Obdachlosigkeit
Das sagen Wiener zur Situation auf der Mariahilfer Straße

Im Bereich der U-Bahn-Baustelle am Neubau schicken Eltern ihre Kinder morgens mit gemischten Gefühlen alleine in die Schule, weil Obdachlose in den Hauseingängen übernachten. | Foto: Kathrin Klemm/MeinBezirk
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  • Im Bereich der U-Bahn-Baustelle am Neubau schicken Eltern ihre Kinder morgens mit gemischten Gefühlen alleine in die Schule, weil Obdachlose in den Hauseingängen übernachten.
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Auf der beliebten Einkaufsstraße halten sich viele Obdachlose auf. Aber wie nehmen die Wienerinnen und Wiener die Situation wahr? Einen Einblick geben Leserbriefe an  MeinBezirk.

WIEN/MARIAHILF/NEUBAU. Wer öfter auf der längsten Einkaufsmeile der Stadt unterwegs ist, dem könnten Veränderungen aufgefallen sein. Die Anzahl der Menschen ohne Obdach, die sich auf der Mariahilfer Straße aufhalten, ist augenscheinlich gestiegen. Mit einer Reihe an Maßnahmen will die Stadt die Situation verbessern.

So setzt man seit ein paar Monaten etwa auf verstärkte Reinigung durch die MA 48. Zudem sind verstärkt geschulte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Polizei unterwegs, auch hat man die Security vor dem Bereich der Gruft an der Ecke zur Barnabitengasse erhöht.

Wohnungslose Menschen übernachten in Geschäfts- und Hauseingängen auf der Mariahilfer Straße. | Foto: zVg/privat
  • Wohnungslose Menschen übernachten in Geschäfts- und Hauseingängen auf der Mariahilfer Straße.
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Geht es nach der Caritas Wien, welche sich mit verschiedenen Angeboten um Menschen ohne Obdach kümmert, ist die Lage auf der Einkaufsstraße "stabil". Hingegen versichert der Stadtrat Peter Hacker (SPÖ) gegenüber MeinBezirk, dass es weitere Maßnahmen brauche. Aber was sagen die Wienerinnen und Wiener zur Situation? MeinBezirk hat aufgerufen, Leserbriefe zu verfassen, welche Einblick in die Stimmungslage der Menschen geben.

"Schande für größte Einkaufsstraße"

"Ich habe Ihren Artikel über die Mariahilfer Straße gelesen und kann nur zustimmen, dass die Mahü in den vergangenen Jahren vollkommen heruntergekommen ist. Früher bin ich dort gerne und oft spazieren und einkaufen gegangen. Heute meide ich sie, wenn möglich. Meine Gründe dafür sind unter anderem rücksichtslose Radfahrer, Obdachlose und Besoffene."

Mehrmals die Woche sind die Streetworker der Caritas Wien auf der Mariahilfer Straße unterwegs, um Menschen ohne Obdach zu unterstützen. | Foto: Johannes Hloch/Caritas Wien
  • Mehrmals die Woche sind die Streetworker der Caritas Wien auf der Mariahilfer Straße unterwegs, um Menschen ohne Obdach zu unterstützen.
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"Außerdem gibt es zahlreiche Traditionsgeschäfte wie Leiner, Slama etc. nicht mehr. Das Straßenbild ist verdreckt und ungepflegt, obwohl die neue Mahü erst vor nicht allzu langer Zeit mit viel Pomp und Trara von einer ehemaligen grünen Stadträtin eröffnet wurde. Kurz: eine Schande für Wiens (und Österreichs) größte Einkaufsstraße."
Rainer M. Schmutzer, per E-Mail


"Kaum ein Eingang ist unbesetzt"

"Ich wohne im 7. Bezirk und gehe täglich mit meinem Hund auf der Mariahilfer Straße spazieren. In der Früh gibt es kaum einen Eingang, der unbesetzt ist. Überall liegen Wohnungslose. Wirklich bedroht habe ich mich noch nie gefühlt, aber wohl fühle ich mich auch nicht sonderlich. Es ist in der Nähe der Aufenthaltsplätze untertags immer sehr verdreckt, ekelig und einfach grauslich – und ja, die Menschen sind es auch. Das kann man nicht schönreden. Im Winter habe ich oft die Kälte-App benutzt, aber dieselben Personen waren am nächsten Tag auch noch da, was für mich heißt, dass sie gar keine Hilfe wollen."

Die Mariahilfer Straße hat seit geraumer Zeit mit einer hohen Zahl an Obdachlosen zu kämpfen. | Foto: zVg/privat
  • Die Mariahilfer Straße hat seit geraumer Zeit mit einer hohen Zahl an Obdachlosen zu kämpfen.
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"Es ist mir bewusst, dass jede/r von uns sehr schnell in die Obdachlosigkeit schlittern kann. Daher bin ich sehr froh, dass es die Vinzi-Häuser, die Gruft und viele andere Einrichtungen gibt. Das Neunerhaus möchte ich besonders lobend erwähnen, da dort die geliebten Tiere mitgebracht werden dürfen. Wir haben ein sehr gutes soziales Netz – nicht perfekt, aber annähernd. Niemand müsste bei uns auf der Straße schlafen. Und nein: Ich bemerke in keinster Weise, dass irgendwelche Maßnahmen auf der Mariahilfer Straße greifen würden. Im Gegenteil: Es werden immer mehr. Polizei sehe ich auch nie, aber ich verbringe auch nicht den ganzen Tag dort."
Sabine Raab, per E-Mail


"War erschüttert"

"Ich war vor Kurzem und seit Langem wieder einmal auf der Mariahilfer Straße. Ich muss sagen, ich war erschüttert von den zahlreichen scheinbar angetrunkenen Obdachlosen. Früher hat es dort vereinzelt Bettler mit körperlichen Handicaps gegeben. Das war auch schlimm, aber die Situation der Obdachlosen sprengt eindeutig den Rahmen."

Gruppeninspektor Hubert Seidl (l.) und Revierinspektor Bernd Buchegger sind regelemäßig auf der Mariahilfer Straße unterwegs. | Foto: Nicole Gretz-Blanckenstein
  • Gruppeninspektor Hubert Seidl (l.) und Revierinspektor Bernd Buchegger sind regelemäßig auf der Mariahilfer Straße unterwegs.
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"Ich kann dort nicht mehr ungetrübt shoppen gehen, wenn ich ständig das Leid dieser Randgruppe vor meinen Augen habe. Ich finde, die Befriedigung der Grundbedürfnisse ausgegrenzter Menschen ist ein Gradmesser für die soziale Entwicklung von Gesellschaften. Demzufolge steht es mit unserer Entwicklung nicht so gut. Es muss ein Konzept her, das die Bedürfnisse nach einem Dach über dem Kopf, genug Nahrung, medizinische Versorgung und Hygiene für alle Menschen erfüllt, auch für Menschen, die kein Geld haben. Unsere Politiker sind gefordert, dieses Thema aufzugreifen und Lösungen zu finden, die wieder mehr Menschlichkeit durchblicken lassen. Hoffentlich bald, denn diese Zustände sind nicht mehr tragbar."
Martina Amtmann, per E-Mail

Deine Meinung zählt!

Wie empfindest du die Situation auf der Mariahilfer Straße? Welche Lösungsvorschläge hast du? Schick uns ein Mail an redaktion.wien@meinbezirk.at

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