„Metallene Drogendealer“ sollen weg
Ärzte-Initiative fordert weitere Nichtraucherschutz-Maßnahmen.
ÖSTERREICH. Seit November 2019 gilt das generelle Rauchverbot in der Gastronomie. Die „Initiative Ärzte gegen Raucherschäden“ und die „Österreichische Schutzgemeinschaft für Nichtraucher“ sehen dies als großen Gewinn für die Gesundheit der Bevölkerung. Sie fordern jedoch noch mehr, nämlich einen Schutz vor Passivrauch im Freien. Rauchen solle deshalb auch in den Außenbereichen der Gastronomie, bei Haltestellen von öffentlichen Verkehrsmitteln, in Parks, Sportstätten und Bädern verboten werden. „Es ist absurd, wenn Lokale und Geschäfte innen rauchfrei sind, aber Gäste und Kunden beim Hinein- oder Hinausgehen den störenden und Krebs erzeugenden ‚Giftcocktail‘ durchschreiten müssen“, meint Robert Rockenbauer, Bundesleiter der Schutzgemeinschaft. Er und Manfred Neuberger, Facharzt für Innere Medizin, Arbeitsmedizin, Hygiene & Präventivmedizin, fordern auch ein Rauchverbot im Umkreis von 5 Metern von öffentlichen Gebäuden und von 20 Metern um Krankenhäuser sowie Kuranstalten. Regelmäßige behördliche Kontrollen der Gastronomie, eine Erhöhung von Zigarettenpreisen sowie die Abschaffung der, Zitat: „Metallenen Drogendealer“, also von Zigarettenautomaten, seien weitere erstrebenswerte Maßnahmen.
Kinder und Jugendliche schützen
Dass der Nichtraucherschutz noch weiter gehen kann, verdeutlichen Beispiele aus anderen Ländern. „In Nord- und Westeuropa gibt es an Verkaufsorten von Zigaretten ein Werbeverbot, meist auch ein Zur-Schau-Stellungs-Verbot – in Island z. B. seit 20 Jahren – und oft eine Standardverpackung ohne Werbung. In Ungarn wurde die Zahl der Trafiken 2012 radikal reduziert, jede Außenwerbung verboten und der Zutritt ist erst ab 18 Jahren erlaubt. In Österreich jedoch wird hemmungslos für Zigaretten geworben, nicht nur in der Trafik, sondern auch außen und auf tausenden Automaten, die gerne auf Schulwegen platziert werden“, kritisiert Neuberger.
Insbesondere gegen die Verführung von Kindern und Jugendlichen wünscht sich Neuberger angesichts der Zahlen einer aktuellen Umfrage drastischere Maßnahmen: In dieser gaben 38% der 1.029 befragten 13- bis 16-jährigen Schüler in Wien, Niederösterreich, Steiermark, Burgenland und Kärnten an, bereits Tabak konsumiert zu haben. 12% der Mädchen und 14% der Buben rauchen mehrmals in der Woche, 8% der Mädchen und 11% der Buben sogar täglich. Häufigste Bezugsquellen von Zigaretten waren Freunde, Trafiken, Familienmitglieder, Zigarettenautomaten und das Internet (E-Zigaretten).
Rauchen denormalisieren
„Studien zeigen, dass durch die rauchfreie Gastronomie die Zahl der Herzinfarkte, Schlaganfälle, Lungenleiden und Frühgeburten deutlich reduziert werden können. Auch die Zustimmung zum Rauchverbot der Bevölkerung steigt – sogar bei Rauchern“, macht Dr. Neuberger aufmerksam. Diese Raucher seien zugänglicher für einen Rauchstopp. Auch das Rauchfrei Telefon (Rauchfrei Telefon; Tel.: 0800/810 013) wird Rauchern vermehrt Ausstiegshilfen anbieten. Neuberger abschließend: „Wir Ärzte möchten das Rauchen denormalisieren, damit seine soziale Akzeptanz sinkt, Rauch als Luftverschmutzung bewusst wird, Rauchern das Aufhören erleichtert und die Verführung Jugendlicher erschwert wird.“
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