Tiroler Volksschauspiele 2022
Besser als im Vorjahr: 70 % Gesamtauslastung
Am Sonntag, 4. September, endete das große Tiroler Sommer-Theater in Telfs: „Monster und Margarete“ ging zum letzten mal über die Bühne, ein Stück, das bei der Auslastung die Erwartungen nicht ganz erfüllt hat.
TELFS. Die Tiroler Volksschauspiele 2022 sind Geschichte, damit beendet auch der künstlerische Leiter Christoph Nix seine zweijährige Tätigkeit in der Oberländer Marktgemeinde. Die Bilanz ist zufriedenstellend, aber man hätte sich da und dort mehr Zuschauer erwartet, die Geschäftsführerin Verena Covi meint (hier zum INTERVIEW mit Verena Covi): 70 Prozent Gesamtauslastung waren es am Ende. Gezeigt wurden Stücke, die berühren und zu Diskussionen anregen.
Standing Ovations und Abschiedswehmut
Bei der letzten Vorstellung des diesjährigen Hauptstücks der Tiroler Volksschauspiele „Monster und Margarete“ am Sonntag, 4.9., gab's gemischte Gefühle: Begeisterung und Wehmut. Christoph Nix verabschiedet sich dankbar von Telfs und Tirol:
"Es ist uns gelungen, den Tiroler Volksschauspielen ein unverwechselbares Gesicht zu geben."
"Monster und Margarete", geschrieben vom vielfach ausgezeichnete Autor Thomas Arzt im Auftrag des Festivals und von der aus Tirol stammenden zweifachen Nestroypreisträgerin Susanne Lietzow in der Telfer Kuppelarena als „shakespearianisches“ Theaterspektakel in Szene gesetzt, legte einen fulminaten Start hin, die Zuschauerzahlen ließen allerdings in der finalen Spielwoche nach.
Ein Plus gegenüber dem Vorjahr
Trotzdem zeigte sich Geschäftsführerin Verena Covi zufrieden:
„Wir hatten sechs intensive Festivalwochen mit vielen begeisternden und zutiefst berührenden Theatermomenten, es war ein Theatersommer, wo wir endlich zeigen konnten, worum es uns geht – nämlich um herausragendes und relevantes zeitgenössisches Volkstheater. Das ist uns zweifelsohne gelungen. Und was kann einem auch Besseres passieren, als dass die Menschen intensiv und durchaus auch kontrovers über Theater diskutieren."
Gesamtauslastung lag bei 70 Prozent
7000 Besucher:innen waren es in Summe, und damit eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 17 Prozent, bilanziert Covi.
Der Festivalrenner zwar zweifelsfrei die Produktion „Ich bleibe hier“ nach dem gleichnamigen Roman von Marco Balzano im Kranewitterstadl. Diese von Lorenz Leander Haas inszenierte Dramatisierung von Balzanos Bestsellerroman über die Lehrerin Trina und die Menschen in Graun, die nach faschistischer Unterdrückung, Nazi-Regime und den Gräueln des zweiten Weltkrieges dann auch noch die Flutung ihres Ortes erleben müssen, war bereits vor der Premiere restlos ausverkauft.
Die Hauptproduktion „Monster und Margarete“ über Margarete von Tirol, die als theatrale Rehabilitierung dieser über Jahrhunderte zu Unrecht diffamierten mutigen und machtvollen Tiroler Herrscherin konzipiert war, blieb mit einer Auslastung von 60 Prozent bei den Zuschauer:innenzahlen hinter den „vermutlich zu hohen Erwartungen“, wie Verena Covi ausführt.
„Starke Frauen, große Legenden“ auch im Rahmenprogramm
Das zweite und finale Jahr unter der künstlerischen Leitung von Christoph Nix stand unter dem Motto „Starke Frauen, große Legenden“ und knüpfte in der Konzeption wieder an den ursprünglichen Charakter der Tiroler Volksschauspiele an – mit zwei Eigenproduktionen („Ich bleibe hier“ und „Monster und Margarete“), einer Wiederaufnahme des Kreisler-Abends „Der Träumer ist bereits frisiert“ vom Vorjahr, für den ebenfalls Lorenz Leander Haas als Regisseur verantwortlich zeichnete, und einem weitestgehend musikalischen Rahmenprogramm.
Neben der jungen Münchner Singer-Songwriterin Ami Warning begeisterten noch die bekannte ladinische Formation Ganes sowie Nestroy-Preisträgerin Katharina Strasser mit ihrem Austropop-Programm „Keine Angst“ das Telfer Publikum. Eleonore Bürcher, die mit „Ich bleibe hier“ erstmals bei den Tiroler Volksschauspielen zu sehen war, sprang für Julia Gschnitzer ein und las mit musikalischer Begleitung von Maria Ma Auszüge aus Lion Feuchtwangers Roman „Die hässliche Herzogin“ – und damit jenen literarischen Text, der ebenfalls maßgeblich dazu beigetragen hat, dass sich die Mär von der hässlichen Herzogin „Margarete Maultasch“ bis in die heutige Zeit hartnäckig gehalten hat.
Der scheidende künstlerische Leiter Christoph Nix meint in seinem Resümee:
„Theater für Kinder, für Türkisch-Tiroler, Theater im Kloster, internationale Schauspielerinnen und das Fremde im Eigenen haben zwei Jahre den Tiroler Volksschauspielen ein unverwechselbares Gesicht gegeben, dafür bin ich dankbar denen, die dieser Vision gefolgt sind."
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