Sill
Tödlicher Schlamm für Bachforellen-Nachwuchs
STEINACH.Gleich vorweg: Die Vorgangsweise war rechtens. Der Tiroler Fischereiverband protestiert dennoch.
Die Gemeinde Steinach betreibt an der Sill zwei Wasserkraftwerke. Eines selbst und eines gemeinsam mit einem Privaten. Bei beiden Werken wurden im November die Wehranlagen geöffnet, um sie vor dem Winter noch einmal durchzuspülen. Eigentlich ein normaler Vorgang, der heuer allerdings etwas später erfolgte als sonst üblich. "Weil das Laub später gefallen ist", erklärt Betreuer Andreas Stockhammer.
Da aber so nicht nur Laub, sondern auch der abgelagerte Schlamm und Sand flussabwärts getragen wurden, hat das an den Laichplätzen der Bachforelle zum massenhaften Tod von Fischeiern und -larven geführt. Der Laich liegt von Oktober bis Mai in den im Winter normalerweise glasklaren Tiroler Bächen. Kommt es zu einer überhöhten Wassertrübung, bekommen die Eier zu wenig Sauerstoff und sterben ab. Genau das ist jetzt in der Sill passiert.
Gefahr für Fischbestand
Der Tiroler Fischereiverband kritisiert "diese unnötige Gefährdung der heimischen Bachforelle" entschieden: „Wir hätten uns deutlich mehr Sensibilität der Kraftwerksbetreiber erwartet. Auch wenn das plötzliche Öffnen der Stauanlagen leider rechtens ist, kann nicht so mit den Gewässern und dem Fischbestand umgegangen werden“, ärgert sich GF Zacharias Schähle. Auch Luis Töchterle aus Neustift, Fischer und Bewirtschafter des Reviers, ist vom Ausmaß der Zerstörung schockiert: „Es war sehr traurig anzusehen, wie die erst kürzlich angelegten Laichplätze völlig mit Schlamm überdeckt waren.“
Stockhammer wehrt sich
Stockhammer wundert sich: "Ich bin seit fast 30 Jahren dabei – dieses Problem gab es noch nie. Wir spülen immer im Herbst und generell nur, wenn es notwendig ist. Natürlich achten wir dabei immer darauf, dass die Ökologie nicht bedroht ist, indem wir das Ganze etwa händisch und nicht automatisch machen." Tatsache sei laut Stockhammer zudem, dass die Sill heuer mehr Wasser führte als sonst oft zu dieser Jahreszeit üblich: "Es ist ja nicht so, dass wir darauf nicht schauen." Dass ihm die Kritik über die Medien ausgerichtet wird, stößt ihm sauer auf: "Ich bin kein Fischer. Es wäre fein gewesen, wenn man zuerst das Gespräch mit uns gesucht hätte. Die Gemeinde ist sicher sehr gewillt, so etwas zu vermeiden."
Generelles Verbot – Politik gefordert
Der Fischereiverband sieht derweil jedenfalls auch die Politik gefordert: "Spülungen und Staulegungen (das Öffnen der Staubecken) sollten in gewissen Zeiten tabu sein. Neue Kraftwerke erhalten diesbezüglich meist Auflagen von der Behörde, aber bei den vielen älteren Anlagen fehlen diese oft noch. Die Landespolitik spricht gern von der ökologischen und naturverträglichen Wasserkraft. Es wäre höchste Zeit, hier eine einheitliche Regelung für Tirol zu treffen, um den empfindlichen Fisch-Nachwuchs in den Wintermonaten tatsächlich zu schützen“, so Schähle abschließend.
www.meinbezirk.at
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