Bergwacht-Einsatzstelle Stubai informiert
Geplante Müllverbrennung zum Herz-Jesu Brauch?

Müllplatz mitten auf der Wiese | Foto: Tiroler Bergwacht - Einsatzstelle Stubai
11Bilder

NEUSTIFT I. ST. Samstagnachmittag, 8. Juni, also am Tag der seit dem 18. Jahrhundert traditionellen Herz-Jesu-Feuer, erhielt die Bergwacht Stubai die Meldung eines aufmerksamen Gemeindebürgers über eine Müllablagerung auf einer Weidefläche im Bereich des im Winter als Skipiste genutzten Grundstückes „Neulandlift“ in Neustift-Milders. Die Sorge des Informanten war, dass hier wohl die Gelegenheit genutzt werden sollte, Hausmüll unfachmännisch und illegal mittels eines Feuers zu entsorgen. Da die Zeit drängte, führte die Bergwacht Stubai am beschriebenen Ort sogleich eine Kontrolle durch.

Sperrmüll und anderer Unrat auf Wiese

Die landwirtschaftliche Grundfläche, im Besitz der Gemeindegutsagrargemeinschaft Neustift (GGAG), ist über einen rund 720 m langen Forstweg etwa ab der Bushaltestelle Luener im Ortsteil Neustift-Milders erreichbar. Am Ende dieses Weges etwa 20 Meter oberhalb in der Wiese wurden Holzbretter, eine Pressspan-Palette, Kanthölzer, eine kunststoffbezogene Sitzgarnitur, ein Sessel, eine Rolle Nadelfilzteppich, ein orange-gelb gestreifter Teppichboden sowie weiterer Müll festgestellt. Vermutlich wurden diese Abfälle in den letzten Wochen hier sukzessive angeliefert, um am Abend vor dem Herz-Jesu-Sonntag ein Feuer zu entfachen. Gleichzeitig wollte sich der Verursacher wohl den Entsorgungsbeitrag von ein paar Euro beim nahegelegenen Recyclinghof sparen und transportierte deshalb den Müll lieber auf den Berg.

Traditionelles bewahren – aber!

Gegen traditionelle Gedenkfeiern wie die Herz-Jesu-Feuer ist grundsätzlich nichts einzuwenden, diesen alten Tiroler Feuerbrauch jedoch missbräuchlich für Müllverbrennung zu verwenden, ist strikt abzulehnen und dabei ausnahmslos verboten. Illegale Müllverbrennung ist kein Kavaliersdelikt, hierbei handelt es sich um einen Straftatbestand. Gemäß Tiroler Abfallwirtschaftsgesetz, kurz TAWG, drohen hohe Geldstrafen mit bis zu 3.600,- EUR und auch der Versuch ist strafbar. Deshalb sind solche gedankenlosen Gepflogenheiten keinesfalls nachahmenswert.

Ablagerung erzeugt Kopfschütteln

Auch ein zufällig vorbeikommender Spaziergänger drückte sein Missfallen gegenüber dieser Situation aus und meinte: „Zu Herz-Jesu wird hier seit bald 10 Jahren unter anderem auch Müll verbrannt, mich wundert schon lange, dass Polizei oder Bergwacht noch nie eingeschritten sind!“ Dazu die Bergwacht: „Oft wäre auch ein wenig Zivilcourage gefragt, wir können nicht überall sein, immerhin betreuen wir ein Gebiet von rund 290 km². Jeder mündige Bürger kann informieren, etwas melden oder anzeigen. Er könnte dies auch zumindest anonym tun, damit zuständige Stellen einschreiten, Schäden verhindert und im besten Fall Verursacher zur Rechenschaft gezogen werden können. Über Jahre einfach zuschauen ist leider nicht zielführend. Das der Spaziergänger der einzige ist, dem diese seit Jahren scheinbar praktizierte Vorgangsweise in Milders bekannt ist, darf bezweifelt werden!“

Vorbildwirkung für Kinder und Jugendliche

Aussagen zufolge haben in den letzten Jahren beim Bergfeuer in Milders hauptsächlich Kinder und Jugendliche teilgenommen. Niemand will ihnen den Spaß verderben und hat etwas gegen Brauchtumsfeuer, egal ob zu Ostern, Sonnwend oder Herz-Jesu, solange ausschließlich trockenes, biogenes, unbeschichtetes Material verwendet wird. Hingegen ist in diesem Fall für teilnehmende Kinder und Jugendliche absolut keine Vorbildwirkung zu erkennen!

Inhaltsstoffe ungeeignet!

Im konkreten Fall ist der meiste deponierte Müll zum Abbrennen gänzlich ungeeignet. Verbrennen von beschichtetem, lackiertem oder mit Kunstleder bespannten Möbelholz, Spanplatten, Paletten usw. ist streng verboten, da hohe Schadstoffemissionen, z.B. Dioxine entstehen. Filzstoffe haben im Allgemeinen die Eigenschaft, quasi nicht brennbar zu sein. Auch bei Teppichböden handelt es sich großteils um schwer entflammbare Textilbeläge, die langsam vor sich hin schwelen. Zudem sind die Ablagerungen aufgrund der tagelangen Regenfälle stark durchnässt. „Um diese Abfälle überhaupt anzünden zu können, hätte es deshalb wohl noch einen Brandbeschleuniger wie Benzin, Spiritus oder ähnlichen Flüssigkeiten gebraucht“, meint die Bergwacht, „und gebrannt hätte es dann wohl unter erheblicher Rauchentwicklung!“

Verbrennung nicht erfolgt, Polizei informiert

Aufgrund der Dringlichkeit informierte die Bergwacht umgehend auch die Polizei, die sich kurze Zeit später vor Ort ebenfalls ein Bild der Lage machte und einen Bericht anfertigte. War es nun das vorherige, schlechte Wetter, fehlende Zeit oder doch späte Erkenntnis, dass der durchnässte Müllhaufen vom Verursacher nicht entzündet wurde? Jedenfalls liegt der Müll nach wie vor noch dort. Ist kein Verursacher greifbar, muss wohl wieder einmal der Grundbesitzer für die Entsorgung aufkommen.

Hinweise auf den Verursacher

Es gibt mehrere Anhaltspunkte auf den möglichen Müllsünder. Sollte er diesen Bericht lesen, ergeht an ihn der Appell, seinen Müll wieder abzuholen, ordnungsgemäß zu entsorgen und damit seinen Fehler zu beseitigen. Folgt eine Anzeige, muss er mit einer empfindlichen Strafe rechnen.

Zukunftsaussicht

Zukünftig steht dieser Bereich nun besonders auf der Checkliste der Bergwacht. „Den Bereich werden wir nun immer wieder mal kontrollieren – wenn nicht dieses Mal, aber irgendwann geht uns der Verursacher dann ins Netz“, meinen die Beamten der Bergwacht. „Wir hoffen dabei auf die geschätzten Hinweise aus der verantwortungsbewussten Bevölkerung. Wehrt Euch, schaut nicht tatenlos zu, wie unbelehrbare Zeitgenossen unsere kostbare Natur vermüllen oder unsere Umwelt unnötig belasten!“ Vertraulich behandelte Hinweise jeglicher Art bitte unter: stubai@tbw.gv.at

Du möchtest regelmäßig Infos über das, was in deiner Region passiert?

Dann melde dich für den MeinBezirk.at-Newsletter an

Gleich anmelden

Kommentare

?

Du möchtest kommentieren?

Du möchtest zur Diskussion beitragen? Melde Dich an, um Kommentare zu verfassen.

Folge uns auf:

Du möchtest selbst beitragen?

Melde dich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.