Tiroler Volksschauspiele 2022 in Telfs
Volksschauspiele rüsten sich für 10.000 Zuschauer
TELFS. Das Volksschauspiele-Fieber wird im Sommer das Corona-Virus ablösen – so hoffen alle. Die MacherInnen des Theatersommers gaben schon mal einen Einblick in das, was die Zuschauer und Theaterfreunde im In- und Ausland erwartet. Bei der Pressekonferenz letzten Freitag4. März, im Sportzentrum Telfs ging Noch-Intendant Christoph Nix auf die geplanten Stücke ein, auf die Verknüpfung von Modernem und Volkstümlichem – den Charakter dieser Spiele. Nix wird ab 2023 von einem neuen Intendanten abgelöst, wer es sein wird, wird in wenigen Wochen vorgestellt.
Nicht anwesend war Bürgermeister Christian Härting, er überließ der Führung in der Gemeinde-Tochtergesellschaft die Bühne, wie er über VSS-Geschäftsführerin Verena Covi ausrichten ließ: "Bei den Wahlen vor einer Woche gehörte die Bühne mir, jetzt gehört sie euch."
So gab Covi Einblick in die Geldmittel: Das Gesamtbudget beträgt 960.000 €.
57% sollen als Subvention von Land (250.000 €) und Bund (mind. 80.000 €) sowie Gemeinde Telfs (200.000 €) kommen, 13% von Sponsoren.
Covi dankte den bisherigen und einigen neuen Geldgebern, die sie für den Theatersommer gewinnen konnte. Treue Sponsoren sind die Raiffeisen Ragionalbank Telfs-Mieming sowie die UNIQA-Versicherung und die Gemeindewerke Telfs. Neu gewinnen konnte Covi als Sponsor die Brauunion mit Vertreter Johanna Haselwanter und Matthias Gurschler, zudem sind die Volksschauspiele heuer mobil dank Matthias Neuner und seinem Autohaus, und die Hygiene spielt in diesen Zeiten eine große Rolle, dafür springt Sponsor hollu aus Zirl unter Geschäftsführer Simon Meinschad ein.
Beachtliche 30% der Einnahmen müssen aber aus eigener Kraft gestemmt werden, dafür sollten ca. 10.000 Tickets in der 6-wöchigen Spielzeit verkauft werden.
Drei Hauptstücke
Gelingen soll das mit dem abgespeckten, aber nicht weniger spektakulären Theater-Plan, der drei Hauptstücke beinhaltet und ein ansprechendes Rahmenprogramm:
„Monster und Margarete“ von Thomas Arzt
Die Uraufführung des Hauptstückes Monster und Margarete inszeniert Autor Thomas Arzt (fehlte bei der Pressekonferenz wegen einer Corona-Erkrankung) im Auftrag der Volksschauspiele unter der Kuppel im SportZentrum Telfs. Premiere ist am 18. August. Auch nach 700 Jahren soll der Kampf einer Frau um Selbstbehauptung und Selbstbestimmung noch heute Vorbild sein. Mit dem Stück über die vermutlich schillerndste Frauenfigur der Tiroler Geschichte, Margarete von Tirol (auch „Maultasch“ genannt), und mit weiteren Programminhalten soll auch das Interesse des Südtiroler Publikums geweckt werden. Dafür wird sogar eine Busreise mit der Theateraufführung in Telfs als Highlight organisiert werden.
Bühnenbild: Aurel Lenfert
Kostüme: Mirjam Ruschka
Musik: Gilbert Handler
Besetzung: Lisa Schrammel, Jakob Egger, Marcus Off, Alexander Julian Meile, Alexander Mitterer, Heinz Weixelbraun, Helmuth A. Häusler, Klaus Huhle, Susi Wirth, Daniel Klausner
+ Chor + Statisterie
Musiker: Gilbert Handler, Florian Kmet, Rainer Guternigg
Spielort: Kuppelarena (Sportzentrum Telfs)
Premiere: 18. August 2022, 20 Uhr
Weitere Spieltermine: 19., 20., 21. (18 Uhr), 24., 25., 26., 27., 28. (18 Uhr), 31. August 2022 sowie 01., 02., 03., 04. (18 Uhr) September 2022 jeweils um 20 Uhr (außer 21. und 28. August sowie 04. September)
"Ich bleibe hier" – Nach dem Roman von Marco Balzano
Mit der Bühnenadaption des Bestsellerromans "Resto qui – Ich bleibe hier", in dem Autor Marco Balzano die Geschichte rund um den versunkenen Grauner Kirchturm vor dem Vergessen bewahrt, eröffnen die Tiroler Volksschauspiele am 23. Juli im Kranewitter Stadl ihre Spielzeit. Erstmals ist Balzanos mitreißender Bestseller auf der Bühne zu sehen, als theatraler Beitrag wider das geschichtliche Vergessen, als die Geschichte einer Frau, die wie Walter Benjamins Engel der Geschichte ausgeliefert ist, aber mutig ihr Gesicht den Stürmen entgegenstreckt und ruft: ‚Ich bleibe hier!‘
Der künstlerische Leiter Prof. Nix konnte die Uraufführungsrechte dieses Bestsellers für die Volksschauspiele sichern. Im Mittelpunkt steht die Grauner Lehrerin Trina, deren Welt nicht nur von den verheerenden geschichtlichen Kräften zur Zeit des 2. Weltkrieges, sondern auch von einem überbordenden Staudamm-Projekt bedroht wird. Die VSS lassen die Besucher eintauchen in die versunkene Welt eines Ortes, von dem heute nur noch eine Kirche aus dem Wasser ragt. Regisseurin Susanne Lietzow sowie Bühnenbildner Aurel Lenfert waren bei der Pressekonferenz anwesend und konnten ihre geplante Inszenierung kurz vorstellen.
