Interview
Polit-Urgestein Alfons Rastner leitet Rückzug ein
Alfons Rastner ist einer der wichtigsten Akteure im Wipptal. Ab sofort schraubt er zurück. Damit er "in Ruhe in den Ruhestand gehen" kann, will er noch einiges ordnen.
BEZIRKSBLATT: Herr Rastner, stimmt es, dass Sie ans Aufhören denken?
Rastner: Ja. Als Klärwärter und Geschäftsführer des Heizwerks bin ich bereits in Pension. Den kompletten politischen Rückzug strebe ich bis zu meinem 65. Geburtstag im Oktober 2021 an.
Seit 1992 Bürgermeister, seit 18 Jahren Planungsverbandschef – wie sieht das Resümee aus?
Ich darf nicht jammern. Aber ich muss feststellen, dass sich die Arbeit der Bürgermeister inzwischen verdoppelt hat. Speziell der Verwaltungsaufwand ist immens. Hier wird es eine Umstellung geben müssen – so, dass man das Bürgermeisteramt als Hauptjob ausführen kann. Das ist sicher auch ein Punkt, der in Richtung Kooperationen oder bei uns in Richtung Fusion geht.
Großes "Ja" zur Fusion
Der Zusammenschluss von Matrei, Mühlbachl und Pfons ist heiß diskutiert, eine Volksbefragung geplant. Was sagen Sie etwaigen Kritikern?
Bei uns bietet sich eine Fusion eindeutig an, weil wir sowieso schon sehr vieles gemeinsam haben: Von Schulen über die Postleitzahl bis hin zu Vereinen ist jetzt schon alles gemeindeübergreifend. Manche Gegner glauben wohl, der Einfluss für Anliegen aus der Peripherie sei in einer größeren Gemeinde zu gering. Andere meinen vielleicht, sie würden einen politischen Machtverlust erleiden. Allen muss man klar widersprechen, denn im zukünftigen Gemeinderat müssen natürlich alle drei (verbleibenden) Katastralgemeinden entsprechend vertreten sein. Nicht zuletzt sollte eine Fusion auch einen finanziellen Vorteil bringen.
Zurück zur Mühlbachler Kommunalpolitik: Hatten Sie seit 1992 stets die Mehrheit im Gemeinderat?
Zuletzt ist es nur mit einer Koppelung mit der Liste von Vizebgm. Christian Papes gegangen, aber ansonsten hatte ich immer die Absolute. Deshalb haben wir auch viel weitergebracht. Dazu gehört das Großprojekt Sillverbauung, das wir heuer nach 20 Jahren fertigstellen. Was uns auch gelungen ist, ist der soziale Wohnbau: In meiner Ära haben wir sicher an die 100 Wohnungen errichten können und sind weiterhin dabei, entsprechende Flächen zu reservieren. Und es haben sich neue Betriebe angesiedelt – die Zahl der Arbeitsplätze hat sich fast verdoppelt. Das wirkt sich natürlich auch auf die Kommunalsteuer aus. Am meisten freut mich als Noch-Verbandsobmann, dass das Altersheim Annaheim tipptopp dasteht. Wir sind jetzt tirolweit an vorderster Linie – der Weg dorthin war nicht immer einfach. Nicht zu vergessen die Revitalisierung von Schloss Trautson: Toll, dass die in Schwung gekommen ist. Ideen dafür gab es ja schon sehr lange.
Letzteres könnte eines der Vorzeige-Leader-Projekte werden ...
Richtig. Auch das Mühlendorf Gschnitz gehört nach wie vor zu den Aushängeschildern. Zudem konnte mit Leader und Interreg im Kleinen allerhand umgesetzt werden. Ohne die Gelder wäre vieles davon nicht möglich bzw. finanzierbar gewesen. Die angedachte gemeinsame Bewerbung mit dem Stubai für die nächste Förderperiode macht aus meiner Sicht ebenfalls Sinn. Der neue Talmanager wird sich diesbezüglich mit regionsübergreifenden Themen befassen.
Ist die Zusammenarbeit im Planungsverband genauso gut?
Ja. Der PV Wipptal ist sehr aktiv und wickelt inzwischen immer mehr Aufgaben ab – von der Abgeltung für die Sondermaut Lkw über den zusätzlichen Busverkehr Stubai-Wipptal bis zum Radwegausbau. Wir sind ja seit zwei Jahren auch operativ mit einem eigenen Haushalt tätig. Die Zusammenarbeit wird auch auf dieser Ebene immer wichtiger.
Was ist Ihnen nicht so gelungen?
Wo wir noch nicht zufrieden sind, ist die Verkehrsentwicklung. Hier zeigt sich, dass die Entscheidung für den Brennerbasistunnel richtig war. Gut, dass wir damals so viel Druck gemacht haben – der BBT ist die einzig realistische Chance, dass wir mittelfristig eine echte Entlastung zustande bringen. Ich bin ja der Meinung, dass wir nicht nur den Schwer-, sondern auch den Reiseverkehr auf die Schiene verlagern könnten. So, wie es jetzt ist, ist es jedenfalls viel zu viel. Das geht sich nicht mehr aus. Der Beschluss für das neue Fahrverbot im niederrangigen Straßennetz an Wochenenden ist allerdings eine Maßnahme, die große Verbesserungen bringt. Da sind wir dem Land auch dankbar, dass trotz Unkenrufen der Mut aufgebracht wurde, das durchzusetzen.
www.meinbezirk.at
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