Karawankentunnel
Eine Baustelle der Extreme

- Arbeiten ohne Tageslicht, bei Lärm, der Tunnelbau als Extrembaustelle
- Foto: Alexandra Wrann
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Sie arbeiten ohne Tageslicht, bei Staub, Sprengungen, Lärm. Der Tunnelbau, eine Baustelle der Extreme. Die WOCHE mit einem Lokalaugenschein.
ROSENTAL. Dunkel ist es hier, das war zu erwarten, auch die Sinnhaftigkeit der Atemmasken macht sich schnell erklärt, ebenso die der zum Lärmschutz verteilten Ohrenstöpsel im Inneren des Tunnelbaus.
Die zweite Röhre
Das tägliche Verkehrsaufkommen am Karawankentunnel ist extrem, zur Entlastung wird seit knapp einem Jahr an einer zweiten Röhre gebaut. Und das 24 Stunden Tag, sieben Tage die Woche. Eine Pause gibt es lediglich über Weihnachten und Ostern, man wolle schließlich fertig werden, sagt Asfinag-Projektleiter Andreas Karlbauer.
Drei Schichten ohne Sonne
Im sogenannten "Vortriebsdrittel" arbeiten Teams im Drei-Schichtbetrieb. Das Sonnenlicht sehen sie in dieser Zeit nicht. Zwei davon sind Dietmar und Marcel Kales, Vater und Sohn, beide kommen aus Feistritz an der Drau.
Seite an Seite
Sie arbeiten hier Seite an Seite, seit Beginn der Baustelle. Auch davor wären sie im Tunnelbau gewesen, einer von ihnen in der Steiermark. Das Arbeiten am Karawankentunnel sei "praktisch", "wir haben quasi Heimvorteil", unter den Schutzhelmen macht sich ein Lächeln breit.
Die Arbeit sei natürlich eine anstrengende, eine "ehrliche". Die Gesichter sind staubig, zum Jausnen gibt es einen eigenen Bereich, eine ausgediente Pause aber machen aber die wenigsten. Man will schließlich weiterkommen. Pro Tag schafft man bis zu zehn Meter. Viel geredet wird während der Arbeit – "eh logisch" – nicht.
Mehr als 1.450 Meter geschafft
Seit Oktober 2018 sind die Arbeiten an der zweiten Röhre im Gang, 7,9 Kilometer lang ist der Tunnel, 4,4 Kilometer davon auf österreichischer Seite. Geschafft hat man bisher mehr als 1.450 Meter.
Fertig sein soll der Tunnel – auf dieser Seite – im Jahr 2026, befahrbar werde er wohl später werden, schätzt Karlbauer, derweil herrscht auf slowenischer Seite noch "Ruhe". Hier startete das Bauvorhaben noch nicht.
Mehr Frauen im Tunnelbau
Im Röhreninneren wird derweil Geröll verladen, zwischendrin ist die Vermessungstechnikerin zu Gange. Andrea Weissnar ist seit Anbeginn auf der Baustelle, für die Vermessung zuständig.
Immer mehr Frauen würden in die "Branche" finden. Zumindest in höher qualifizierte Positionen, das körperlich anspruchsvolle Vortriebsdrittel ist derweil männlich besetzt.
Facharbeiter im Tunnel
Eine Ausbildung zum Tunnelbauer gibt es nicht, hier sind allesamt Facharbeiter zugange.
Die Arbeit ist "freilich" gut bezahlt. Früher gab es zahlreich Verunglückte im Tunnelbau, erzählt Karlbauer, heute wurde vieles "sehr viel sicherer". Hier in der zweiten Röhre gab es bisher keine Verletzten. "Und das soll auch so bleiben", sagt der Projektleiter.
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