Neuer Notdienst erhitzt Gemüter

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Der hausärztliche Notdienst im Mondseeland und am Attersee wird ab 1. Juli neu geregelt.
BEZIRK (sc). Anstatt der bisher drei Dienstsprengel gibt es ab Juli in der Region Mondsee-Attersee-Irrsee am Abend, am Wochenende und an Feiertagen nur mehr einen größeren. Der Vorteil: Mehr Ärzte teilen sich die Dienste auf, die Belastung für den Einzelnen sinkt. „Diese Maßnahme ist im Interesse der Patienten und der Ärzte“, erklärt Wolfgang Ziegler, Sprecher der Allgemeinmediziner in Oberösterreich. Die Versorgung in der Ordination sei besser, wenn der behandelnde Arzt ausgeruht sei. „Für die Ärzte sind weniger Notdienste ein Schritt zu mehr Lebensqualität.“ Dass die größeren Sprengel zu einer Verschlechterung der Versorgung führen könnten, befürchtet Ziegler nicht: „Die Sprengeleinteilung stammt aus einer Zeit, in der die Menschen noch nicht so mobil waren. Heute hat fast jeder Haushalt mindestens ein Auto, es gibt Navigationsgeräte.“
Der Mondseer Gemeindearzt Thomas Jörgner sieht in der Neuorganisation eine zukunftsweisende Aktion, um den Beruf des Landarztes attraktiver zu machen. „Es wird immer schwieriger, junge Kollgen zu bekommen.“ Dennoch sei der große Sprengel mit einem unangenehmen Bauchgefühl verbunden“, erlärt Jörgner. Er hoffe, dass Notfälle, die innerhalb kurzer Zeit weit voneinander entfernt passieren, auch Kollegen, die nicht Dienst haben, aber erreichbar sind, abdecken.
Forderung nach Notarzt
„Wir Ärzte fordern, dass ein Notarzt in Mondsee stationiert wird“, so Jörgner. Am Tag komme der Hubschrauber zum Einsatz, in der Nacht könne es derzeit aber 25 bis 30 Minuten dauern, bis der Notarztwagen vor Ort sei.
Sehr kritisch sieht die neue Dienstaufteilung der Unteracher Landarzt und Unfallchirurg Walter Titze. „Sie führt das Hausarztwesen ad absurdum.“ Das Gebiet werde von drei Seen unterbrochen, die Distanzen würden bis zu 65 Kilometer betragen. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Kollegen in der gesetzlich vereinbarten Zeit von 15 Minuten vor Ort sind.“ Titze wird auch künftig seine 15 Dienste im Monat für Unterach und Steinbach leisten. „Im neuen Rad mache ich bei den Nachtdiensten nicht mit“, erklärt Titze. Die Strecken seien ihm zu weit.
Gemeinden nicht gefragt
Die Bürgermeister fühlen sich vor den Kopf gestoßen: „Die Ärztekammer zieht die Änderung ohne Einbindung der Gemeinden und des Roten Kreuzes durch“, ärgert sich Unterachs Bürgermeister Englbert Gnigler. „Wir sind nicht gefragt worden“. Es ist nur ein Schreiben gekommen“, erklärt Karl Feurhuber, Bürgermeister von Mondsee. Ob das neue System Verbesserungen bringe, müsse sich erst weisen. „Das Gebiet ist groß. Wir müssen uns ansehen, ob die Versorgung zumindest genauso gut funktioniert wie bisher“, so Feurhuber.
Zur Sache:
Bisher gab es drei Sprengel in der Region Mondsee-Attersee-Irrsee:
1. Mondsee, St. Lorenz, Innerschwand, Tiefgraben, Zell am Moos, Oberhofen
2. St. Georgen, Berg, Straß, Attersee, Nußdorf, Oberwang
3. Unterach, Steinbach
Ab 1. Juli wird der Notdienst neu organisiert. An Wochentagen wird in jedem der bisherigen Sprengel von 14 bis 19 Uhr ein Ordinationsdienst abgehalten. Die normalen Ordinationszeiten bleiben davon unberührt. Von 19 bis 7 Uhr wird ein Notdienst (zuständig für alle drei Spengel) eingerichtet. An Samstagen, Sonn- und Feiertagen wird von 9 bis 12 und von 16 bis 18 Uhr ein übergeordneter Ordinationsdienst (zuständig für alle drei Sprengel) abgehalten. Von 7 bis 7 Uhr steht ein Notdienst (zuständig für alle drei Sprengel) zur Verfügung.
Der hausärztliche Notdienst ist unter der Telefonnummer 141 erreichbar.
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