Wie aus einem alten Panzer ein Skigebiet entstand
Der Gerlitzenpanzer

- hochgeladen von Dieter Imhof
TREFFEN. Gar nicht weit entfernt vom beliebten Hütersteig befindet sich auf der Gerlitzen ein Relikt mit einer interessanten Geschichte.
Geschaffen für den Kriegseinsatz, trug dieses Ungetüm aus Stahl mit zur Entwicklung des Skitourismus am Berg bei.
Englisches Freizeitvergnügen
Im Mai 1945 marschierte die britische Armee in Kärnten ein. Die englischen Besatzungssoldaten waren in ihrer Freizeit sehr sportbegeistert und versuchten sich bereits im folgenden Winter erstmals beim Skifahren. Die im Jahre 1928 errichtete Kanzelbahn ermöglichte es, relativ problemlos auf die Gerlitzen zu kommen.
Zudem befand sich eine nicht unwichtige Funkstation am Berg, wodurch die Soldaten das Dienstliche mit dem Vergnüglichen verbinden konnten. Um die Skifahrer mühelos bergwärts bringen zu können, wurden vier Kettenfahrzeuge am Berg stationiert.
Erster Schilift
Bereits in ihrem ersten Winter am Berg beauftragten die Soldaten ihrer Majestät den Villacher Skilehrer Andreas de Pretis mit dem Baus eines Liftes. Die Briten lieferten de Pretis das benötigte Material für den Liftbau, darunter auch Teile eines der verwendeten Kettenfahrzeuge, welches dafür ausgeschlachtet wurde. Es war eine Pionierleistung, die der spätere Lifthersteller mit Sitz in der Gerbergasse, da vollbrachte. De Pretis` Konstruktion bestand im Grunde genommen aus einem Schlitten, der in einer Trasse durch eine Motorseilwinde bergwärts gezogen wurde.
Dieser erste Lift im Bereich der Waldtratte wurde schon wenig später durch Sessellifte und Schlepplifte ersetzt und so wuchs die Gerlitzen in den Nachkriegsjahren Stück für Stück zu einer richtigen Skischaukel, nicht nur für die englischen Soldaten.
Wohin mit dem Schrott
Die britischen Skipioniere mussten sich in Folge des überflüssigen Materials entledigen. Was eignete sich dafür besser, als die steile Südflanke der Gerlitzen.
Das für den Liftbau ausgeschlachtete Kettenfahrzeug wurde im Bereich der alten Kanzelbahnstation in die Freiheit entlassen und die Schwerkraft sorgte dafür, dass es erst zirka 150 Höhenmeter tiefer im steilen Wald zum liegen kam.
Kein Kampfpanzer
Nachgefragt beim Experten ergibt sich, dass für das Gerät die Bezeichnung „Panzer“ so nicht ganz richtig ist. "Bei diesem Gefährt handelte es sich eher um eine Art Universalkettenfahrzeug", erklärt Andreas Scherer vom Bunkermuseum Wurzenpass. "Diese Fahrzeuge wurden damals dazu verwendet, um Ausrüstung und Personal zu transportieren oder zu ziehen, hatten keine oder nur leichte Bewaffnung und nur eine schwache Panzerung", sagt Scherer. Wer einen richtigen Panzer sehen oder sogar selber lenken will, der müsse, so Scherer, schon ins Bunkermuseum am Wurzenpass kommen. Ab Juni übrigens wieder geöffnet.
“Panzerfriedhof“ mit Ausblick
Einen Abstecher bei einer Wandertour ist der „Panzer“ aber allemal wert. Das Gefährt befindet sich unter dem Appartementhaus Edelweiß auf einer Waldlichtung auf etwa 1.300 Meter Seehöhe. Man erkennt beim am Dach liegenden Wrack auch heute noch, wo einst Antriebsräder und Ketten montiert waren.
Für seine letzte Ruhestätte hat sich der Brite jedenfalls einen Platz mit Top-Aussicht auf den darunter liegenden Ossiachersee ausgesucht. Die Engländer kannten eben Kärntens schönste Plätze.




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