Der Regisseur: Lorenz Leander Haas
Ausstattung: Uschi Haug
Besetzung: Eleonore Bürcher, Elena Maria Knapp, Wiltrud Stieger, Peter Cieslinski, Edwin Hochmuth, Luis Auer
Spielort: Kranewitter Stadl, Telfs
Premiere: 22. Juli 2022, 20 Uhr
Weitere Spieltermine: 23., 28., 29., 30. Juli 2022 sowie 03., 04., 06., 10., 11., 12., 13. August 2022, jeweils um 20 Uhr
Der Träumer ist bereits frisiert – Georg Kreisler für Mutige (Kreisler Liederabend)
Brillante Texte und Lieder eines Wieners stehen als Wiederaufnahme vom Vorjahr auf dem Spielplan: Der sog. "Kreisler Liederabend" kommt ab 26. Juli sechsmal in den Kranewitter Stadl.
Schon 1993 holte der Verein der Tiroler Volksschauspiele das Lustspiel „Tirili“ von Otto Grünmandl, von Georg Kreisler bearbeitet und mit Liedern versehen, nach Telfs. Rund 30 Jahre später stehen die brillanten Texte und Lieder des Wiener Kabarettisten, Komponisten, Schriftstellers und Satirikers Georg Kreisler als Wiederaufnahme vom Vorjahr erneut auf dem Telfer Spielplan.
Georg Kreisler, geboren 1922 in Wien, gestorben 2011 in Salzburg, war der sprachmächtige Grandseigneur des schwarzen, oft apokalyptischen Chansons, dessen Lieder und Geschichten mit ihrer düsteren, wortverspielten Komik auch von der Trauer um die von den Nationalsozialisten vernichtete jüdische Kultur erzählen. Mitte der fünfziger Jahre aus der amerikanischen Emigration nach Wien zurückgekehrt, machte der Autor mehrerer Theaterstücke und Romane zunächst in der Marietta-Bar Furore, spielte im Ensemble des „Kabaretts ohne Namen“ und präsentierte von Ende der fünfziger Jahre an in Solo- und Duoprogrammen immer wieder neue Chanson-Klassiker. Als Autor, Komponist und Interpret ein satirisches Multitalent, wird der heitere Misanthrop mit seinen surreal-makabren Evergreens, oder besser „Everblacks“, nichtarischen Arien und politischen Chansons Vorbild einer ganzen Generation von (Musik-)Kabarettisten.
„Seine Inspirationsquelle ist, bei aller intellektuellen Brillanz, die übermächtige bildkräftige Phantasie, er ist ein Bursche von unendlichem Humor und tiefer Melancholie, bedrängt vom Gewissen der Zeit, ein Moralist, ein Poet, ein Parodist, ein Rebell, „sprachverbuhlt“ wie Nestroy, überwirklich wie E.T.A. Hoffmann.“ Hans Weigel, 1972
Regie: Lorenz Leander Haas
Ausstattung: Uschi Haug
Besetzung: Anne Simmering, Harald Schröpfer, Frajo Köhle
Spielort: Kranewitter Stadl, Telfs
Premiere: 26. Juli 2022, 20 Uhr
Weitere Vorstellungen: 31. Juli 2022 sowie 01., 05., 07., 08. August 2022,
jeweils um 20 Uhr
Rahmenprogramm:
Gastspiel: Bier für Frauen
Termine: 24./25. Juli 2022
Konzert: Amy Warning
Termin: 16. August 2022
Lesung: Julia Gschnitzer liest aus Lion Feuchtwangers „Die häßliche Herzogin“
Termin: 22. August 2022, Großer Rathaussaal
Konzert: Keine Angst! Katharina Straßer präsentiert 50+1 Jahre Austropop
Termin: 29. August 2022, Großer Rathaussaal
Konzert: Ganes
Termin: 3. September 2022
Stückewettbewerb “Constanze Manziarly”
Die Tiroler Volksschauspiele haben 2021 einen Stückewettbewerb über das Leben der Constanze Manziarly mit nachfolgendem Kurzbriefing ausgeschrieben:
Auf der Basis der Forschungen des Telfer Historikers Dr. Stefan Dietrich soll ein Ein- bis Drei-Personen-Stück entstehen, das sich mit den biographischen Fragen von Unschuld, Naivität, Konformismus, apolitischem Pflichtverständnis und „Gefangensein“ entwickelt. Die gebildete junge Frau aus Tirol war keine Nationalsozialistin, aber Hitler so nahe wie kaum ein anderer Mensch.
