Leistungsbilanz Arbeiterkammer
Pfleger bekam trotz Schwerarbeit keinen positiven Bescheid
Die Arbeiterkammer Waidhofen zog im Rahmen einer Pressekoferenz Bilanz über das Jahr 2022. Besonders auffällig: der Schwerpunkt der Anfragen verlagerte sich vom Arbeits- hin zum Sozialrecht.
WAIDHOFEN/THAYA. Bezirksstellenleiter Christian Hemerka konnte zur Vorstellung des Leistungsüberblicks Gerda Schilcher, Vizepräsidentin der Arbeiterkammer (AK) NÖ begrüßen.
Hemerka, der seine letzte Pressekoferenz vor seiner anstehenden Pensionierung hielt, versucht dabei auch einen Blick hinter die Zahlen. Er stellte fest, dass sich aufgrund der Wandel am heimischen Arbeitsmarkt, die Art der Anfragen vom Arbeitsrecht hin zum Sozialrecht verändert hatte. "Aufgrund des Mangels an Arbeitskräften scheinen die Unternehmer mehr zum Konsens bereit zu sein", so Hemerka.
Pfleger Schwerarbeiterpension verweigert
Ein Beispiel aus dem Jahr 2022 verdeutlicht die Entwicklung. Ein AKNÖ-Mitglied, der als Pfleger auf einer Intensivstation arbeitet, hat sich an die Bezirksstelle Waidhofen gewandt, weil er nicht als Schwerarbeiter eingestuft wurde. Dabei haben seine Kollegen mit Hauptwohnsitz Wien, alle die chwerarbeit anerkannt.
Laut der Ziffer 5 der Schwerarbeiterverordnung verhindert das derzeit eine faire Einstufung. Der Pfleger hat es aufgrund seiner 12,5 Stunden/Tag-Einsätze kaum auf die für die Einstufung notwendigen 15 Einsätze/Monat. Auch die dafür notwendigen sechs Nachtdienste/Monat kann er dadurch nicht aufweisen.
Die Kollegen, welche ihre Schwerarbeiterzeiten bereits von der Pensionsversicherung (PVA) bescheid mäßig anerkannt bekommen haben, sind bereit, für ihren Kollegen als zeugen auszusagen.
"Der Fall zeigt einer der aktuellen am häufigsten auftretenden Probleme," so Bezirksstellenleiter Christian Hemerka. "Zumal ich davon ausgehe, dass dieses Problem als gesteuert anzusehen ist, denn je mehr Pflegepersonal in Schwerarbeiterpension geht, desto größer wird der Pflegenotstand. Darum zögert die PVA, Schwerarbeit anzuerkennen, weil dann die betroffenen Kollegen früher in Pension gehen könnten." Hemerka weiter: "Es sollte eine Anrechnung analog der Bauarbeiterregelung gegen bzw. in stundenweiser Pflege anerkannt werden, da auch dieser Herr seine Wochenarbeitszeiten unter schwersten Bedingungen erfüllt."
Bilanz 2022 - Bezirk Waidhofen
In der Bezirksstelle angedockt: 7.300
Konkrete Beratungen in Problemfällen: 3.234
Im Arbeits- u. Sozialrecht eingebracht: 745.803 Euro
Davon Insolvenzvertretung: 15.203 Euro
Für die Mitglieder insgesamt erreicht: 1.081.723 Euro
"Manchmal ging es um rasche Auskünfte zu Kurzarbeit, einvernehmliche Lösung, Kündigung, Quarantänebestimmungen, Homeoffide und Freistellung wegen Kinderbetreuung," so Hemerka. "In mehr als 3.200 Fällen brauchten die die Menschen hingegen weiterführende Beratung und die Unterstützung der AK-Experten."
Teuerungen belasten
Zu Gast waren auch die beiden Kammerräte Andreas Hitz und Michaela Schön und fassten das Jahr 2022 aus Sicht der Belegschaften zusammen. "Die wirtschaftliche Lage scheint stabil. Aber die Nachwehen der Kurzarbeit sind spürbar und die Teuerung belastet die Mitarbeiter finanziell wie psychisch. Die Menschen kommen mit ihrem hart verdienten Geld einfach nicht mehr aus - was auch negative AUswikrungen auf das Betriebsklima hat," sagt Michael Schön.
Personalmangel wird Problem
Andreas Hitz verwies auf eine nun umgekehrte Situation am Arbeitsmarkt: "Von hoher Arbeitslosigkeit zum Arbeitskräftemangel hat natürlich etwas positives: die Unternehmen bewerben sich nun aktiv um Interessenten, davon profitieren die Arbeitnehmer. Aber: oft ist nun die gleiche Arbeit von weniger Personal zu bewältigen - hier sind die Betriebsräte gefordert." Er berichtete auch von den Lohnabschlüssen der Holz- bzw. Baubranche, die mit einem durschnittlichen Plus von 9,5 Prozent für die Gewerkschaft zufriedenstellend ausgefallen sind.
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