Patienten bald vor versperrten Türen
Am Land gehen die Ärzte aus: 24-Stunden-Job und wenig Lohn. Arztstellen können nicht besetzt werden.
RAABS/BEZIRK (pez). Eigentlich stimmt die ärztliche Versorgung in Raabs: Zwei Hausärzte sind (fast) immer zur Stelle, im Pflegeheim gibt es ebenfalls ärztliche Betreuung, und vor einigen Jahren wurde sogar ein sogenanntes Notarzt-Einsatzfahrzeug angeschafft, damit die Einwohner der flächenmäßig größten Gemeinde des Bezirks nicht mehr gute 20 Minuten auf die Rettung aus Waidhofen warten müssen.
Doch was passiert, wenn einer der Ärzte in Pension gehen will? „Dann haben wir wirklich ein Problem“, sagt Wolfgang Geppert von der Ärztekammer vergangene Woche bei einer Expertenrunde von Forum Land unter dem Motto „Hausarzt vor dem Aus?“. „Wir dürfen jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken und sagen: Irgendwie werden wir‘s schon lösen“, pflichtet Gemeindeoberhaupt Rudolf Mayer bei. Aber nicht nur Raabs würde es treffen: In Niederösterreich steht mehr als die Hälfte der Hausärzte innerhalb der kommenden zehn Jahre vor der Pensionierung.
Nachfolger gibt es so gut wie keine mehr. „Wenn wir früher fünf Bewerbungen für eine Arztstelle hatten, bekommen wir jetzt nur noch eine, vielleicht zwei“, sagt Christoph Reisner, Präsident der Ärztekammer. Das Problem ist vielschichtig: Einerseits sind Ärzte heute Unternehmer mit allen damit verbundenen Risiken, andererseits sind sie von den Kassen abhängig - deren Tariferhöhungen meist nicht einmal die Inflation abdecken.
Dazu kommt der Dienst in kleinen Gemeinden als einziger Arzt oft nahe an eine 24-Stunden-Bereitschaft, und gleichzeitig machen die Ambulanzen der Krankenhäuser den Praktikern am Land gefährlich Konkurrenz. „Wir haben Ambulanzzahlen, da könnte man meinen, das Land befinde sich im Kriegszustand“, klagt Geppert, selbst Landarzt im Weinviertel. Viele Jung-Ärzte ziehen den Dienst im Krankenhaus dem Dasein als Landarzt eindeutig vor. Die Waldviertler Nationalratsabgeordnete Anna Höllerer will sich im parlamentarischen Fachausschuss für die Anliegen der Hausärzte einbringen, aber: „Nirgendwo gibt es so viele verschiedene Interessen wie in der Medizin“.
Die Mediziner in Raabs jedenfalls sind Landärzte mit Leib und Seele: „Wir gehen noch in die Häuser hinein und können unsere Patienten umfassend und ganzheitlich betreuen“, betont Michael Stechauner, Arzt in Großau, die Bedeutung der Praktiker für die Menschen vor Ort .
Kommentare
Du möchtest kommentieren?
Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.