REGIONALREPORT Energie - Biomasseheizkraftwerk
Bioenergie Köflach geht einen neuen (Kommunikations-)Weg im Industrie- und Gewerbegebiet von Wollsdorf
Bioenergie Köflach stellt sich und sein Vorhaben für ein Biomasse-Heizkraftwerk schon in der Planungsphase im Rahmen einer Informationsveranstaltung der Wollsdorfer Bevölkerung vor.
Jakob Edler, Geschäftsführer der Bioenergie Köflach, präsentierte am 25. Mai in der sehr gut besuchten Eisschützenhalle in Wollsdorf das neue 4 Megawatt Projekt, das im Herbst 2022 in Betrieb gehen soll.
In Wollsdorf soll auf einer Fläche von 5.000 m2 eine standardisierte Biomasse-Heizanlage mit 4 MW Leistung, als kubisches Gebäude mit zwei 30 Meter hohen Kaminen (einer für Biomasse, einer für Öl im Falle des Ausfalls des Biomassesystems) errichtet werden. Sie kann ohne Grundstückserweiterung auf 8 MW ausgebaut werden. Auf dem Dach der Biomasselagerhalle wird eine nach Süden ausgerichtete 120 kWp PV Anlage errichtet.
Wer soll mit Biomasse-Energie versorgt werden?
Edler ist in erster Linie Industrieversorger und bietet den Firmen Wollsdorf Leder, Weyland, Alwera und Erdbeer Bauer seine Wärme an. Sollte sich auch der Bedarf für die Versorgung der Privathaushalte in Wollsdorf ergeben, ist die Glasfaserverlegung gleich im Preis inbegriffen. Referenzen mit gleicher Bauweise sind in Lebring, Achenkirch, Pörtschach und in Stegersbach zu finden.
Was wird verheizt?
Laut Edler besteht der Brennstoff zum Großteil aus Hackschnitzel aus Waldhackgut, es kommen aber auch Hackschnitzel aus Faserholz und Rinde zum Einsatz, also nur unbehandeltes Holz. Das Material kommt aus einem regionalen Bestand mit Transportentfernungen bis ca. 100 km.
Edler garantiert der besorgten Bevölkerung, dass sicher keine Abfälle, kein Klärschlamm und keine Ersatzbrennstoffe zur Verbrennung kommen werden.
Mit wieviel Lärm und Emissionen ist zu rechnen?
Im Winter werden in der 4 MW-Erstausbaustufe pro Arbeitstag jeweils 2 LKW-Züge mit 80 bis 90 Schüttraum-Meter Hackschnitzel angeliefert werden, im Sommer entsprechend weniger. Von außen ist die Anlage von der Grundstücksgrenze aus nicht hörbar, da die Zuluftöffnung mit Filter im kontinuierlichen Betrieb (keine Spitzen) arbeitet.
Für eine 4 MW Anlage liegen die Grenzwerte bei 20 mg /m3 Feinstaub, sie wird max. 10 bis 15 mg /m3 erreichen. Edler erklärt sich zur vollkommenen Transparenz bereit. Er wird die laufenden Messwerte der Bevölkerung zur Verfügung zu stellen, ebenso wie alle Sachverständigen-Gutachten in der Planungs-, Bau- und Betriebsphase.
Die Bevölkerung ist um ihre Lebensqualität besorgt
Die Wollsdorfer machen ihrem Unmut Luft über das Einbüßen von Lebensqualität durch die Lage im Feinstaubsanierungsgebiet, immer weiter steigende Lärm- und immer wiederkehrende Geruchsbelästigungen im Siedlungsgebiet. Wegen der dramatischen Verschlechterung der Verkehrssituation wenden sie sich an den anwesenden Vizebürgermeister Franz Nöhrer. Dieser informiert, dass das Verkehrsproblem zwischen Gleisdorf und Weiz von den Behörden bearbeitet wird, dass die Gemeinde allein aber machtlos ist. Dass bei der Neuansiedlung der Firma Weyland im Vollbetrieb mit zusätzlichen 100 LKW-Zufahrten täglich über die Wollsdorf Leder-Kreuzung zu rechnen ist, ist ein weiterer Wermutstropfen.
Vom Sägewerk zum Energiebetrieb
Bioenergie Köflach ist ein Familienbetrieb in 6. Generation und kommt ursprünglich aus der Sägewerksbranche. Vor 25 Jahren wurde schon mit Fernwärmeprojekten begonnen und jedes Jahr wurden bis dato ein bis drei Projekte umgesetzt. Aus dem Sägewerksbetrieb ist mittlerweile ein Energiebetrieb geworden, das Sägewerk wurde voriges Jahr stillgelegt.
Mittlerweile kann Edler auf 30 Fernheizstandorte, 5 Biomasse KWK Anlagen, 5 Windkraftwerke, 5 Wasserkraftwerke und 4 Abwärmeanlagen zurückblicken. Die größte Anlage mit 45 MW ist die Abwärmeversorgung der SAPPI, mit der 25 % von Graz beheizt wird. Im Vorjahr wurden 559 GWh Wärme abgesetzt.
Geschlossene Wertschöpfungskette
Alle wichtigen Firmenfunktionen liegen in den Händen von 4 Brüdern, die in unterschiedlichen Funktionen (Geschäftsführung, Marketing, Technik, Verkauf) im Unternehmen arbeiten. Sämtliche Kompetenzen der Planung, Herstellung und der Betrieb von Fernwärme-Projekten kommen aus einer Hand, wodurch das Unternehmen Projekte kostengünstiger und schneller als andere umsetzen kann. Das Werk Wollsdorf wird vollautomatisch betrieben, so ist an Arbeitstagen nur während weniger Stunden ein Mitarbeiter vor Ort notwendig.
Hermine Arnold
Freie Redakteurin
www.nedi.at
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