Sakralbau
Baumeister und Heurigenwirt errichtete Kirche

- Ein billigst erworbener, teuer restaurierter Altar ziert die Kapelle.
- Foto: Manfred Wlasak
- hochgeladen von Manfred Wlasak
Baumeister Peter Kaiser hat sein Büro in Wien bereits der nächsten Generation übergeben. Als Pensionist bleibt dem Kleinfelder noch mehr Zeit für seine 'Spinnereien'.
KLEINFELD (mw). Vor rund 25 Jahren erstand er als Wohnobjekt für sich und seine Familie das leerstehende Anwesen eines längst verstorbenen Großonkels. Ein Abbruchobjekt mit Wurzeln im 12. Jahrhundert! Mit Baumeisterkunst und viel Fantasie verwandelte er das Obergeschoß in einen schlossartigen Wohntrakt.
Heuriger als Hobby
"Für das zunächst völlig feuchte Untergeschoß suchte ich eine Nutzungsmöglichkeit. So erstand ich die Weingärten meines Bruders, besuchte Fachseminare und begründete als Hobby einen Heurigenbetrieb", erzählt Kaiser. Ein teures Hobby. In Heurigenlokal, arkadenumkränzten Gastgarten und Gartensaal flossen ein paar Millionen Euro.
Geheimer Kirchenbau
Vor ein paar Jahren kam dem 'Spinner' (Eigendefinition) die nächste Idee: "Ich wollte den Kuppelgewölben im Gastgarten anstelle zweier alter Betonsilos ein Gegenstück setzen", erzählt er. Im Inneren eines großen Stadels begann er mit ein paar Helfern aus handgeschlagenen alten Ziegeln ein gotisches Kreuzgewölbe zu erbauen. Zunächst ohne konkretes Nutzungsziel. Einzig eine alte Nachbarin hielt aufgrund der wochenlangen Baugeräusche neugierig Nachschau und deutete den Bau als Kapelle. So wurde es eben eine solche. Jetzt kam das Problem der Einrichtung auf den Erbauer zu. "Übers Internet erstand ich billigst einen alten Fronleichnamsaltar. Ein Jahr hab ich gebraucht, um den völlig verstaubten, wurmstichigen Bretterhaufen wie ein Puzzle zum 3m breiten und 6,5m hohen Altar zusammenzusetzen!" Er passt in das 8m hohe Gewölbe wie angemessen, wurde vergoldet und bebildert. Das mittlere Altarbild stammt von einer Kundin des Baumeisters, die dann hier Goldene Hochzeit feierte. Das Kircheninnere zieren mittlerweile dutzende Monstranzen und Kelche sowie 70 Messgewänder und über 700 alte Gebetsbücherl. Besonders stolz ist er auf eine jüdische Bibel aus 1839 und eine Lutherbibel um 1650. Jahrelang hielt der Baumeister seine Kirche der Öffentlichkeit geheim, ehe er sie heuer den Heurigengästen präsentierte. Kaiser: "Bekannte und Heurigengäste überhäufen mich seither mit sakralen Devotionalien aus ihrem Privatbesitz. Hinter jedem Gegenstand steht eine spannende Geschichte".




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