"Flüchtlinge erweisen sich schnell als Menschen wie du und ich"
Anny Knapp von der Asylkoordination Österreich im Gespräch mit den Bezirksblättern über Bezirksquoten und Vorurteile
BB: Was halten Sie als Expertin von einer möglichen Bezirksquote?
Knapp: Die Bezirksquote verlagert die aktuelle Auseinandersetzung zwischen BMI und Ländern auf die Bezirksebene. Ohne rechtlich Änderungen wäre eine solche Verlagerung der Verantwortung nicht realisierbar. Unter den derzeitigen politischen Gegebenheiten ist eine Änderung nicht realistisch. Besser wäre es, mehr Solidarität einzufordern sowie Anreize für die aufnahme von Flüchtlingen zu schaffen, zB. durch eine allgemeine Förderung von Infrastruktur
BB: Gerade im Waldviertel sind kaum Flüchtlinge untergebracht. Dennoch herrscht große Angst vor "dem Asylanten". Ist das rational erklärbar? Werden da Ängste für politisches Kleingeld missbraucht?
Knapp: Der oder das Unbekannte kann verunsichern, kann auch neugierig machen. Da über Jahrzehnte über das Asylthema negativ gesprochen und berichtet wurde, gibt es Verunsicherung. Das Flüchtlingsthema und mehr generell das "Ausländerthema" wurde und wird immer wieder für politisches Kleingeld missbraucht. Wie die letzten Wahlen in der Steiermark und Burgenland zeigen durchaus mit Erfolg.
BB: Wir kann man den Menschen diese Ängste nehmen?
Knapp: Unsicherheit, die sich auch in Vorurteilen niederschlägt, kann aber durch Information begegnet werden. Wichtig sind Informationen, warum die Menschen kommen und welche Rechte und Pflichten sie haben. Angst vor den Flüchtlingen ist oft eine Projektion auf Unbekanntes.
BB: Ganz im Gegensatz dazu sprechen viele Ortsbewohner gerade im Waldviertel wie in Litschau und Kautzen ja meist von guten Erfahrungen. Wie passt das zusammen?
Knapp: In der Begegnung mit diesen Menschen kann sich die oben erwähnte Projektion oft sehr rasch auflösen. Flüchtlinge erweisen sich dann als Menschen wie du und ich, mit speziellen Vorlieben und Fertigkeiten, mit kleinen und großen Sorgen, als Menschen mit Mut und Tatendrang oder als eher Verunsicherte und Erschöpfte, als Menschen mit denen man befreundet sein will oder als Nachbarn, denen man zumindest mit Respekt begegnet.
BB: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, was würden sie am Asylwesen in Österreich ändern?
Knapp: Ein Wunsch reicht da leider nicht, um die vielen Probleme im österreichischen Asylwesen wegzuzaubern.
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