Bildhauer & Restaurator aus Schönberg
Über den Glauben zum Traumjob
Siegmund Eller ist der einzige Restaurator im Stubai- und Wipptal hat schon in etlichen Tiroler Kirchen Hand angelegt. Er hat es mit vielen großen Schätzen zu tun – und weiß das sehr zu schätzen.
SCHÖNBERG. Sie haben Siegmund Eller vielleicht schon an oder in einer Kirche bei der Arbeit gesehen. Wir treffen ihn in seiner Werkstatt in Schönberg. Er bepinselt gerade eine große goldene Kugel. "Die ist von der Filialkirche in Tienzens. Die restaurieren wir momentan. Die Fassade ist schon fertig, die Uhr ist neu gemalt und der Turm wieder gerichtet. Jetzt fehlen nur noch Abschlussarbeiten", erklärt er. Hinter viel Werkzeug und allerlei Spezialfarben hängen Zeitungsausschnitte und Fotos. Zum Beispiel vom Innsbrucker Dom mit Eller ganz oben in der Kuppel. "Das war ein besonderes Erlebnis. Natürlich haben wir da auch eine kleine Signatur hinterlassen. So wie das in Restauratorenkreisen üblich ist", blickt der 41-Jährige zurück.
Gürtellos an große Schätze
Als Holz-, Stein- und Stuckbildhauer sowie Restaurator kann Eller alles, was denkmalgeschützten Gebäuden oder Schätzen zu altem Glanz verhilft. Gemeinsam mit seinem Team aus weiteren selbstständigen Freunden restauriert er Fassaden, führt restauratorische Reinigungen zB von Altären durch, bessert Schäden aus, legt Fresken frei oder frischt sie auf, saniert Bilder, Figuren und Stuckaturen. Oft dauert ein Projekt monatelang, immer bedarf es großem Feingefühl. Damit am Ende kein Malheur passiert, weiß der Fachmann längst, dass er etwa eine Figur besser anhebt, ohne einen Gürtel in der Hose zu tragen: "Die Schnalle könnte Kratzer verursachen. Aus Fehlern lernt man", lacht er. Zu seinen Auftraggebern gehören Pfarrkirchenräte, Diözesen, die Burghauptmannschaft, das Land Tirol, Architekten und Privatpersonen.
Historisches Interesse
Wenns um historische Bauten und Werke geht, ist der Schönberger voll in seinem Element. Sie mit seinem Team verschönern zu dürfen, sei ein Privileg und sein Traumberuf. Er könnte sich nichts anderes vorstellen, sagt er. Eller ist auch selbst sehr gläubig. Eigentlich ist er sogar über den Glauben zur Arbeit gekommen, erzählt er: "Die kirchliche Baukunst und Baugeschichten haben es mir angetan. Was da in den verschiedenen Stilepochen geleistet wurde, begeistert mich bis heute. Das ist auch wichtig, denn bevor ich eine Sache angehe, muss ich das Objekt und seine Geschichte genau studieren." Privat engagiert sich der 41-Jährige ebenfalls in der Kirche: "Ich war lange Ministrant und bin heute noch Ministrantenbetreuer. Außerdem bin ich zusammen mit Wilma Bachmann als Mesner in Schönberg tätig."
Weniger ist mehr
"Was denkmalgeschützte Gebäude betrifft, sind wir in Tirol eigentlich auf einem guten Stand", informiert der Fachmann weiters und geht ins Detail: "Die Tendenz ist heute eher, Bereiche zu sichern und feine Noten nachzuretuschieren. Es soll nichts Neues dazu erfunden werden. Das würde alles verfälschen. Diese Zurückhaltung und sich einzubremsen ist nicht immer einfach." So oder so muss aber ohnedies jede Ausführung eines Auftrags mit dem Denkmalamt und/oder Diözesankonservator Rudi Silberberger abgeklärt werden.
Trotzdem auch Krampus
Angefangen hat für Eller alles bereits in der Volksschule. Da hat er begonnen, Krampuslarven zu schnitzen. Nach dem Besuch der Fachschule für Bildhauerei machte er sich mit 20 Jahren selbstständig. "Zuerst überwogen bildhauerische Aufträge wie Krippen- und Heiligenfiguren. Inzwischen machen Restaurierungen das Hauptgeschäft aus", berichtet der Schönberger. Zu den jüngsten Projekten in unseren Tälern zählen Restaurierungen in der Filialkirche in Tienzens, an der alten Totenkapelle in Neustift, an der Pfarrkirche in Gschnitz, am Widum in Schönberg und am Alten Gericht in Mieders. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit der Familie oder in Vereinen. Eller ist immer noch als Krampus unterwegs, ist Mitglied der Feuerwehr und des Krippenbauvereins und spielt Eishockey.
www.meinbezirk.at
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