Staatsverweigerer: "Ich lebte eineinhalb Jahre in Todesangst!"
Konsequente Staatsfeinde: Nur drei von acht Angeklagten erschienen zum Prozess. Staatsanwaltschaft forderte U-Haft.
KREMS/HOLLENBACH. Der Polizeischutz war massiv: Polizisten, Verfassungs- und Personenschützer bewachten in großer Zahl den Prozessauftakt gegen die Staatsverweigerer aus Hollenbach. Nur drei der insgesamt acht Angeklagten waren erschienen. "Ober-Sheriff" Terry O. wurde mittlerweile in die USA abgeschoben.
Den Angeklagten wird unter anderem vorgeworfen, eine Waldviertler Anwältin massiv bedroht zu haben. "Ich lebte eineinhalb Jahre lang in Todesangst", berichtet die Juristin, die als Sachwalterin einer der Rädelsführerinnen bestellt war. Das war auch der Auslöser für das plötzliche Auftreten der Freeman-Bewegung: sie wollten der Sachwalterin vor ihrem "Gerichtshof" wegen "Verbrechen gegen die Menschheit" den Prozess machen. Mehrmals erschienen die Staatsverweiger bei ihr Zuhause um den selbst ausgestellten Haftbefehl zu vollstrecken. Die Anwältin ist überzeugt: "Im Keller wurde ein Verlies für mich hergerichtet. Die bringen mich um!"
Zwei von drei Angeklagten (29, 53 und 57 Jahre alt) bekannten sich nicht schuldig, einer entschlug sich. "Ich erkenne den Staat Österreich und seine Gesetze an. Das war alles ein Riesenblödsinn", so der 29-Jährige Ex-Hilfssheriff. Der Mann gab auch Einblicke in das Wesen der Bewegung: so habe er einen der Rädelsführer Terry O. bei einem Kampfsport-Kurs kennengelernt. Kurz darauf sei der US-Amerikaner bei ihm eingezogen, wo er den 29-Jährigen einer Gehirnwäsche unterzog, wie der Angeklagte sagt. Den ganzen Tag über, sei er mit Verschwörungstheorien beschallt worden. "Ich litt zu diesem Zeitpunkt an Depressionen und Burnout. Irgendwann hab ich das geglaubt". Nach Hollenbach sei er schließlich gekommen um Ute W. zu helfen, die ohne Strom und fließendes Wasser in ihrem verfallenen Bauernhof ihr Dasein fristete.
Ähnliche humanitäre Gründe brachte auch ein 57-jähriger Arzt aus Wien vor: er habe lediglich ein medizinisches Interesse gehabt der Hollenbacherin zu helfen. Das glaubt die Richterin nicht: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Allgemeinmediziner aus Wien nach Hollenbach fährt. Auch im Waldviertel gibt es Ärzte!" Wie seine Fingerabdrücke und Unterschrift auf eine "Ernennungsurkunde" zum Hilfssheriff gekommen sind, sei ihm unerklärlich. "Man wollte meine Reputation ausnutzen", ist sich der Mediziner sicher.
Der dritte im Bunde, ein 53-Jähriger Ex-Feuerwehrmann aus der Steiermark, will überhaupt erst kurz vor dem Polizeieinsatz nach Hollenbach gekommen sein. Er hätte sich dort einen "200-jährigen Weisen- und Ältestenrat" erwartet. Eingetreten ist das nicht. Er sei unter "Vorspiegelung falscher Tatsachen" nach Hollenbach gekommen. "Wenn ich es rückgängig machen könnte, würde ich das Ganze wegradieren", so der 53-Jährige. Die Richterin nahm ihm das nicht ab: Später soll er nämlich unter dem Titel "Amt der Menschen auf Erden" von Angestellten der Wirtschafskammer Millionenbeträge gefordert haben.
Der Prozess wurde vertagt. Die Staatsanwältin beantragte die Festnahmeanordnung und die Verhängung der U-Haft für die fünf nicht anwesenden Beschuldigten. Der nächste Verhandlungstermin ist am 12. April. An diesem Tag soll zudem ein weiterer Polizist als Zeuge aussagen. Zudem wird ein psychiatrisches Gutachten zu zwei Angeklagten (29 und 53 Jahre alt) erwartet.
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