Bis zum Einsendeschluss 30. November 2021 sind 17 Stücke eingegangen. Die dreiköpfige Jury – bestehend aus der Journalistin Ivona Jelcic, dem Historiker Stefan Dietrich und dem Dramaturgen Sven Kleine – hat in einer Videokonferenz am 28.02 2022 zwei Preisträger:innen gekürt. Der erste Preis wurde Gerhard Zahner für sein Stück „Das Fräulein Marzipan“ mit einem Preisgeld von 4000 Euro zugesprochen, den zweiten Preis – er ist mit 2000 Euro dotiert - erhält Irene Diwiak für ihr Stück „Constanze. Eine deutsche Kochshow“.
1. Preis: Gerhard Zahner, Das Fräulein Marzipan
Gerhard Zahners Bühnentext gestaltet in einer sprachlich steilen und pointierten Momentaufnahme in offener Dramaturgie und Form die absurde und groteske Welt der Constanze Manziarly. Er zeigt die junge Köchin, die abseits der weltgeschichtlichen Exzesse versucht, ein ‚normales Leben‘ zu führen, als in den siebten Kreis der Hölle Geworfene, als intelligente, pflichtbewusste Existenz, die vom Malstrom der Geschichte wie Millionen anderer zerrieben wird.
Zahners Stück gewinnt seine sprachliche Kraft aus der Fallhöhe von Hitlers scheinheroischem Endkampf ums Reich zum alltäglich-banalen Betätigungsfeld der Constanze Manziarly, seien es Verdauungsbeschwerden oder Spaghetti-Gerichte. Der Text evoziert die Absurdität des ‘Endspiels’ im sogenannten Schicksalskampf des Deutschen Volkes durch eine kochende Zeitzeugin im Bunker Absurdistan: „Wir waren die Füllung des Bunkers. Er aß Maultaschen, der Bunker uns.“
2. Preis: Irene Diwiak, Constanze. Eine deutsche Kochshow
Irene Diwiak entwirft in „Constanze. Eine deutsche Kochshow" ein Theater-im-Theater-Szenario mit Anklängen an TV-Satire-Shows und stellt so einen starken Bezug zur medialisierten (und pandemischen) Gegenwart her. In einer Art Probensituation berichtet eine Schauspielerin, wie sie zum Engagement für das Stück über Constanze Manziarly gekommen ist und kommentiert Szenen aus dem Skript.
In lockerem, bisweilen spöttischem Tonfall schafft Diwiaks Bühnentext einerseits ironische Distanz und ermöglicht andererseits kritische Reflexionen, nicht nur über das Leben von Hitlers Diätköchin, über Schuld und Verantwortung, sondern auch über unser eigenes Interesse an diesen Themen. Was fasziniert uns bis heute an den Biografien von Hitlers Entourage? Welche Erkenntnisse gewinnen wir daraus? Wo verläuft die Grenze zwischen Vergangenheitsbewältigung und voyeuristischer Ausschlachtung?
Zur Autorin: Irene Diwiak, geboren 1991 in Graz, ist seit 2018 freischaffende Schriftstellerin. Im selben Jahr hat sie ihr Master-Studium an der Universität Wien für Vergleichende
Theaterprogramm für Kinder und Jugendliche
Nach zwei sehr erfolgreichen Projekten 2019 und 2021 wird auch heuer im Sommer wieder ein Theaterprogramm für Kinder und Jugendliche angeboten – diesmal unter dem Dach der Jungen Tiroler Volksschauspiele in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Telfs und dem Tiroler Landestheater Innsbruck.
Unter dem Motto #Be_equal können Kinder und Jugendliche von 1. bis 20. August 2022 mit der Theaterpädagogin Daniela Oberrauch ein eigenes Stück entwickeln und dann aufführen. Geprobt wird ab 1. August immer Montag bis Donnerstag von 9 bis 13 Uhr. Am 19. und 20. finden die Aufführungen statt.
#Be_equal
Gleich sein – gleiche Rechte und gleiche Chancen sollen allen Menschen zustehen. Aber wann ist es gut, für Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit zu sein und wann wollen wir uns lieber als Individuum durchsetzen? Ist jeder Mensch ein einzigartiges Ich oder ein Ich, das allen anderen gleicht?
Spannende Fragen, auf die wir keine vorgefertigten Antworten haben, sondern die wir uns gerne im Austausch mit dir anschauen möchten! Da wir das Theaterstück gemeinsam erfinden, sind deine Ideen ganz wichtig.
Termine: 19. und 20. August 2022, jeweils um 18 Uhr
Spielort: Kleiner Rathaussaal, Telfs
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