Frauenanteil steigt
Drei Jägerinnen aus der Region Villach im Interview
Steigender Trend im Bezirk Villach. Ein Mutter-Töchter-Gespann aus der Region erzählt, was sie an der Jagd so fasziniert.
VILLACH LAND. Aktuell gibt es in Villach Stadt und Land 1860 aktive Jäger und Jägerinnen, davon einen Anteil von 15 Prozent an Frauen. Bezirksjägermeister Wolfgang Oswald: „Der Trend ist eindeutig in den letzten Jahren steigend und nach der letzten Prüfungsperiode im Frühjahr, mit einem Frauenanteil von 40 Prozent an bestandenen Frauen, bestätigt.“ Das Jagdfieber in die Wiege gelegt bekommen haben die Schwestern Melanie Sternig (24 Jahre) und Irina Triebelnig (25 Jahre). Auch ihre Mutter Sonja Griesser ist mit von der Partie, wenn es mit Gewehr und Co. in den Wald geht.
"Wollte immer Jägerin werden"
„Wir sind mit der Jagd aufgewachsen. Egal ob mein Papa, Opa, Onkel, Cousin oder Nachbar - ich war ständig von Jägern umgeben. Von klein an waren wir mit im Revier und vom Erlegen bis hin zur Wildbret-Verarbeitung bei jedem Schritt mit dabei“, erzählt Melanie. Ihre Schwester bestätigt: „Schon als Kind wolle ich immer Jägerin werden. Dadurch konnte ich auch meine Mama dazu bewegen, mit mir gemeinsam den Jagdkurs zu absolvieren.“ Sonja Griesser bestätigt: „Ja, ich bin eher eine „Spätberufene“. 2015 habe ich mich gemeinsam mit Irina in den Kurs gesetzt – mit 43 Jahren.“ Unterscheidet sich die weibliche Jägerin nach Meinung der drei Frauen vom Jäger? Melanie: „Als Frau muss man sich vor allem bei alt-eingesessenen Jägern oft "beweisen", teilweise wird man belächelt oder nicht ernst genommen, besonders wenn man auf sein Äusseres achtet. Ich kenne jedoch keine Jägerin, die sich zu schade zum anpacken ist.“ Irina bestätigt: „In einigen Gegenden sind bestimmte Geschlechterrollen nach wie vor stark präsent, wodurch Frauen die Teilnahme an der Jagd erschwert werden kann. Die Frauenquote steigt aber und es ist ein positiver Trend zu beobachten.“
Brauchtum
Auf die Frage, was die drei Frauen an der Jagd fasziniert ist man sich einig: „Für die meisten Nicht-Jäger bedeutet jagen das Wild wahllos zu erlegen - obwohl es genau das nicht ist! Es ist ein Gespür für Wald und Wild zu erlernen, die Natur ganz intensiv und neu kennenzulernen. Die Jagd ist Gemeinschaft und Brauchtum, Handwerk und Kunst aber auch eine Verantwortung die man gegenüber der Gesellschaft, der Natur und dem Wild trägt“, sagt Melanie. Trotzdem drängt sich die Frage auf, wie geht es einem, wenn man auf ein Tier zielt? „Ich habe bisher immer große Demut verspürt. Ich war mir sehr wohl bewusst, welche Macht ich ausübe und welche Konsequenzen eben diese mit sich bringt, was es heißt, den Abzug zu betätigen. Zeitgleich war ich jedesmal zutiefst dankbar, das Wild entnehmen zu dürfen“, ist sich die Familie einig.
Aufgaben
Welche Aufgaben haben die Jägerin oder der Jäger im Wald? Dazu Melanie Sternig: „Jäger sind Lebensmittelproduzenten, Tier- und Naturschützer. Wir beobachten das Wild, erkennen ggf. Krankheiten und hindern diese daran sich weiter auszubreiten. Wir unterstützen die Land- und Forstwirtschaft indem die Wildbestände geregelt und somit Wildschäden gering gehalten werden. Wir schaffen Futter- und Luderplätze, versorgen das Wild mit Salzlecksteinen, errichten Reviereinrichtungen und halten diese Instand. Wir sind verpflichtet den Abschussplan und ggf. Verordnungen zu erfüllen. Wir erhalten mit Kleidung und Sprache das Brauchtum und geben es an jüngere Generationen weiter. Wir beobachten die Verhaltensweisen/Population/Entwicklung vom Wild und sorgen für einen artgerechten Lebensraum der sich mit den wachsenden Anforderungen der Gesellschaft und der steigenden Freizeitnutzung der Natur vereinbaren lässt.“
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