Die 'Lange Nacht des Missbrauchs' - warum auch auf dem Stephansplatz?
http://www.youtube.com/watch?v=N0GEGzEFAHU
Über DIESE Fakten spricht man heute nicht mehr so gerne. Vor allem nicht der Kardinal.
Mittlerweile gesichertes Faktenwissen lassen die Aussagen des damaligen Weihbischofs Schönborn in einer ZiB-Sendung aus dem Jahre 1995 in einem sehr ungünstigen Licht erscheinen.
Wie es sich darstellt wurden damals schon die Weichen für die heute eingetretene Verjährung zahlreicher kirchlicher Missbrauchsfälle gestellt.
Und mittendrin statt nur dabei: Österreichs nunmehriger Kardinal, Christoph Schönborn.
Die im genannten TV-Beitrag zitierte Bibel soll übrigens auch "Strafbestimmungen" für 'wahrheitsferne PR-Aktivitäten' von Kardinälen enthalten.
Seit Kardinal Christoph Schönborn seinen Kurienkollegen Angelo Sodano als Hauptverhinderer einer Untersuchung der Missbrauchfälle durch den Vatikan geoutet hat (profil 22/2010), werden in Laienorganisationen wie auch in der „Pfarrer-Initiative“ Forderungen nach einer Aufrollung der Affäre laut, die im März 1995 über eine profil-Titelgeschichte die katholische Kirche Österreichs in den Grundfesten erschüttert hat. Zu viel sei damals unter den Teppich gekehrt worden, klagen heute Opfer Groers, die jahrzehntelang zu den Vorfällen aus Scham geschwiegen hatten. Sie wollen wissen, wie es dazu kam, dass sich Groer als Religionslehrer im Konvikt in Hollabrunn jahrelang ohne strafrechtliche Konsequenzen an Zöglingen vergehen konnte. Gläubige fordern Aufklärung darüber, wieso Groer 1986 mit diesem Vorleben zu höchsten kirchlichen Würden gelangen konnte.
Denn schon damals waren Groers dunkle Seiten aus dem Internat in Hollabrunn und später auch sein Umgang mit Mönchen und Priesteranwärtern aus dem Stift Göttweig und Maria Roggendorf neben den Opfern auch zahlreichen Eingeweihten bekannt, was akribisch im „Buch Groer“ von Hubertus Czernin nachgewiesen wurde.
„Verschweigen, vertuschen, verdrängen – so sah der Umgang der Kirche mit dem Fall Groer aus“, kritisiert der Begründer der „Laieninitiative“, der frühere ÖVP-Politiker Herbert Kohlmeier. Doch heute sei es wichtiger, akute Probleme der Kirche wie Priestermangel wegen des Pflichtzölibats, die veraltete Sexualmoral oder die mangelnde Mitsprache der Gläubigen zu behandeln. Nächste Nagelprobe sei die Ernennung von vier neuen Bischöfen in Österreich. Kohlmeier forderte bereits die Bundesregierung auf, notfalls das im Konkordat vorgesehene Vetorecht anzuwenden.
Roms langer Arm. Helmut Schüller, ehemaliger Generalvikar von Kardinal Schönborn und heute Pfarrer in Niederösterreich, plädiert für eine Untersuchung der Causa Groer. „So könnten die Angaben aller, die sich als Opfer gemeldet haben oder noch melden würden, gesammelt und von einer unabhängigen Instanz – vielleicht der Klasnic-Kommission – geprüft und bewertet werden“, so Schüller im Gespräch mit profil. Weiterer Vorteil: „Heute noch lebende Mitverantwortliche – weil Mitwisser beziehungsweise in Entscheiderposition bezüglich der Auswahl Groers als Erzbischof und später dann des Umgangs mit den Vorwürfen – könnten so identifiziert und zur Verantwortung gezogen werden.“
Schüller selbst wäre ein wichtiger Zeuge. „Ich habe erlebt, dass die Geschichte damals nach Rom gezogen wurde. Alle haben zunächst erwartet, vielleicht auch Kardinal Schönborn selbst, dass dort die Untersuchungen stattfinden werden. Der Verdacht, dass gar nicht untersucht wurde, ist nicht von der Hand zu weisen. Die Weltkirchenleitung lässt sich nichts dreinreden. Sie findet es auch nicht der Mühe wert, die Kirchenbasis, die die ganze Suppe ausgelöffelt hat, darüber zu informieren.“
Noch im April 1998 war vom Vatikan eine Prüfung der Vorwürfe angekündigt worden. Papst Johannes Paul II. zitierte die drei österreichischen Bischöfe Christoph Schönborn, Georg Eder und Johannes Weber im April 1998 zu einem Treffen nach Rom. Nach weiteren Gesprächen mit den Kardinälen Angelo Sodano und Josef Ratzinger wurde beschlossen, „dass sich der Papst persönlich um eine Lösung bemühen wird, die von Gerechtigkeit und Liebe getragen ist“, meldete „Kathpress“.
Zur Untersuchung kam es jedoch nie. Dafür durfte Groer, schwer erkrankt, bereits Ende 1998 nach Maria Roggendorf zurückkehren, wo er 2003 verstarb und viele offene Fragen hinterließ.
Die Kirchenführung zeigt heute wenig Freude mit einer Aufrollung des größten Skandals der jüngeren Kirchengeschichte Österreichs, sosehr Schönborn sonst energisch Maßnahmen gegen Missbräuche vorantreibt. Sein Sprecher Erich Leitenberger verwies darauf, dass man sich an das „kirchliche Prinzip, Tote ruhen zu lassen“, halten wolle.
Klasnic will prüfen. Von profil befragte Bischöfe, wie Egon Kapellari oder Andreas Laun, wollten dazu nicht Stellung nehmen. Und auch eine profil-Anfrage bei Vatikan-Sprecher Federico Lombardi zur Untätigkeit des Vatikans und zu einem Schweigegebot für Groer blieb unbeantwortet. In der von Schönborn initiierten „Unabhängigen Opferschutzanwaltschaft“ unter der Leitung der ehemaligen Landeshauptfrau der Steiermark, Waltraud Klasnic, zeigt man sich zu einer Untersuchung der „Causa Groer“ grundsätzlich bereit.
mehr dazu:
http://www.betroffen.at/archives/382
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