt schon. Dann nehme ich halt das, was da ist".
Ganz schön depressiv …
Nein, das ist nicht depressiv, sondern total realistisch. Ich glaube, unsere Erwartungshaltung gegenüber Partnern und dem Kühlschrankinhalt ist viel zu groß. Durch das viele Öffnen von Kühlschränken und Partnerschaften sagt man dann irgendwann: „Jetzt gebe ich mich damit zufrieden". Das ist jetzt nicht so falsch.
Eckel ist Butterbrotpurist
Hast du ein Lieblingskapitel?
Nein, aber ich mag mein Plädoyer für das Butterbrot. Ich werde von Veranstaltern öfters in Haubenlokale eingeladen. Dort habe ich mir schon oft gedacht: „Ich will einfach nur ein Butterbrot". Mein großer Traum ist, dass ich in einem Haubenlokal aufstehe und schreie: „Ich will nur ein Butterbrot!“. Und alle Gäste stellen die Teller weg und schreien mit „Butterbrot!“. Der Koch ist völlig überfordert, hat nur irgendwelche kleinen Sachen auf Riesentellern und alle wollen nur Butterbrot. Drei Sachen: Brot, Butter und ein Messer, für die Feinschmecker mit Schnittlauch, aber ich bin ein Butterbrotpurist. Ich finde, diese Geschichte zeigt diese große Sehnsucht nach Einfachheit in einer immer komplexer werdenden Welt.

- „In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ von Klaus Eckel ist im Ueberreuter Verlag erschienen.
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Dann wirst du die Haubenküche doch vielleicht noch irgendwann mögen, denn da wird mit sehr viel Butter gekocht.
Ja, aber die geben die Butter nicht aufs Brot, sondern da kommt wieder irgendwas von „Chichi da“ und „Chichi dort“. Das hat alles einen Namen, den man nicht aussprechen kann. Ich finde grundsätzlich, dass in der heutigen Zeit zu viel Inszenierung stattfindet, auf Instagram, in der Politik und manchmal eben in Haubenlokalen. Es gibt viel mehr Inszenierung als Inhalt.
"Ich bin noch ein alter weißer Mann"
Deine Bücher und Kabarettprogramme sind ja regelrechte Synapsenfeuerwerke …
Manche sagen: „Der ist tablettenmäßig nicht richtig eingestellt".
Gibt es bei all deiner Kreativität ein Thema, bei dem du sagst „Da ist mein Interesse als Künstler enden wollend“?
Beziehungsthemen. Ich finde, viele Klischees stimmen überhaupt nicht. Deswegen tu ich mir sehr schwer damit, darüber Witze zu machen. Manche leben alleine, manche leben zu dritt, manche weiß ich nicht wie, das ist ja auch egal. Aber die Klischees brechen da alle so massiv auf, dass ich mir schwer damit tu, gute Pointen zu finden.

- Manchmal beklagen sich Klaus Eckels Kinder darüber, dass er überall witziger sein will als zu Hause.
- Foto: Andreas Pölzl/MeinBezirk
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Klickt man auf deiner Homepage auf die Rubrik „Biografie“, sind dort nur zahlreiche Auszeichnungen aufgelistet. Möchtest du nicht mehr von dir preisgeben?
Nein, denn eigentlich ist das ja total männlich, oder? Das sind die Hirschgeweihe. Wenn ich Jäger wäre, hätte ich meine Zwölfender an der Wand picken. Das beweist doch, dass ich wirklich noch ein alter weißer Mann bin, dessen Biografie einzig aus diesen Statussymbolen besteht. Eigentlich müsste ich bald viel Macht bekommen, denn das entspricht ja dem Zeitgeist.
Humor als Alltagsrauschen
Dennoch weiß ich, dass du zwei Kinder hast. Wie ist es für sie, einen Kabarettisten als Papa zu haben? Du wirst sicher nicht alles mit einem Schmäh kommentieren.
Nein, ich glaube nicht. Eigentlich bin ich ein Freund der Ernsthaftigkeit. Ich meide sogar Veranstaltungen, zu denen ich eingeladen werde, weil alle hoffen, dass ich sie unterhalten werde. Beruflich brauche ich Witze und Humor ist ein Alltagsrauschen in mir. Selbst wenn ich mich über etwas ärgere, rauscht mir ein Witz darüber. Bei meinen Kindern manchmal ja, manchmal aber auch überhaupt nicht. Manchmal beklagen sie sich darüber, dass ich überall witziger sein will als zu Hause. Witzigerweise glaube ich jedoch schon, dass wenn du mit Kindern eine Stresssituation hast, Humor wichtig ist, um aus dieser Situation rauszukommen. Da mache ich entweder paradoxe Interventionen, indem ich mich selbst auf den Boden schmeiße und auf das Parkett haue, oder ich hupfe herum wie ein Geistesgestörter und erschrecke sie damit. Ich habe mich wirklich schon zum Trottel gemacht, nur um eine Stresssituation zu bewältigen. Denn in Wahrheit besteht der Streit darin, dass beide Seiten sich ernst nehmen. Beide haben unterschiedliche Meinungen und nehmen sich ernst. Das ist eigentlich das Grundübel. Und nachdem Humor ja immer Distanzgewinn ist, wende ich ihn schon an, aber nicht so massiv wie auf der Bühne.
Wer soll dein Buch kaufen?
Reiche Pensionisten. Die haben noch Geld und Zeit zum Lesen.
„In meinem Kopf möchte ich nicht wohnen“ von Klaus Eckel ist übrigens im Ueberreuter Verlag erschienen. 184 Seiten ist es lang und kostet 20 Euro.
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